DER BILMESSCHNEIDER

In Neukirchen bei Heiligenblut geht der Bilmesschneider häufig am Fronleichnamstage um. Er reitet während des Aveläutens auf einem Ziegenbock durch die Felder. Alles Getreide, das der gefräßige Bock während dieser Zeit abbeißen kann, nimmt der Bilmesschneider mit. Sache des Mesners ist es nun, am Fronleichnamstag das Aveläuten soviel als möglich zu kürzen.

In Bodenkirchen, Bezirksamt Vilsbiburg, nennt man den Bilmesschneider Binsenschneider und sagt, daß er den "Durchschnitt" mache.

Auch um Waldkirchen spricht man vom Durchschnitt und läßt das vom Durchschnitt heimgesuchte Feld vom Geistlichen benedizieren. Bei den vom Bilmesschneider heimgesuchten Feldern führt gewöhnlich eine Spur von einer Ecke zur anderen und eine zweite Spur kreuzt die erste.

(Friedrich Wenz schreibt, daß nur Korn- und Leinäcker betroffen würden, wir haben jedoch im unteren Bayerischen Walde den Durchschnitt mehrmals auf Haberfeldern beobachtet.)

In anderen Gegenden heißt es, der auf einem Ziegenbock reitende Bilmesschneider habe an den Füßen goldene Sicheln angeschnallt, mit denen er beim Durchreiten der Felder die Ähren abschneidet.

Drei Juninächte sind ihm besonders günstig: die an St. Vitus (Veit), "Sonnwend" und "Peter und Paul". *) Den Bilmesschneider oder Bilmesreiter kann man nur sehen, wenn man an den genannten Tagen vor Sonnenaufgang aus einer Ecke des Ackers ein Stück Rasen sticht und es auf das Haupt legt, damit man so unter der Erde sich befindet.

*) in anderen Gegenden kommen in Betracht: Fronleichnam, Johanni (Sonnwenden) und Peter und Paul.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen