Eine "medizinene" Insel

Die Adikininis- oder Caribou-Insel, ein kleines Eiland im nordwestlichen Teil vom Oberen See, besucht kein Indianer, trotzdem diese großartige Schätze bergen und ihre Küste sogar mit Goldsand eingefaßt sein soll. Denn die alten Medizinmänner wissen ganz genau, wie viele böse Manitus jene Kostbarkeiten bewachen, und auch, daß sie das Schifflein eines jeden Wagehalses zerschmettern, der sich mit diebischen Absichten den Wellen anvertraute. Auch gibt es ungeheure Schlangen dort, deren Blicke tödlich sind.

Und doch wurde einst, wie der Reisende Carver erzählt, ein Versuch gemacht, den Geistern ihre Schätze zu entreißen; es hatten sich nämlich die geschicktesten Schiffer zu diesem Plan vereinigt und waren trotz der himmelhohen Wellen schon ziemlich nahe gekommen, als auf einmal ein furchtbar kolossaler Geist aus dem Wasser tauchte und sie zu vernichten drohte. Sie konnten von großem Glück reden, daß sie wieder mit heiler Haut davonkamen. Nachher hütete sich aber jeder vor einem solchen Unternehmen.

Quelle: Karl Knortz, Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas, Jena 1871, Nr 20