FLOHFLORIAN

Es war damals, wie die Fleh noch ihra eigenes Haus habn ghabt und jeda Hund sei Herr. Also damals hat bei einem klaanan Hund im Fell a klaana runda schwarza Floh glebt, der hat Flohflorian ghaaßn. Der klaane Hund hat ausgschaut wie die siebn arme Zeitn, und seine Rippn hat man zähln kenna. Der klaane Hund hat von Almosn glebt, und was die Leit nit mehr wolln habn. Aba der klaane schwarze Floh hat sich um das alles nit viel den Schädl vabrochn, denn Blut hat da klaane Hund noch im Leib ghabt, und mehr hat da Flohflorian nit gebraucht.

Wie der klaane Hund aamol von a alten Frau ins Haus is gnomma wordn und anständig mit da Reibbirschtn gwaschn war, hat sich der klaane runde schwarze Floh gedacht: Wassa is mei greßta Feind. Da muß ich schaun und weitagehn! Gleich is a vom Hund ins Nachthemd der Frau ghupst und hat scheen zugschaut, wie da klaane Hund gwaschn is wordn. Am Abend freilich war der Floh im Nachthemd gsteckt und hat rauswolln. Das hat die Frau gspiert und hat ihra Nachthemd auszogn und den Floh gsucht, der ausgschaut hat wie a klaana Pfefferkern. Die Frau siehgt den Floh und grabscht nach ihm, aber der war flink und is scheen ins Bett gschlupft unta die Duchat. Dort hat er rausgschaut auf die Frau, die ihra Hemd iba den Kopf hat ge-zogn. Im Bett is da Floh ruhig gebliebn und hat sich nit griehrt. Die Frau hat den klaanan Hund ins Bett scheen gnomma und auf ihre Fieß glegt, daß sie warm werdn. Da Floh hat alles gsehgn und is zum Hund in Visit ganga und hat sich gut angfreßn. Der Hund war des gwehnt und hat nit gebellt.

In da Frieh, wie die Frau die Wohnung liftat, is da Floh beim Fensta naus ins Fell von aana Katz und is dort eingschlafn. Die Katz war scheen in da Sonna glegn, und des hat dem Floh gut gfalln. Wie sich aba a Maus hat gezeigt, hat da Floh ka Ruh mehr ghabt, und darum hat er sich ans Eck gstellt, bis a Pferd komma is, hops, und obn war a! Des war a Fiakapferd und gut gfittert. Das hat dem Floh sehr gut gfalln, bis ihm da Fiakara die Peitschn iba den Kopf gfetzt hat, daß dem Floh Heern und Sehgn vaganga is. Ganz taamisch war sei Schädl, und im Stall is a weg vom Pferd und ins Schwalbnnest iba die Tir. Da hat ihm aba die Mutta der vier klaana Schwalbn pickn wolln, und hops war er auf die Kuh gsprunga und hat sich angfreßn, und fort war er bei dem scheenen Fräilein, die grad schlafn gehn hat wollen im weißn Nachthemd. Das hat aba dem Floh gfalln, und hops schon war a unterm Nachthemd und das Fräilein scheen gezwickt. Aba die nit faul reißt das Hemd ibam Kopf, sucht den Floh, siehgt ihm, spuckt auf zwaa Finga, greift nach ihm, und hops springt er ins Bett und vasteckt sich untas Polsta. Das Fräilein lauft hin und her mitm Hemd in da Hand und futtert wie a Hex. Aba de Floh riehrt sich nit. Das Fräilein hebt den Polsta und siehgt den schwarzen Punkt aufm Polsta, spuckt in die Finga, aba hops schon war der Floh untam Hemd. Wieda reißt sie das Hemd ibam Kopf, und sehgn'S, da Floh is jetzt zum Fensta, das bißl offen war, und springt dem Nachtwächta ins Gnack, der am Fensta ins Zimma gschaut hat und alles gsehgn hat bei da brennenda Petroleumlampn. Darum soll ma sein Nachthemd nie bei brennenda Lampn aus- und anziehn, weil die Leit sein neigierig und sehgn alles!

