Straf Gottes

Da war einmal, vor über hundert Jahren, draußen im Dorfe Hausen bei Obernburg ein fremder Soldat einquartiert, der hatte seinem Pferde Tag für Tag die Halme mit den vollen Ähren untergestreut. Der Bauer bat, dass der Fremde doch nur blankes Stroh auf den Stallboden breiten möge. Allein jener kümmerte sich um kein Bitten und Betteln, sondern lachte noch und warf dem Gaul immer wieder ährenschweres Getreide unter die Füße.

Der Bauer hatte selbst nichts mehr zu nagen und zu beißen und war bald am Verhungern. Aber der Gaul zerstampfte mit den Hufen die vielen schönen, goldgelben Körner. Und in seinem Zorne rief und drohte jetzt der Bauersmann: "So etwas ist Frevel getan und Sünde! Wart' nur, unser Herrgott ist auch noch da!"

Nun führte der Soldat sein Pferd jeden Mittag zum Tränken an den Brunnen hin. Um den Brunnen lagen Bretter, die den tiefen Schacht verdeckten.

Als der Soldat eines Tages sein Pferd wieder bei der Tränke hatte und auf den Bretterbohlen stand, gab plötzlich ein Brett nach - war's denn morsch gewesen? -, und krach! purzelte der Mann in den Brunnen hinab; platsch! Und der Unhold fand tief unten ein nasses Grab.

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 102f