Die Strafe Gottes
Erzählung der Apachen
Mächtige Häuptlinge mit großen Armeen beherrschten die Erde. Das Volk war schlecht, stolz und lästerte seinen Schöpfer bei jeder Gelegenheit in so gemeiner Weise, daß sich dieser vornahm, alle Menschen zu vertilgen. Darauf nahm er Sonne, Mond und Sterne vom Himmel und ließ einen entsetzlichen Regen auf die Erde strömen, der alle Tiere und Menschen mit Ausnahme einer kleinen Anzahl, die sich auf den höchsten Berg geflüchtet hatten, ertränkte.
Darunter war auch ein großer Häuptling, der weit und breit
wegen seiner Tapferkeit und Frömmigkeit berühmt war; dieser
forderte nun alle seine Leute auf, mit ihm zu beten und den Großen
Geist zu bewegen, seinen Zorn zu besänftigen und Sonne und Mond wieder
scheinen zu lassen. Aber alle außer ihm wurden mit Stummheit geschlagen.
Der Chief mußte also allein weiterbeten und wurde endlich auch erhört;
die Erde trocknete allmählich wieder unter den Strahlen der wärmenden
Sonne; Gras und Bäume schössen wieder aus ihr hervor, und den
Übriggebliebenen fiel es nie wieder ein, ihren Schöpfer zu lästern.
Quelle: Karl Knortz,
Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas, Jena 1871, Nr 83