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#181
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Erich Fried
Dich Dich nicht näher denken und dich nicht weiter denken dich denken wo du bist weil du dort wirklich bist Dich nicht älter denken und dich nicht jünger denken nicht größer nicht kleiner nicht hitziger und nicht kälter Dich denken und mich nach dir sehnen dich sehen wollen und dich liebhaben so wie du wirklich bist |
#182
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Eine mir unbekannte Variante
![]() Nachdem ich das Original nicht nur aus Respekt vorm Dichter für die beste Variante halte: Dich Dich dich sein lassen ganz dich Sehen dass du nur du bist wenn du alles bist was du bist das Zarte und das Wilde das was sich losreißen und das was sich anschmiegen will Wer nur die Hälfte liebt der liebt dich nicht halb sondern gar nicht der will dich zurechtschneiden amputieren verstümmeln Dich dich sein lassen ob das schwer oder leicht ist? Es kommt nicht darauf an mit wieviel Vorbedacht und Verstand sondern mit wieviel Liebe und mit wieviel offener Sehnsucht nach allem – nach allem was du ist Nach der Wärme und nach der Kälte nach der Güte und nach dem Starrsinn nach deinem Willen und deinem Unwillen nach jeder deiner Gebärden nach deiner Ungebärdigkeit Unstetigkeit Stetigkeit Dann ist dieses dich dich sein lassen vielleicht gar nicht so schwer. Erich Fried: "Was bist du mit? Gedichte von der Liebe" Wagenbach-Verlag |
#183
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Zur Abwechslung etwas Zeitgenössisches.
Ich habe meinen Spass daran ![]() Frühflug (von Reinhard Fendrich) Vom Himmel fällt ein leichter Niesel, der Kopf ist schwer, der Magen flau, es wartet ein Mercedes-Diesel, ich muss zu einer Fernsehschau. Es ist noch ziemlich früh am Tage, mein Flug geht Punkt sieben Uhr zehn und ich bin noch nicht in der Lage aus meinen Augen klar zu seh´n. Die Hostessen lächeln freundlich, auch ihre Nacht war nicht sehr lang, nur meine Müdigkeit ist feindlich – ich stolpere am Mittelgang. Die Hand ist schwach und greift ins Leere, mein Wunsch nach Halt wird riesengroß, bevor ich noch das kreischen höre, sitz' ich auf einem Nonnenschoß. Rasch hab´ ich meinen Platz gefunden und mich an diesem festgeschnallt, die Peinlichkeit ist überwunden und die Maschine startet bald. Da seh´ ich aus dem Augenwinkel - mir bleibt doch wirklich nichts erspart, wie ein besonders feiner Pinkel gespannt zu mir herüberstarrt. Ich spürte, dass er Kavalier war, sehr gut betucht - ein Mann von Welt und als er plötzlich neben mir war roch es verdammt nach Lagerfeld. Jetzt gibt es für mich kein Entrinnen, weil Zufall keine Gnade kennt, der nette Herr ist wie von Sinnen, dass ich allein und prominent. Ich habe Sie schon oft gesehen – startet er den Versuchsballon, auch meine Frau muss ich gestehen, hätte sie gern als Schwiegersohn. Ich habe zwei sehr hübsche Töchter, die jüngere verehrt sie heiß, kurz rum ein nettes Foto möcht´ er mit Autogramm als Gunstbeweis. Wir stoßen durch die Wolkendecke, die Sonne strahlt, das Auge tränt, ich lehne hilflos in der Ecke, wo sich mein Hirn nach Ruhe sehnt. Stumm sitz´ ich da und grinse süßlich, damit man gutes von mir hält, mein Nebenan erzählt mir schließlich – so hab´ ich sie mir vorgestellt. Das Flugzeug nähert sich dem Hafen, er sagt er war mir ein Genuss, dass wir uns hier durch Zufall trafen, viel Glück noch Herr Cornelius. |
#184
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Von einer alten Live-LP
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#185
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Trauercarmen in memoriam unserer plötzlich heimgegangenen Katze
Unsere alte Katze ist verschieden, War so sanft und gut. Ach, sie war des Hauses Trost und Frieden, Und nun liegt sie da in ihrem Blut. In Gestalt des Lifts kam er geschlichen, Lautlos, tückisch, flink: der Tod, Bis sie unter seiner Eisenfaust verblichen, Und das ganze Treppenhaus war rot. Nimmer wirst du mehr im Schoß der Herrin schnurren oder schnarren, Und der Herr, er krault dich nicht von Zeit zu Zeit. Unterm Schnee wird man dir eine Grabstatt scharren Nur zwei Schuhe breit. Aber einst wird die Posaun ertönen, Wenn der Katzengott zur Auferstehung bläst. Und du wandelst dann mit vielen schönen Katern zum erkornen Fest. Wie behaglich wirst du in das Himmelsbett, des Himmels Bett dich schmiegen. Mäuse gibt es ohne Zahl und keinen Hund. Jeden Tag wirst du ein andres Junges kriegen, Weiß und schwarz und scheckig oder bunt. Aber unsre Tränen tropfen, und wir raufen Uns die Haare sonder Ruh. Zwar man könnte eine andre Katze kaufen, Aber das wärst doch nicht du. Was auch Darwin oder Haeckel sage: Eine Seele hattest du gewiß. Und so rinnt denn unsre Totenklage In die uferlose, in die Finsternis. Klabund (= Alfred Henschke, 1890-1928) |
#186
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Die Kraft der Liebe
Zeit heilt nicht alle Wunden, die das Leben schlägt. Verletztes kann mit Liebe gesunden. Liebe trägt. Was verdorrt, blüht wieder auf, erwacht zu neuem Leben. Liebe nimmt Rückschläge in Kauf, will sich geben. Wärmt wie der Sonne Strahlen, das in Kälte erstarrt. Langsam enden Seelenqualen. Liebe geduldig harrt. |
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Von wem verfaßt oder eigene Dichtung? -Ulrike
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#188
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Passend zur Jahreszeit:
Herbsttag Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren laß die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. Rainer Maria Rilke |
#189
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Immer wieder wunderschön!!
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#190
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![]() Zitat:
![]() Na, wenn das keine berührende Liebeserklärung für den Zimmertiger ist ![]() |
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