295. Buchhorner Stückle

Zur Zeit, als Buchhorn am Bodensee noch ein Reichsstädtchen war, war einmal ein so strenger und kalter Winter, daß der ganze Bodensee zufror. Weil aber dies kaum alle hundert Jahre einmal vorkommt, so wollten die Buchhorner das merkwürdige Ereignis für ewige Zeiten dem Andenken der Nachwelt erhalten, gingen mit Stemmeisen hinaus auf die glatte Eisfläche und meißelten in großen, weithin lesbaren Ziffern die Jahreszahl im Eise ein. Wie waren sie aber erstaunt, als im Frühjahr eines Tages die Inschrift mit samt der Eisdecke verschwunden war! Zum Glück hatte man andernorts das Ereignis besser aufgezeichnet, an das aber die Buchhorner nicht mehr erinnert werden mögen.


Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 295, S. 304f.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.