DAS BRUNNENBARBEL

Im Jahr 1610 wallfahrtete eine fromme Jungfrau namens Barbara aus Bischofsteinitz nach Neukirchen hl. Blut. Sie war krüppelhaft und suchte hier Heilung. Da erschien ihr im Schlafe Maria und sprach: "gehe zum nächsten Feldhügel, grabe mit deinen lahmen Händen die Erde auf und forsche nach dem Keckwasser". Barbara schleppte sich am nächsten Morgen den Hügel hinan und begann ein Grübchen zu graben, aus dem alsbald eine muntere Quelle keck hervorfloß. Sie wusch sich mit diesem Wasser und wurde geheilt. Lange Jahre blieb sie in der Gegend und verteilte das Wasser des neuen Heilbrünnleins an die Wallfahrer, weshalb man sie Brunnenbarbel nannte. Später kam der Geiz über sie und sie wollte das Wasser nur mehr gegen Erlag eines Brunnenpfennigs abgeben. Darauf versiegte die Quelle, bis sie Gott aufrichtig um Verzeihung bat. Die Quelle wurde nach Jahren ummauert und mit einer Kapelle überbaut, die der hl. Mutter Anna als Schutzpatronin anempfohlen wurde.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen