DER GOTZERHOF BEI ENGLBURG

Ritter Puchberg auf Englburg war ein leidenschaftlicher Jäger und ein unerbittlicher Feind der Wilddiebe, die er mit barbarischer Strenge bestrafte. Als er einst wieder jagend durch den Forst streifte, sah er im Dickicht einen Mann auf einem Baumstrunk sitzen, der auf Wild zu lauern schien. Ohne sich lange zu besinnen, stürzte er auf ihn los und schlug ihn mit einem fürchterlichen Hiebe zu Boden. Da ertönte in der Nähe ein entsetzliches Jammergeschrei und ein Mädchen stürzte wie wahnsinnig auf den Toten, dessen Blut das Moos des Waldes färbte. Es war die Tochter des Erschlagenen. Sie war mit ihrem armen, blinden Vater in den Wald gegangen, um Holz zu sammeln. Wilhelm von Puchberg geriet fast in Verzweiflung über seine unselige Tat und suchte sie dadurch einigermaßen zu sühnen, daß er der armen Waise das Stück Land, auf dem ihr Vater einen so schrecklichen Tod gefunden, schenkte. Er ließ ihr dort auch ein Haus erbauen, das zum ewigen Andenken an ihren lieben Vater Gotthard das Gotthardhaus oder der Gotthardhof genannt wurde. Das Volk benennt ihn Gotzerhof.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen