Totenzug beim Bergwerk

Zwei Bergleute gehen nach der Beendigung ihrer Schicht nach Hause zu dem fast 15km entfernten Wohnort. Ihr Heimweg führt sie durch einen Wald, entlang einer Bahntrasse die nur für den Grubenverkehr benutzt wird. Der ebenerdige Stollen selbst, der sich an diese Gleise anschließt ist jedoch schon seit Jahren stillgelegt, seit die Fördertürme in größere Tiefen vorstoßen können.

Zu Beginn des Bergbaus, als die Grubenlampen noch offene Flammen hatten, gab es relativ viele Unglücke durch Grubengasexplosionen. Der besagt Stollen wurde durch einen solchen Unfall teilweise zerstört, einige Bergleute verloren ihr Leben.

Die beiden Bergleute machten sich also Nachts auf ihren Heimweg und sehen in der hören das Signal einer kleinen Dampflokomotive, wie sie zu jener Zeit benutzt wurden um die Arbeiter zu dem Stollen und die Kohle
von dem Stollen weg zu befördern. Da sie aber auf einem stillgelegten Gleis gehen, beachten sie das Signal nicht weiter. Einige Minuten darauf hören sie das Signal erneut, nun deutlich lauter. Vor ihnen taucht ein Licht auf, wie das Signallicht einer Lokomotive, und es kommt auf diesem Gleis auf sie zu. Die Bergleute sind verwundert, halten es erst für eine optische Täuschung, bis sie den Zug sehen und hören, der ihnen entgegen fährt. Einige Meter von ihnen und dem Stollen entfernt hält der Zug an und als den Loren steigen Männer mit weißen Gesichtern in schwarzer Arbeitskleidung. Stumm sehen sie die Bergleute an, sie schultern langsam ihre Hacken und bewegen sich in einem langen Reihe in Richtung Stollen. Einer der Bergleute gerät in Panik bei diesem Anblick und läuft weg, während der andere, starr vor Angst, sich keinen Meter bewegt.

Als der eine Bergmann wieder zu Hause ist, ist sein Haar schneeweiß, er spricht nicht mit seinen Kindern und mit seiner Frau. Völlig apathisch sitzt er tagelang in seiner Wohnung bis er endlich seine Beherrschung
wiederfindet und seiner Frau erzählt, was er gesehen hat. Sein Kollege allerdings, der nicht weggelaufen ist, wurde nie wieder gesehen.

Die Geschichte hört man in vielen alten Bergbausiedlungen im Saarland, teilweise sind es Bergleute die es angeblich erlebt haben, manchmal sind es auch Bahnwärter, an deren Häuschen der Zug der Toten Bergleute
vorbei gefahren ist. Immer sind es jedoch die Bergleute mit den Schneeweißen Gesichtern die zurück zu ihrer Arbeitsstelle fahren, an der sie ihr Leben verloren haben.

Quelle: E-Mail-Zusendung von Frederik Noah Schäfer, 12. Februar 2005, der diese Geschichte in Nacherzählungen von einem Arbeitskollegen seines Urgroßvaters gehört hat. Die Geschichte ist auf den Beginn den 20. Jahrhunderts datiert. Genau lässt sich diese Zeit nicht mehr eingrenzen, er vermutet, dass sie zwischen 1900 und 1920 spielt.