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#1
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Wie kann es sein, dass ein zerfledderter Mensch von einem Plakat starrt in einem Land, in dem Leichenschändung und Störung der Totenruhe strafbare Handlungen sind?
Denn dieser Mensch ist kein Unfallopfer – solche Bilder bringt heute nicht mal mehr eine Boulevard-Zeitung, was vor einigen Jahrzehnten noch ganz anders war. Dieser Leichnam ist vielmehr als Ausstellungsstück aufbereitet, plastiniert, wie ein Herr Hagen das nennt. Argumentiert wird mit dem wissenschaftlichen Interesse der Allgemeinheit – und das in Zeiten des Internets und einer Technik, mit der jeder virtuelle Spaziergänge durch jede Körperzelle machen kann, wenn er das will. Außerdem kann man im Fernsehen Operationen mitverfolgen und anderes mehr. Woran kann es liegen, dass einer solchen Show die Türen eingerannt werden? Ist es volkskundlich vergleichbar mit der Zur-Schau-Stellung von Menschen mit Missbildungen in Varietés und auf Jahrmärkten in früheren Jahrhunderten? Oder mit Schauprozessen, begaffen von Angeprangerten und den Volksfesten bei öffentlichen Hinrichtungen? Und noch früher den Gladiatorenkämpfen. Oder fällt das alles unter die nicht beantwortbare Frage: wie tickt der Mensch? Was meint Ihr? |
#2
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Ich persönlich finde solche Shows oder Ausstellungen sind zutiefst abzulehnen.
Vor einigen Jahren bin ich rein zufällig in einer Stadt in Deutschland am Eingang dieser Show/Ausstellung vorbeigekommen, da standen die Leute aufgeregt in einer großen Warteschlange wie bei einem Rock-Konzert - das hat mich wirklich sehr erschüttert. Zitat:
Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass ich privat auch Menschen gekannt habe, die sich kurz vor ihrem Tod entschlossen haben, ihren Körper nach deren Ableben der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Das heißt, diese Menschen haben ihre Körper der Ausbildung von Ärzten an medizinischen Universitäten zur Verfügung gestellt. Das ist eine sehr schwere, aber eine dem Fortschritt der Medizin bzw für nachfolgende Generationen höchst zuträgliche und höchst wertvolle Entscheidung, die man nicht hoch genug schätzen kann. Ich erachte es aber für absolut unmoralisch, unmenschlich und bestialisch, Körper für Show-Zwecke zu missbrauchen. Niemals würde ein sterbender freiwillig eine solche Entscheidung treffen. Soweit ich gelesen habe, stammen die Exponate dieser Show vermutlich aus den Konzentrationslagern Nordkoreas (auf deren gegenwärtige Existenz nicht oft genug hingewiesen werden kann!), sowie vermutlich teilweise von Todesstrafen diverser asiatischer Länder und andere vermutlich suspekte Quellen. Das ganze (also sowohl der Veranstalter der Show, als auch die Besucher der Show) ist aus meiner privaten Sicht schlichtweg ein unfassbarer Rückschritt des Menschen. Wolfgang (SAGEN.at) |
#3
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Danke für deine Meinung.
Der Entschluss, sich der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen, ist etwas ganz anderes. Diese Menschen werden dann auch gebührend bestattet auf einem eigenem Areal, wo in einer Gedenkstätte auch auf den Wert für Wissenschaft und Allgemeinheit hingewiesen wird. Eine Kollegin von mir hat das auch gemacht. Auch ich war von der Freiwilligkeit nie überzeugt, das von den Lagern hör ich zum ersten Mal, aber mir war der Typ immer so zuwider, dass ich nicht mehr hingesehen hab, wenn von ihm die Rede war. Während der ersten Ausstellung in Wien war er ja oft in den Medien und auch mit Skepsis konfrontiert. Bei einem Interview hatte er eine junge Frau dabei, die bestätigt hatte, sie hätte einen Vertrag mit ihm geschlossen und sogar dafür bezahlt. Naja – und Mohamed Al-Fayed hatte angekündigt, sich plastinieren und über dem Portal von Harrods anbringen zu lassen, um die Queen zu ärgern. Aber das zählte damals zum Beinahefamilien-Streit. Ich hab mir damals diese Ausstellung angesehen und im allerengsten Kreis Entsetzen ausgelöst. Aber ich wollte wissen, wie weit Menschen wirklich gehen und auch, worüber ich mich aufrege – Mutmaßungen und Vorstellungen waren mir zu wenig. Dass ich damit ein Promille-Anteil der Unterstützung war, tut mir immer noch leid. Aber ich hoffte jahrelang, dass da mal irgendwas auffliegt. Denn viele Merkmale zeugten von den Umständen, in welcher diese Menschen gelebt hatten. Der Eindruck, es könnte sich nicht um Europäer handeln, ist nicht entstanden, aber das kann man sicher manipulieren. Damals war die Ausstellung in der Messehalle, dass diesmal dafür eine öffentliche Einrichtung Bühne bietet, finde ich bedauerlich, weil diese Zustände damit noch zusätzlich legitimiert werden. Ein Bundesmuseum sollte doch mehr darauf achten, womit es Geld macht. |
#4
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Ich verabscheue diese Art von Präsentation, Voyerismus in seiner schlimmsten Ausprägung.
Vor einigen Jahren war sich der Herr nicht zu fein, die Ausstellung gerade während der Weihnachtszeit nur wenige Meter vom Striezelmarkt entfernt zu präsentieren. Seinen neuen Sitz hat die "Produktionsfirma" ausgerechnet im ostdeutschen Guben, ehemals "Wilhelm-Piek-Stadt" - für Geld macht man heute halt alles. Für die Körperweltenfans hier der Link zur Firmenhomepage: plastinarium.de. Dresdner
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www.bergbahngeschichte.de Geändert von SAGEN.at (17.05.2013 um 21:51 Uhr) Grund: Admin: Link auf nicht-klickbar geändert |
#5
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So ekelhaft manche Ideen zur Geldmacherei auch sind, man muss dazu sagen: es gehören auch die dazu, die es geben (das Publikum) und die, die Ausstellungsräume zur Verfügung stellen.
Und der Umstand, dass mit Geld alles zu rechtfertigen ist - in diesem speziellen Fall schauen ja auch alle weg, was die Herkunft der Menschen und die Gesetze betrifft. |
#6
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Hatten wir dieses Thema hier vor längerer Zeit nicht schon mal?
Ich würde mir die Ausstellung nicht ansehen, fand auch die Plakate "drastisch", wie wirken sie wohl auf zartbesaitete Kinder (Jugendschutz). Gut, heuer herrscht die Meinung: Du kannst Kinder nicht vor der rauen Wirklichkeit schützen, sie kriegen alles mit (Fernsehen, Presse, internet), wie sie es verarbeiten ??? Meine Mutter (Krankenschwester) lehnt dergleichen übrigens auch ab. Die meisten sagen: die ausgestellten Menschen haben sich freiwillig vor ihrem Tod dazu hergegeben/verkauft. Als Angehöriger wäre es für mich schlimm, vielleicht waren es alles einsame Menschen? Ich mag nun darüber nicht mehr nachdenken und auf den Ausstellungskatalog /Bildband würde ich auch verzichten. - Ulrike |
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Stichworte |
ausstellung, körperwelten, leiche, plakat |
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