49. Nächtlicher Spuk bei Bidingen.

Ein schon im Jahre 1827 verstorbener Bauer von Bidingen erzählte seinen Kindern oft von gar sonderbaren Erscheinungen, die er in seinen jüngeren Jahren öfters gesehen haben wollte, wenn er des Nachts das Vieh hütete. Da kamen Hennen und verwandelten sich vor seinen Augen in Enten, dann in Gänse und verschwanden, oder er erblickte Männer ohne Kopf, denen das Feuer zwischen den Rippen herausbrannte, wohl auch weißgekleidete Gestalten oder solche in scheckigen und schwarzen Gewändern.

Als er später einmal am frühesten Morgen im Walde bei Bidingen der Jagd oblag und auf dem Anstände war, kamen auf einmal kleine Gestalten mit wackeligem Gange, wie sonst die Enten zu gehen pflegen, daher. Als sie sich mehr näherten, erschienen sie ihm nun als Kinder, die mit weißen, schwarzen oder scheckigen Schürzen bekleidet waren. Sobald aber von Bidingen her die Betglocke ertönte, war die Erscheinung plötzlich verschwunden.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 49, S. 57.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.