Also, da Floh sitzt dem Nachtwächta im Gnack und war zufriedn. So is er durch die Nacht gfiehrt worn bis in da Frieh, wo a dann zu a Schaf gsprunga is, das grad aufn Markt gfiehrt is wordn. Aufn Markt warn aach Schwarzkinstla mit Affn und Barn, und da Floh is zu die Affn ganga, die ihm aba gleich beim Krawattl ghabt habn und fast gfreßn hättn, wenn er nit im letztn Moment zum Bär war gsprunga. Dort hat sich niemand mehr um ihm gekimmat. Und zu Essn war da mehr als zuviel! Da Bär hat sich um den Floh gar nit gekimmat. Und des war aach gut.

Mitm Barn is er dann in a Stadt komma, wo viele Dattlbaama warn und Kamele, die sein herumspaziert wie bei uns die Hähndl im Hof. Das hat dem Floh gfalln, und er is hops a Kamel ins Fell gsprunga und langsam bis zu ihrem Buckel — solche hat das Kamel sogar zwaa ghabt —, und darum, wenn der aane Buckl mied is, soll er sich ausruhn, und so habn sie sich scheen abgwechselt. Das hat dem Floh gut gepaßt, und er war imma auf dem Buckl, der sich ausgruht hat. Von dort obn war die Welt scheena und greßa, und zum Lebn hat er genug ghabt. Der Herr vom Kamel hat a Leintuch umgwicklt ghabt, das war sein Kleid, seine viele Weiba habn alle nur die Augn sehgn lassn. Das hat dem Floh gut gfalln, und darum is a hops zu die viele Weiba ganga und hat sich alles grindlich angschaut. Die sein jedn Tag ins Wassa badn ganga, und ohne Klei da! Das hat dem Floh gfalln, und wenn sie ausm Wassa sei gstiegn und rein warn, hat er leichte Arbeit ghabt. Von da is a aba zurück zum Kamel, denn dort hat ihm kaana gsucht, dort war der Floh in Sicherheit.

Aamol in der Frieh, es war noch halbe Nacht, kommt der Herr und fiehrt das Kamel in Hof, sitzt sich drauf und reitet in die Wüste, wo's nur Himml und Sand gibt. Die Sonna hat gebrennt wie im Backofn! Aba der Herr is scheen grittn bis zu an großas Wassa, wo schon andre mit Kamele warn und Datteln von die Baama gnomma habn. Auf aamol is aba a Löwe erschienen, und alle sein fortglaufn, nur da Floh nit. Er hat den Löwn gfragt: „Herr Kenig, derf ich dableibn?" Und der Löwe hat geschmunzelt wie a Hutschpferd: „Du kannst, Flöhchen. Aber wovon willst du leben?" „Es wird schon gehn, Herr Kenig."

So is da Flohflorian mitm Löwn ganga, und bald warn sie im altn Wald, wo die Affn nur so gwimmlt und gschrien habn. Jeda hat dem Löwn scheen gegrießt, aach da Tiger und die Wildkatz, und hops sitzt der Floh im Fell von a Wildkatz. Da hat er a Lebn ghabt wie im Paradies! Aba alles geht zu End, aach des scheene Lebn. A Mann hat die Wildkatz gfanga und weggetragn ibas Meer und weita. Da Flohflorian is aba mitganga. Auf aamol sein sie in a Stadt komma, wo die Häisa heha sein wie da Josefstädter Kirchnturm. Ja, soweit is da klaane runde schwarze Floh aus da Rosngassn komma. Von dort hat niemand mehr etwas iba ihm ghert, und wer waiaß, ob er noch lebt und die Leit zwickt.

Aba es is gut, a Floh zu sein, dann siehgt ma die Welt ohne Geld und lebt imma von andere und wird darum aach noch getragn. Ich mecht aba doch ka Floh sein, lieba arbeit ich und spiel Harmonika und sag Eich jetzt alle: Geht'S scheen z'Haus, alles is aus, und a Floh is ka Maus, und morgn, wenn ma noch lebn, fängt's von vorn an!

(Es sei noch gesagt, es war in meiner Kindheit üblich, vor dem Schlafengehen das Nachthemd nach Flöhen zu durchsuchen. Ich hörte oft darüber sprechen, und es gab dazu manche lustige Flohgeschichte in der Rosengasse.)

(Nach Anton Kuncz aus Neufreidorf aufgezeichnet von Hans Mokka)

Quelle: Banater Volksgut, Erster Band, Märchen, Sagen und Schwänke, Herausgegeben von Walther Konschitzky und Hugo Hausl, Bukarest 1979, Seite 29