30. Trudd holt Feuer.
Ein Bräuknecht von Hindelang wollte nie an die Trudden glauben;
er spottete oft darüber und sagte einmal: "Wenn es ein solches
Schindluder gibt, so soll sie gerade kommen und mich nachts drücken,
soviel sie will." Als er nun nachts im Bette lag, merkte er, daß
etwas zum Fenster hereinkam, und auf einmal empfand er einen fürchterlichen
Druck auf der Brust, daß er sich nicht rühren konnte und auch
nicht schreien. Endlich aber ließ der Druck nach, daß er sich
etwas bewegen konnte, und da warf er der fliegenden Trudd, an die er nun
glauben gelernt hatte, ein Kissen nach und rief: "Komm morgen und
hol ein Feuer!" Richtig kam am Morgen schon zeitig ein Weib und holte
für ihr Bügeleisen im Bräuhaus ein Feuer und ward dadurch
als Trudd erkannt.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen,
Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt
von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 30, S. 36.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.