24. Das Zwerglein mit dem Strauß.
In Mooshausen hatte einst ein Musikant auf seiner Geige zum Tanze aufgespielt.
Als er nun nachts heimging, bemerkte er halbwegs zwischen Mooshausen und
Marstetten auf einmal ein kleinwinziges Männlein, das an den blühenden
Schlehenbäumchen und Gesträuchen hinaufkletterte und Blüten
abpflückte. Dann kam es zu ihm heran und bot ihm ein Sträußlein
von solchen Blüten dar. "So, so!" sprach der Musikant und
nahm es ihm ab, "meinem Weible auch noch ein Sträußle!"
Das Männlein sprang aber darauf ganz wild und zornig fort und verschwand
alsbald. Als der Geigersmann zu Hause das Sträußchen überreichte
und alles erzählte, machte ihm das Weib Vorwürfe und sprach:
"Hättest du gesagt: Vergelt's Gott, dann hättest du das
Männle erlösen können." Nun war ihm klar, warum das
Männle so wild und zornig davongesprungen war.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen,
Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt
von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 24, S. 32.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.