Der Klopfgeist im Reichersbeurer Schloß

An den Quatembern und zu anderen heiligen Zeiten hat man in den großen Zimmern und Gängen des Schlosses zu Reichersbeuern ein gewaltiges Krachen vernommen und nicht gewußt, woher es kam. Eine frühere Schloßverwaltersfrau hatte auf dem Sterbebett ihrer Tochter Margaretha 100 Gulden zur Stiftung einer Messe für ihre abgeleibte Seele übergeben, diese aber verwandte das Geld auf Hoffahrt und Kleiderpracht. Darum ist sie verdammt, umzugehen. Einem Hofbauer, der vorbeiging, erschien die Margreth einmal als Klopfgeist am Fenster und bat jämmerlich um Hilfe. Da ließ man einen Franziskaner kommen und sie in Gegenwart von drei anderen Männern beschwören. Seitdem wurde am Tage der unschuldigen Kinder ein Jahrtag in der Schloßkapelle für ihre Mutter gelesen. Der letzte Schloßherr wollte den Jahrtag abstellen, aber da geschah allerlei, so daß er ihn wieder feiern ließ.

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;