Marienkäferchen Klara

Seit Klara sich an ihren ersten Geburtstag erinnern konnte, hatte sie schon drei kleine schwarze Pünktchen am Rücken.

Marienkäferchen Klara © Justyna Piecyk

- Jedes Jahr wird ein Pünktchen auf deinem Flügelchen hinzukommen, am Ende werden es achtzehn Pünktchen und du wirst der erwachsene Marienkäfer, du kannst dann eine Familie gründen und viele Kinder haben… - erklärte die Mutter ihrem Töchterchen.

Das Marienkäferchen wiegt vor der Freude mit dem Kopf und bewunderte mit Stolz jedes neue Pünktchen, das ihm neue Kräfte gab und dadurch erschien ihm, dass es immer erwachsener wurde.

Aber es kam ein Tag … als es bemerkte, dass eines der Pünktchen verschwunden war, und dann das nächste und das nächste. Statt den Pünktchen erschienen auf ihren Flügeln weiße Flecken, die auch die ganze rote Farbe auf ihrem Rücken „gefressen“ haben.

- Was ist denn los? - besann sich die erschrockene Klara. - So werde ich nie achtzehn Punkte bekommen und noch viel schlimmer: sie werden bald ganz verschwunden sein und ich werde ganz weiß und durchsichtig und sogar … unsichtbar.

Sie begann viel Rübensaft zu trinken und rote Himbeeren und Erdbeeren zu essen. Aber der Saft färbte die Flügelchen auf kurze Zeit und dann verschwanden sie durch Wasser als sie badete.

Klaras Eltern begaben sich zum alten, klugen Käfer um ihn um einen Ratschlag zu bitten. Der Käfer hatte schon viel in seinem Leben erlebt und wusste sehr viel.

Der Käfer hörte ihnen aufmerksam zu und dann sagte er: - Ihr müsst das zweite, gleiche Marienkäferchen finden, das wie ein Tropfen eurer Tochter gleichen sollte.

Marienkäferchen Klara © Justyna Piecyk



Nur dieses Marienkäferchen kann einen Teil von seinen Pünktchen für Klara geben und sie so vor dem Verschwinden behüten.

Die Eltern begannen eine intensive Suche. In der gleichen Zeit verlor Klara ihre Kräfte, aber sie gab nicht auf. Sie glaubte inständig, dass sie irgendwann genesen würde und eine Familie gründen könnte und eigene Marienkäferkinder haben würde.

Alle Freunde haben ihnen mit allen ihren Kräften geholfen. Sie fragten überall und suchten ein identisches Marienkäferchen. An ihre Haustür klopften ständig Marienkäferchen, die helfen wollten, aber keine waren wie Klara.

In einer Nacht, während eines heftigen Sturms, hat jemand an die Tür geklopft.

- Lassen Sie mich herein, bitte - bat das stille Stimmchen.

Die Eltern öffneten, weil sie immer hilfsbereit waren und nahmen dieses durchgefrorene und ganz durchnässte Wesen in ihren Schutz. Sie gaben ihm trockene Handtücher und legten es ins Bett. Und sie sind bald eingeschlafen, weil sie sehr zufrieden und müde waren.

Einstweilen trocknete sich das neuangekommene Wesen, wärmte sich und begann sich neugierig umzuschauen. Plötzlich sah es an der Wand das Foto von Klara, das ihr zum Verwechseln ähnlich schaute. Es schrie erstaunt - Oh!!!

Marienkäferchen Klara © Justyna Piecyk

Die Eltern, die schon tief geschlafen hatten, kamen schnell ins Zimmer und erschraken, weil sie nun die Ähnlichkeit des aufgenommenen Marienkäferchens mit ihrer Tochter sahen. Sie baten dieses um Hilfe. Das neue Marienkäferchen schüttelte sich mit den Flügelchen und die Pünktchen fanden von selbst ihren Platz auf den Flügeln von Klara.

Seit jener Zeit in jenem Jahr taucht wieder jährlich auf Klaras Flügelchen ein neuer, schwarzer Punkt auf und als nun erwachsenes Marienkäferchen hat sie jetzt sicher mehr als nur achtzehn Pünktchen…

Quelle: E-Mail-Zusendung am 29. Jänner 2008 von Justyna Piecyk aus Radom in Polen, die in diesem Märchen von einem Mädchen erzählt, das Leukämie hat und einen Knochenmarkspender finden muss.
Justyna Piecyk möchte mit ihren Märchen Kindern, die an Krebs erkrankt sind, helfen.
© Justyna Piecyk, 2008.