DIE BEIDEN MUSIKANTEN

In einem Städtchen lebten einst zwei Musikanten. Meister Fiedelbogen nannten sie den einen und den andern Meister Brummbaß. Beide hielten gute Kameradschaft, keiner hatte Grund zum Neide: Ihre Kunst stand nicht gar hoch und Schicksals Laune fügte es, daß jeder bucklig war. Der heitere Freund Fiedelbogen trug geduldig seine Bürde, Herr Brummbaß aber lebte sich und andern zum Verdruß.

Einst kehrte Fiedelbogen nachts von einer Hochzeitsfeier heim und stieß im Wald auf eine Wiese, die er nie vorher gesehen hatte. Heller Mondschein zeigte ihm hier viele Zwerge, die sich sichtlich plagten, zum Gesang zu tanzen. Aber ihre Stimmlein waren viel zu schwach und ungeschult, so daß das Spiel trotz Fleiß und Mühe nicht gelang.

Im Anfang heimlich und dann immer dreister half Freund Fiedelbogen bald mit seiner klaren Männerstimme, bald mit seiner Geige Takt und Weise finden, und das Volk ergötzte sich noch lange mit Gesang und Tanz. Als Lied und Spiel zu Ende war, umringten flugs die Zwerge unsern Meister, dankten ihm für seine Hilfe tief gerührt und fragten, welchen Wunsch sie ihm erfüllen sollten.

Doch der anspruchslose Musikant vermochte lange nichts zu sagen; endlich aber fiel ihm ein, daß seine Braut, die ihn trotz seines Höckers herzlich liebte, ganz gewiß noch froher wäre, käme er mit gradem Rücken heim. "Den Buckel möcht' ich gerne los sein", schluchzte Meister Fiedelbogen schämig zaghaft - und im Augenblicke sprangen drei, vier Zwerglein unserm Musikanten auf den Rücken, hoben seinen Höcker ab und trugen ihn davon. Im nächsten Augenblicke war das Zwergenvolk verschwunden, frei und leicht und dankerfüllt schritt Meister Fiedelbogen heim, von jedermann im Städtchen kaum erkannt und wortlos angestaunt, von seiner Braut aufs innigste begrüßt.

Sein Zunftgenosse Brummbaß ließ sich das Geschehnis haargenau erzählen, denn er hatte ja den gleichen Wunsch. Kaum war der nächste Vollmondabend angebrochen, da eilte Brummbaß nach dem wohlbekannten Wald hinaus und fand auch die noch nie gekannte Wiese. Aber viel zu früh erschienen, mußte er gar lange warten, fror und hungerte und wurde darum sehr verdrießlich.

Als die Zwerge endlich kamen, reizte ihn ihr Frohsinn nur noch mehr, und sein erwachter Mißmut riß ihn hin, ihr schlichtes Tanzlied arg zu schelten. Kindlich unerfahren oder aber schlau und schalkhaft deuteten die Zwerge seine harten Worte nur als Schmerzensrufe, fragten immer wieder, was ihm fehle, und er gab in seiner barschen Art zur Antwort: "Ach, der Buckel!" Und die Männlein, sei's, als hätten sie ihn mißverstanden, sei's, als wollten sie sich rächen, schleppten Fiedelbogens Höcker rasch herbei und hefteten ihn sehr geschickt dem Meister Brummbaß unter seinen alten Buckel.

Doppelt schwer beladen und verzweifelt schlich der Arme heim, doch fand er nur bei seinem Freunde Fiedelbogen Trost und Mitleid. Als der Spott der lieben Nachbarschaft kein Ende nehmen wollte, wanderte er aus; das war am selben Tag, da Meister Fiedelbogen Hochzeit hielt.


Quelle: Die schönsten Märchen aus Österreich, o. A., o. J.,