39. Die Mirakelbilder zu Wildberg.

An der Emporkirche der Kapelle zu Wildberg sieht man ein Gemälde, welches die Geschichte darstellt, wie ehedem drei aus der zerstörten Kapelle stammende hölzerne Bilder, nämlich Christus am Kreuz, St. Sebastian und St. Rochus, nach langem Unbeachtetsein wieder zu Ehren gekommen sind. Die Sage und eine Inschrift zu Seiten des Bildes berichten darüber folgendes:

Um das Jahr 1596 lag die Kapelle zerstört und in Verfall geraten darnieder, und auch die drei genannten hölzernen Bilder, die in derselben gestanden hatten, wurden von den Bewohnern keiner weiteren Beachtung mehr gewürdigt, so daß sie zuletzt sogar als Spielzeug von den Kindern im Dorf herumgeschleift wurden. Als nun einmal unter ihnen wegen des Sebastianbildes ein arger Zank und Streit entstanden war, wollte diesen der damalige "Hauptmann" Martin Stadler dadurch schlichten und künftighin unmöglich machen, daß er den sich balgenden Kindern das beschädigte Bild wegnahm und es ins Ofenfeuer warf. Da geschah aber das wunderbare Ereignis, daß das Bild aus dem Ofen sprang und gänzlich von den Flammen unversehrt und ohne Brandmal geblieben war. Darob entstand großes Aufsehen, und nun nahm man sich auch der anderen beiden Bilder wieder an, und sie wurden zur Verehrung zusammen auf einem "Bildstock" aufgestellt, wo sie bis zum Jahre 1639 verblieben.

Auch die in Trümmern liegende Kapelle wurde endlich von der Gemeinde wieder aufgebaut und zu Ehren der Heiligen Sebastian und Rochus eingeweiht, und noch heutzutage betet man in derselben alle Abend einen Rosenkranz.

Eine Sage erzählt auch, daß einmal ein großer Sterbat in Wildberg ausgebrochen sei, besonders unter dem Vieh. Da habe man um die Kirche einen Zaun herumgezogen und das Gelübde getan, jene Kuh, welche den Zaun zuerst überspringe, oder durch denselben durchbreche, solle zu Ehren der genannten Heiligen "geopfert werden", d. h. man wolle sie verkaufen und das Geld der Kapelle zueignen, was hernach auch geschehen sei.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 39, S. 48 - 49.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.