56. Die schlafende Armee.

Ein Mann von Tannheim ging in den vierziger Jahren einmal nachts spät von Zöbeln heim. Als er an der "tiefen Lache" vorbeikam, die in der Nähe der Straße ist, zog zu beiden Seiten der Straße eine Menge Militär an ihm vorbei. Es war ein langer, langer Zug, der in Reih und Glied da auf dem Felde neben dem Wege an ihm vorbeimarschierte, während er auf der Straße weiterging. Als der schweigsame Zug an ihm vorbei war, winkte ihm der letzte des Zuges noch zu. Da überkam ihn eine grenzenlose Furcht, und er eilte, so schnell er konnte, heim. Von der Stunde an war aber der Mann nie mehr gesund, und nach drei Jahren starb er. Es hieß, das sei die "schlafende Armee" gewesen.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 56, S. 62.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.