![]() ![]() ![]() |
|
#1
|
|||
|
|||
![]() Zitat:
![]()
__________________
Harry |
#2
|
||||
|
||||
![]() Zitat:
![]() Polenta, Grieskoch, Milchreis ess ich heute noch für mein Leben gern. Oma machte mir immer 2 Spezialitäten: ein "O´griehrts" - hieß so viel wie "Abgerührtes". War nur Dotter, Zucker verrührt, Schnee dazu und das ganze mit Brösel verrührt. Das hätte ich 3x täglich essen können. Das zweite war gekocht, aber ich weiß nicht was. Sie nannte es Glinza Koh (Linzer Koch vielleicht) und es war süß. Ich glaube Fett (vermutlich Schmalz), Zucker und Mehl, wahrscheinlich auch Wasser, das hat sie unter ständigem Rühren gekocht. Vielleicht kennt das noch jemand. Es war süß, dickflüssig, ein wenig zäh. Eier haben nichts gekostet, weil Hühner da waren, sonst gabs beinahe jeden Tag Erdäpfel in allen Varianten, davon gabs genug, weil auch ein Schwein gefüttert wurde. Für dieses wurden auch Rübenschnitzel gekauft. Da haben wir glaub ich nicht mitgegessen ![]() |
#3
|
|||
|
|||
![]()
Ältere Leute erzählten mir oft von "Steckrübenwinter", deshalb möchten sie
diese nicht mehr essen.Ich habe sie mal gekocht (sind gar nicht billig) und fand den Geschmack zwischen Kohlrabi und Möhren, eigentlich ganz schmackhaft. Meine Familie war aber eher ablehnend.- Arme Leute Essen: Pellkartoffeln, Brot. Ein Schmalzbrot war eine Delikatesse, die Kinder bekamen als "Süßigkeit" ein Butterbrot mit Zucker bestreut. Früher aßen wir auch Unmengen von Rübenkraut, war wohl der billigste süße Brotaufstrich (Nutella u.a. gab es noch nicht). Rübenkraut kam auch auf die Reibeplätzchen. Pellkartoffeln mit Quark, Hering oder einem Ei. Eine Brotsuppe wurde aus getrockneten alten Brotresten mit Milch gemacht. War auch eine Fastenspeise bei meiner katholischen Freundin, ihre Eltern hatten ein Lebensmittelgeschäft, ein Paradies meiner Kindheit, denn sie waren sehr großzügig. Meine Mutter verfeinerte ihre Brotsuppe mit Rosinen, da zog ich ein langes Gesicht und mochte diese nicht essen. - Es gab auch viele Kohl- gerichte, alles aus dem eigenen Garten. Am liebsten mochte und mag ich Rosenkohl! -Ulrike |
#4
|
||||
|
||||
![]()
Brotsuppe gabs bei uns auch, war aber mit klarer Suppe. Wir hatten eine Milchsuppe, heißt Stosuppe, mit Kümmel – und mir waren Erdäpfel hinein lieber als Brot. Im Krankenhaus gabs die manchmal zum Nachtmahl, die älteren Patienten waren immer ganz glücklich drüber.
Da wäre noch ein Bericht aus der Region Weststeiermark/Koralm über Arme-Leute Essen am Land: „Ziegenmilch (die armen Keuschler hatten keine Kühe sondern Ziegen); Mehlsuppe; Kartoffel und Sterz. Sterz aus Maisgrieß war bei uns eine zentrale Nahrung: in der Früh Sterz, zu Mittag Sterz und am Abend wieder Sterz. In der Südweststeiermark hat man daher die Sterzesser auch als "Gelbfüßler" bezeichnet. Kraut war ein wichtiges Nahrungsmittel, weil im Kraut alle notwendigen Inhaltstoffe sind die der Mensch braucht damit es keine Mangelerscheinungen gibt. Fleisch gab es nie oder nur zu den heiligen Zeiten. Wie haben die armen Familien am Land überlebt? Sie haben mangels eigenem Futter für ein Schwein im Wald Bucheckern und Eichel gesammelt. Für die Ziegen alle "Roan" (Feldränder)abgemäht. Einige haben auch gewildert, nicht mit dem Gewehr sondern sie haben Kupferdrahtschlingen gelegt und damit die Rehe stranguliert. War geräuschlos und hat keiner teueren Gewehre und Munition bedurft, nur etwas Geschick und Können. Warum Kupferdrahtschlingen und nicht Eisendrahtschlingen? Kupfer ist weicher und hat sich nicht wieder geöffnet wenn das Reh mit dem Hals gefangen war. Beim Eisendraht bestand die Gefahr dass er sich geöffnet hat und das Reh frei kam.“ |
#5
|
|||
|
|||
![]()
Elfie: Ziegen nannte man hier " Bergmannskuh", die reichen Bauern hatten
