210. Monstranzkichra.
Es gibt "Kichra" (Bohnen), die innen, wenn man sie quer entzweischneidet,
auf der Durchschnittsfläche deutlich das Bild einer Monstranz zeigen.
Über die Herkunft dieses Bildes erzählte man früher folgendes:
Ein Dieb stahl einmal in einer Kirche, wo er den Tabernakel erbrach, eine
Monstranz mitsamt der hl. Hostie, und weil er nicht gleich einen Hehler
fand, der das Heiligtum abgenommen hätte, vergrub er es in einem
Garten unter einem Kichrastock. Später hatte er keine Gelegenheit
mehr dasselbe zu holen, und so verblieb es unbeachtet in der Erde. Da
geschah das Wunder, daß die Früchte des Stockes im Innern alle
das Bildnis der gestohlenen Monstranz zeigten. Man forschte nach und fand
sie nun im Wurzelwerke des Bohnenstockes, von wo man sie im feierlichen
Zuge zur Kirche verbrachte. Seitdem aber zeigen alle Bohnen dieser Gattung
im Querschnitt das Bild einer Monstranz.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 210, S. 215.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.