Die Homburger Hungersteine

Einstens kam über das Land am Main eine schreckliche Dürrezeit. Die Quellen trockneten aus. Die Brünnlein versiegten: Hoch lag Staub auf allen Wegen. Die Feldfrucht starb ab, und das Gras verdorrte. Selbst auf den Mainwiesen wuchs kein Gräslein mehr. Hunger und Durst quälten Mensch und Vieh und das wilde Getier.

Das Wasser des Mains sank immer tiefer. Sein Bett war trostlos und öde geworden. Eines Morgens sahen die Homburger, dass nächst den Hallenwiesen, etwa eine Viertelstunde südwestlich von Homburg, die Spitzen von Steinen aus dem Main ragten. Und weil die Trockenheit viele Wochen, ja, den ganzen Sommer über anhielt, sank das Wasser des Mains immer noch tiefer, und bald standen die Steine aus dem Wasser.

Damals soll nun, so wird erzählt, ein Homburger Mann in den Main hinausgegangen sein und in die Wand eines dieser Hungersteine einen Spruch eingemeißelt haben:

"Wenn ihr mich seht, so müsst ihr weinen."

Heinrich Nuber

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 152f