Hexenbutter.
Zu einer Frau in Kippenheim, welche im Rufe der Hexerei stand, kam eines
Tags ein Nachbar, als sie eben Butter stieß. Er bat sie, ihm eine
Sille zu leihen, die zu holen sie auch hinausging, nachdem sie ihm empfohlen
hatte, das Butterfaß ja ruhig stehen zu lassen. Diese Mahnung bewog
ihn gerade, das Faß aufzuheben und genau zu besichtigen, unter welchem
er einen rothen Lappen liegen fand. Von demselben schnitt er ein Stück
ab und steckte es ein, dann legte er das übrige wieder unter das
Faß und ging, als er die Sille erhalten, gleich nach Hause. Dort
schüttete er den wenigen Rahm, welchen er vorfand, in sein Butterfaß,
legte unter dieses das Stück Lappen und hatte, nach kurzem Stoßen,
einen großen, goldgelben Butterklumpen gewonnen. Denselben zeigte
er seiner Frau, indem er ihr den ganzen Hergang erzählte; aber sie
wollte mit solcher Butter nichts zu schaffen haben und auch nicht leiden,
daß ihr Mann sie den nächsten Tag zu Markt bringe. Als sie
darüber beim Nachtessen noch stritten, kam ein grüngekleideter
Herr in die Stube und fragte den Mann: "Nun guter Freund, wie hat
ihm heute das Butterstoßen gefallen?" "Recht gut, ich
habe sehr viele und schöne Butter gewonnen," antwortete der
Mann, worauf der Herr, welcher der Teufel war, ein großes Buch hervorzog
und sagte: "So unterschreibe er sich jetzt auch hierin mit seinem
Blute!" Obgleich durch dies Begehren heftig erschreckt, behielt doch
der Mann so viel Fassung, daß er den Bösen auf den andern Abend
bestellte, wo er die Sache überlegt haben werde. Nachdem derselbe
mit dem Buch fortgegangen war, eilten die Leute zum Pfarrer, erzählten
ihm alles und fragten, was sie thun sollten. "Statt eures Namens
schreibt die Worte: Jesus von Nazareth, König der Juden, mit eurem
Blut ein", gab der Pfarrer zur Antwort. Am nächsten Abend kam
richtig der Teufel, um zu hören, ob der Mann sich unterzeichnen wolle,
worauf dieser sich in den Finger schnitt und anfing, die erwähnten
Worte mit seinem Blut in das Buch zu schreiben. Kaum hatte er aber deren
erstes: Jesus - beendigt, so erhielt er vom Satan einen solchen Schlag,
daß er ohnmächtig niederfiel; dann fuhr jener brüllend
zum Fenster hinaus und riß dessen ganzen Kreuzstock mit. Das Buch
ließ er zurück, und am andern Tag brachte der Mann es dem Pfarrer,
der es verbrannte und dadurch die vielen Leute, welche darin eingeschrieben
waren, von ihrem Bund mit dem Teufel befreite.
Quelle: Bernhard Baader,
Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe
1851, Nr. 107.