ÖSTERREICHISCHE MODERNE SAGEN

Die wohl bekanntesten österreichischen modernen Sagen handeln über die Verwechslung von Österreich mit Australien, erklärbar durch die englischen Bezeichnungen "Austria" und "Australia".

Austria - Australia Post, © Wolfgang Morscher
Brief aus Holland via Brisbane, Australien
© Wolfgang Morscher

Von möglicherweise fehlgeleiteter Post, die mit monatelanger Verspätung mit dem Vermerk "Wien not known in Australia" ankommen würde, bis zu unangenehmen Verwechslungen, etwa von Gepäck an Flughäfen wird erzählt.

No Kangaroos in Austria, T-Shirt
Der Autor mit 'No Kangaroos in Austria' - T-Shirt
© Wolfgang Morscher

Zumindest auf Souvenir-T-Shirts "There are no Kangoroos in Austria" wird auf die mögliche Verwechslungsgefahr warnend hingewiesen.

Michael Huber schreibt am 4. August 2006:

Ich habe selbst vor ca. 10 Jahren als Schüler in den Ferien in der Briefumleitung eines großen Postzentrums in Wien gearbeitet. Wir haben täglich (!) 1-2 große Postsäcke mit hunderten Briefen aus Australien bekommen, die alle aus aller Welt falsch nach Australien geschickt wurden. Die Post in Australien sammelt diese offenbar zentral und schickt sie gemeinsam in den Säcken nach Österreich.

Olaf Apel aus Berlin, schreibt am 11. April 2003 folgende Erfahrungen:

Die Verwechslung von Austria mit Australia konnte ich - trotz deutscher Nationalität - einmal selbst mitlerleben, als ich einen Österreicher in New York kennenlernte, der mir berichtete, das ihm das in den USA schon oft passiert sei.
Da ich zunächst etwas ungläubig war, machte er mit mir die Probe aufs Exempel, indem wir zusammen in einen Zeitschriftenladen gingen, wo er fragte, ob es wohl "magazines from Austria" gebe. Die alles beweisende Gegenfrage des verdutzten Verkäufers kam promp: "You mean Australia?"
Offenbar lässt sich das Problem auch nicht durch größere geographische Nähe beheben: Ein weiterer Österreicher erzählte mir, dass es ihm in Russland passiert sei, dass jemand sicherheitshalber noch einmal nachfragte, ob er nicht "iz avstralii" (aus Australien) käme, nachdem er - nach seiner Nationalität gefragt - erwidert hatte: "Ja iz avstrii." (Ich bin aus Österreich.)

Die Frage ist, was sagen die Australier dazu? Gelegenheit zur Klärung dieser Frage hatte ich vor einiger Zeit in Bratislava. Da es sich bei dem jungen Mann indessen um einen Globetrotter handelte, wunderte er sich eher über diese Anekdoten. Noch mehr allerdings wunderte er sich, warum man denn in Österreich deutsch spreche. Könne es sein, dass dieser Teil Europas erst sehr spät besiedelt worden sei? Und wie stehe es denn - falls es sie gebe - mit den Ureinwohnern ("indigenous people") in Deutschland, Österreich und anderswo in Europa? Gebe es da vielleicht Probleme mit denen?

Variante:

Ein wahres Erlebnis: In einem New Yorker Taxi fragt uns der Taxifahrer, wo wir herkommen. Wir sagen: "We are from Austria". Der Taxifahrer nickt und sagt: "Oh, yes, Australia!". Wir korrigieren: "No, not Australia,
but Austria!". Er sagt: "Yes, I know! Mozart, Salzburg. Australia!"

Quelle Variante: E-Mail-Zusendung von Berndt Burghard, 26. Juni 2003

Variante:

"die verwechslung von austria und australia vor allem im bereich der post ist leider keine moderne sage sondern führt oft genug wirklich zu einer enormen verlängerung des postweges.

das konnte ich selbst erleben als ich während des sommers bei der post gearbeitet habe und oft genug päckchen die an österreichische empfänger adressiert waren erst nach einem kleinen ausflug nach australien dann auch wirklich an diese zugestellt werden konnten."

Quelle Variante: E-Mail-Zusendung von Manuel Hötzendorfer, 16. April 2004

Variante:

Ich habe einige asiatische Länder bereist, und meistens führte die Frage nach meiner Herkunft zur Verwechslung Österreichs mit Australien. Oft eigentlich noch schlimmer, Österreich ist manchmal gänzlich unbekannt, obwohl viele Gesprächspartner mit Begriffen wie "Mozart" "Salzburg" und dem Film "The Sound Of Music" etwas anfangen konnten. Dennoch wissen viele nicht, wo Österreich genau liegt. Ein indischer Kaufmann zB. verstand auf Anhieb dass ich aus "Austria" komme. Er gestand mir aber, dass er keine Ahnung habe, wo das Land liegt. Allerdings besitzt er einen Tresor "Made in Austria". Naja, zumindest etwas.

Auf die "Verwechslung" gefasst, erkläre ich normalerweise gerne, wo Österreich liegt und welche Persönlichkeiten (Mozart) oder Artikel (Red Bull) aus Österreich kommen. Ab und zu wird es mir aber zu anstrengend, und ich mache das Spiel einfach mit, wie in dem folgendem Dialog zwischen einem (Ex)-Wohnungs-Nachbarn und mir während eines Aufenthalts in Indien:

Er fragte mich (wie üblich): Woher kommst du? (Where do you come from?)
Ich (wahrheitsgemäß): Aus Österreich. (I am from Austria)
Er (ebenfalls üblich): Ahh, Australia
Ich: Nein, Austria, Europa. Nachbarland Deutschlands.
Er: Ok, ich verstehe.
(Pause)
Er: Gibt es in Austria viel Kangaroos? (Das ist oft der Punkt, an dem ich aufgebe)
Ich: Ja, klar!
Er: Esst ihr die Kangaroos?
Ich (meines Wissen wird Kangaroo-Fleisch tatsächlich verspeist): Ja.
Er: Und wie schmeckt das?
(An dieser Stelle wird es eng, ich habe keine Ahnung wie Kangaroo schmeckt, kann aber auch schlecht wieder zurück)
Ich: Hm, schwer zu beschreiben.
Er: Naja, versuch es mal. Schmeckt es eher nach Lamm oder Schwein?
Ich: Also ich würde sagen, irgendwo zwischen Huhn und Rind.
(Gott-sei-Dank erreichte der Lift die Garage und unsere Wege trennten sich)

Es gibt aber auch (äußerst wenig) Gegenbeispiele:
Ein Taxifahrer in Yokohama / Japan fragt mich ebenfalls nach meiner Herkunft. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich verstanden habe, was er eigentlich wissen wollte, da er nur rudimentär Englisch konnte (und ich kein Japanisch).
Auf meine Antwort "I am from Austria" (ich erwartete das üblich "Australia") folgte eine für mich schier unglaubliche Reaktion: "Ah, so ne, Austria. Holare, holareidi!". Der japanische Taxtfahrer fing tatsächlich an zu jodeln (oder etwas jodel-ähnlichen)!

Quelle Variante: E-Mail-Zusendung von Stefan Schraml, 4. Juni 2005


Anmerkung: Varianten und Berichte sind willkommen!

Quelle: mündliche Erzählung an den Autor.
© Wolfgang Morscher