Kühe, die armen Leute eine Ziege im Stall (dann gehörte man wiederum nicht mehr zu den Allerärmsten). Es gab auch Federvieh (Hühner) und Kaninchen. Mais wurde bei uns wohl erst nach dem Krieg durch die Amerikaner bekannt.- Reibekuchen war hier schon mal das Thema bezw. Reibeplätzchen aus rohen geriebenen Karrtoffeln, ursprünglich in Rapsöl gebraten. Heißt bei uns seltsamerweise "Pannekauken", darunter verstehen viele einen Mehl-/ Eierpfannkuchen. Letztere kenne ich auch herzhaft, d.h. z.B. mit gebr. Hackfleisch u. Pilzen gefüllt. Süß esse ich ihn gerne mit Apfel, Pflaume o.a. Mein Favorit: süßer Milchreis. Früher gab es auch süße Nudeln, dazu wurde Dörrobst eingeweicht, gekocht u. untergemischt.- Was muß ich mir unter einer klaren Brotsuppe vorstellen? War es eine Fleischbrühe mit Brotstückchen? Wie berichtet, ich kenne es nur mit gekochter Milch. - Viele Grüße von Ulrike |
#6
|
|||
|
|||
![]()
Also in der Nachkriegszeit ging es den Menschen im Norden Deutschlands in den Städten wahrscheinlich schlechter, als jenen die auf dem Land gelebt haben. Die Familie meiner Mutter wurde in Hamburg zwei mal ausgebombt, sie sagt wenn sie als Kinder nicht in den Wald gegangen wären um Bucheckern für sich zu suchen, dann wären sie wohl verhungert...
Brotsuppe gehört übrigens zu meinen "Leibspeisen" (aber das kann vielleicht auch nur jemand sagen, der in der Wohlstandsgeneration aufgewachsen ist?). Für die "Vinschger Brotsuppe" nimmt man eine gute, klare Rindfleischsuppe und gibt kleingehacktes Vinschgerlbrot hinein. Das Brot sollte möglichst Gewürze wie Kümmel und Fenchelsamen enthalten und aus Sauerteig bestehen, es wurde eigens getrocknet und wird dann in der Brotgrammel in kleine Stücke zerteilt. Wer mag gibt Maggi oder Suppenwürze aus der Flasche hinzu ![]() Berit |
#7
|
||||
|
||||
![]()
@Ulrike: das ist wirklich lustig - bei und hießen die Ziegen: Eisenbahnerkuh. Es gab ja hier keine Bergleute, aber gemeint war das Gleiche.
Die Brotsuppe war eine, wie sie Berit beschreibt. Ich kann schon verstehen, dass Menschen, die mit verschiedenen Gerichten an eine schlimme Zeit erinnert werden, sie nicht mehr mögen. Ich hab wasEssen angeht nie Not gelitten, weil die Großeltern einen Garten, eine Ziege, Hühner und ein Schwein hatten. Mich erinnert es eher an die Kindheit und außerdem esse ich immer noch das Einfache am allerliebsten. Kartoffeln meinetwegen täglich, man kann sie so vielfältig zubereiten. |
#8
|
|||
|
|||
![]()
Bei uns gab es früher immer Spaghetti Aglio e Olio und Pasta con Mollica als arme Leute essen. Ich mag beides bis heute sehr gerne. Auch Pellkartoffeln mit Quark esse ich sehr gerne noch.
__________________
*Gegen Signaturen ![]() |
#9
|
|||
|
|||
![]()
Liebe Berit: Brotgrammel???-Ulrike
|
#10
|
|||
|
|||
![]()
Liebe Ulrike,
ich habe leider ad hoc kein Foto zur Hand. Ich versuche sie dir zu beschreiben: Du kannst dir die Brotgammel (auch Grampel) ähnlich wie einer Holzschublade vorstellen, in der sich ein Wiegemesser befindet. Die Klinge hat auf einer Seite einen Griff, hier ist die Seite vom Holzboden nicht nach oben gezogen und auf der gegenüberliegenden Seite ist sie im Holzrahmen fixiert. Das wirklich harte Brot kann nun ohne viel Kraftaufwand und geminderter Verletzungsgefahr mit der Klinge zerhackt werden, ein weiterer Vorteil sind die hochgezogenen Seiten, die fliegende Brotstückchen verhindern. Unsrige hat übrigens starke Gebrauchsspuren, in der Mitte hat sich eine halbkreisförmige Vertiefung gebildet. ![]() Einziger Nachteil für die heutigen, eher kleinen Küchen besteht darin, dass sie mehr Platz als ein einfaches Holzbrett mit Messer wegnimmt. lg Berit |
![]() |
Stichworte |
armut, hunger, landwirtschaft, regionalität, spezialität |
Themen-Optionen | |
Ansicht | |
|
|