180. Der Zauberer in der Plattenmühle bei Höfen.

In der Plattenmühle bei Höfen am Lech hatte man ehedem einen Mahlknecht eingestellt, von dem es bald hieß, daß er mit bösen Mächten in Verbindung stehe und mit deren Hilfe imstande sei, allerhand Zauberstückchen auszuführen. Da hörte nun einmal in der heiligen Nacht die Müllerin das Mühlwerk gehen und weckte darum sogleich den Müller, daß er doch nachsehe, wie das komme und was denn sei. Als derselbe nun in die Mühle trat, fand er den Mahlknecht beim Werk, das im vollen Gange war. Was da aber gemahlen wurde, war nicht etwa Korn oder Haber, sondern Gold; denn anstatt des Mehles kamen haufenweise blanke neue Goldmünzen zum Vorschein, mit denen der Knecht einen Sack um den andern anfüllte, und davon es schon vierundzwanzig waren, die voll aufgehäuft ringsum aufgestellt dastanden. Den rechtschaffenen Müller aber erfaßte darob solches Grausen, daß er auf der Stelle den Knecht mit all seinem Teufelsgeld auf und davon jagte.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 180, S. 188.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.