298. Schwank von Balderschwang.
Von den Balderschwangern gehen mancherlei Sagen und Geschichten im Land.
So hat einmal eine gottesfürchtige Mutter ihr Söhnlein vermahnet,
wie es vor jedem Kruzifixe nicht nur das Käpplein abziehen, sondern
auch, wo es gerade sein könnte, dasselbe andächtig küssen
sollte. Das ließ sich der Sohn nicht zweimal gesagt sein und ging
mit guten Vorsätzen seines Weges. Da sah er von ungefähr auf
dem Felde ein eisernes Ding wie ein Kruzifix, es war aber eine Mausfalle.
Allsogleich entblößte das Büblein ehrerbietig sein Haupt
und warf sich nieder, das Kreuzbild zu küssen. Aber wehe! Die Mausfalle
schlägt zu und nimmt dem frommen Büblein die halbe Nase hinweg.
Das hat sich aber dessen nicht allzusehr gegrämt, sondern nur verwundert
ausgerufen: "O g'rechter Herrgott, wie g'schnell bist du!"
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers
"Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"
ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 298,
S. 306.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.