DER FALTERWARTL

Unsere Großeltern noch hatten den Brauch, alle ihre Grundstücke, Felder, Wiesen und Wälder zu umzäunen. Durchführende Fahr- und Fußwege waren durch sogenannte Falter (Falltüren) zu nehmen. Aus jenen Zeiten erzählt man sich häufig von nächtlichen Reitern ohne Kopf, von Schimmeln, die mit und ohne Kopf herrenlos ihres Weges trabten. Dazu erzählt man auch, daß jedesmal, so oft diese unheimlichen Menschen- und Tiergestalten, die natürlich nichts anderes als Weizen sein konnten oder gar der Teufel selber, an solche Umzäunungen kamen, sich die Falter von selbst öffneten und schlossen.

Im Bürgerwalde bei Eggenfelden aber war öfters ein Mann zu sehen, der dem ankommenden Reiter ohne Kopf immer die Falter öffnete, hinter ihm schloß und dann mit ihm verschwand. Diesen sonderbaren Pförtner nannte man den "Falterwartl".

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen