120. Hexe in der Windsbraut.

Dem alten Wex zu Bolfterlang kam in der Heuernte einmal die Windsbraut ins Heu und nahm ihm ganze Schochen mit. Man glaubte aber früher vielfach, daß die Windsbraut ein Hexenwerk sei und in ihr unsichtbarerweise eine Hexe stecke, und so zog der Wex sein scharf geschliffenes Stechmesser und warf es zornig in den Luftwirbel. Siehe da, es "schmatzte" förmlich, wie wenn es in einen Leib eingedrungen wäre. Als es wieder zu Boden gefallen, war es blutig, und so wußte nun der Mann sicher, daß er die Hexe richtig getroffen hatte. Diese hat sich aber an ihm gerächt, denn von da an mußte er krumm gehen, und dies seiner Lebtag.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 120, S. 126 - 127.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.