Wenn es Gott gefällt

Es war einmal ein Galizier, der lange in Andalusien gearbeitet und sich daselbst viel Geld verdient hatte und nun wieder nach seiner Heimath zurückwanderte. Als er so nahe war, daß ihn nur noch ein kleiner Bach von seinem Dorfe trennte, begegnete ihm ein anderer Wanderer, der zu ihm sprach:

"Wohin, mein Freund?"

"Nach Hause," antwortete ganz fröhlich unser Galizier.

"So es Gott gefällt," erwiederte der Erste fromm und bedächtig.

"Ob's Gott gefällt oder nicht - ich komme doch nach Hause," sagte darauf keck der Galizier, und indem er es kaum gesagt, nahm er einen Anlauf, über das Wasser zu springen und - fiel hinein und ward ein Frosch.

So vergingen zwei Jahre. Da kam eines Tages ein anderer Galizier desselben Dorfes aus der Fremde zurück und wieder erschien jener Wanderer, der schon dem Ersten begegnet.

"Wohin, mein Freund?" sprach der Wanderer.

"Nach Hause," antwortete der Gefragte.

Und siehe! ein Frosch steckte seinen Kopf aus dem Wasser, öffnete sein breites Maul und schrie:

"Wenn es Gott gefällt!"

Kaum hatte er das fromme Wort ausgesprochen, als er auch wieder ein Mensch wurde, der nun vergnügt und fröhlich seinen Weg nach Hause fortsetzen konnte und dort auch glücklich anlangte. Seine Frau traf er ganz gesund, seine Kinder groß und munter und seine Kuh hatte ein prächtiges Kalb. Er bearbeitete fleißig sein Grundstück, pflügte und säete und brachte eine herrliche Ernte ein - Alles, weil es Gott gefiel.

Quelle: Caballero, Fernan: Spanische Volkslieder und Volksreime; Spanische Volks- und Kindermärchen; Einfache Blüthen religiöser Poesie. Nach den von Fernan Caballero gesammelten Originalen ins Deutsche übertragen von Wilhelm Hosäus. Paderborn, 1862.