215. Christus und das Erdbeerweiblein.

Auf seiner Wanderschaft begegnete der Herr einmal einem Weiblein, das Erdbeeren gebrockt hatte und sie im Kratten (süddt.: kleiner, enger, tiefer Korb) heimtrug. Da fragte sie Christus, was sie da drin habe. Das Weiblein aber meinte schätzwohl, sie müßte etwas davon herschenken, wenn sie es sage, und so antwortete sie: "Nichts!" Da sprach der Herr: "Gut, dann soll es auch nichts sein!" Seitdem fueren die Erdbeeren nicht mehr, das heißt, sie haben keine Nährkraft und sättigen nicht mehr, man mag davon essen, soviel man will. Es ist immer, als ob man nichts gegessen habe.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 215, S. 222.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.