57. Nächtlicher Waffenlärm in den Schloßruinen Ratzenried.

In den Ruinen des ehedem starken und geräumigen Schlosses Ratzenried, dessen Mauerüberreste jetzt noch überaus fest sind, angeblich, weil man bei der Aufführung des Baues den Mörtel mit Wein angemacht habe, war es früher oft nicht ganz richtig, besonders in den Nächten von Allerheiligen und Allerseelen. Man sah da öfters eine mit sechs Schimmeln bespannte Chaise herumfahren, vernahm Hufschläge von Reiterei und Klirren von Rüstungen, und so glaubte man, die alten Ritter würden da erscheinen und Spuk treiben. Wenn das jedesmal eine Zeitlang gedauert hatte, vernahm man darauf in dem nahen Schloßweiher einen mächtigen "Pflumpfer", und alles war dann wieder still. Man glaubte daher, Gefährte und Ritter hätten sich zuletzt jedesmal von der Höhe herab in den Weiher gestürzt.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 57, S. 62 - 63.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.