297. Der Hochgreuter Hecht.

Die Hochgreuter hatten einmal in einem Netze einen Hecht gefangen, kannten aber nicht, was das sei. Zuletzt hielten sie das spitzige Maul für einen Schnabel und glaubten nun, es sei ihnen da ein recht seltsamer Vogel ins Netz gegangen, der gewiß recht schön singen könne. Deshalb verbrachten sie ihn sogleich in ein Vogelkäfig, und da nun das Tier wegen Wassermangels das Maul aufzusperren und zu schnappen begann, so schrien sie alle: "Luegat do, er macht schon den Schnabel auf und will 's Singen probieren!"

Seitdem ist der "Greuter Hecht" sprichwörtlich geworden, und wenn einer recht kleinlaut und sinnend dortsitzt, sagt man: "Der sitzt dort wie der Greuter Hecht und dicht't," wie man denn überhaupt die Hochgreuter früher oft "Hechte" hieß.


Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 297, S. 305f.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.