71. Der Buchjäger bei Bidingen.

Eine Viertelstunde südlich von Bidingen liegt das Ortchen Weiler mit dem schön gelegenen und weithin sichtbaren nahen Kalvarienberge auf einem schmalen Höhenrücken. Östlich davon erhebt sich, nur durch ein schmales Tälchen getrennt, das Gelände steil empor und ist mit Laub- und Nadelholz bewachsen. Diese Waldung heißt "Buch", und hier trieb in früheren Zeiten der "Buchjäger", auch bloß "das Buchjägerle" genannt, sein Wesen. Wenn man des Nachts den Fußweg nach Ebenried ging, kam er gewöhnlich daher oder ließ sich blicken, und dann gerieten die meisten in Furcht und Schrecken, obwohl er niemand etwas zuleide tat. Oft hörte man ihn weithin, selbst bis nach Bidingen, jauchzen; aber man durfte ihm nicht "angeben", sonst war er gleich zur Stelle. Wenn er seinen Jagden oblag, hörte man in dem Walde oft die ganze Nacht hindurch ein Lärmen und Schreien, als ob die größte Treibjagd abgehalten würde. Jetzt ist von dem Buchjäger nur selten mehr die Rede.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 71, S. 75.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.