Die Teufelsmühle

Im Orte Geiselbach entspringt ein Bach, der den gleichen Namen trägt wie das Dorf, also der Geiselbach. Er fließt in südwestlicher Richtung und mündet bei Brücken in die Kahl. Dem Hauptteil des Tälchens, das ganz von hohem Wald umgeben ist, bildet der sogenannte Teufelsgrund, der ist von einer wilden unheimlichen Naturschönheit und bis in die neuere Zeit als Unterschlupf für Gespenster und Geister verrufen gewesen. In dieser abgelegenen Talstrecke stand einst eine Mühle, die Teufelsmühle. Es ist schon lange her, dass sich ihr Rad mit lustigem Klappern drehte; die Mühle ist verfallen, über ihrem Gemäuer wuchert Moos und Gras, und niemand mehr schüttet Getreide in den Mahlgang. Wie kam es zum Verfall der Mühle? Wer trug die Schuld daran?

Da wird nun von den Leuten der Umgegend erzählt, es wäre einstmals zur Verstärkung der Hauswand und zum Schütze der Mühle eine Mauer errichtet worden. Allein diese Mauer hätte dem Druck des Wassers nicht standgehalten, und sooft man sie auch neu errichtete, es zeigte sich trotzdem wieder ein Spalt darinnen. Das erschien den Leuten unerklärlich, und sie meinten hernach, es ginge nicht mit rechten Dingen zu, und der Leibhaftige müsse dabei sein Spiel treiben. Er hätte, sagten sie, das Loch durch die Mauer gebrochen, um in nächtlicher Stunde hindurchschlüpfen zu können. Die Folge war nun, dass die Mühle in Verruf geriet, gemieden ward und schließlich verfiel. Sie wurde dann in der ganzen Gegend bloß die Teufelsmühle genannt. Auf ihren Ruinen wurde vor einiger Zeit ein Blockhaus errichtet, das den Wandergruppen und Jägern eine Unterkunft zur Rast bot.

Jetzt hat sich dort erfreulicherweise auch eine Erfrischungsstation auf getan, und die Wanderlustigen können sich nicht bloß ausruhen, sondern sich auch an erfrischenden Getränken laben.

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 80