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#1
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Der Schulausflug hieß während meiner Schulzeit noch "Wandertag", und das war er auch. Man fuhr mit dem Zug irgendwohin, langte nach einer Wanderung irgendwo an, wo man einkehren konnte (wobei einkehren hieß: eine Limonade kaufen und dazu die mitgebrachten belegten Brote essen). Es folgte der zweite Teil der Wanderung und die Heimfahrt mit dem Zug. In der Schulzeit meiner Tochter gehörte zum Ausflug, daß man irgendwas Kulturelles oder sonstwie pädagogisch Wertvolles besichtigte – was natürlich niemanden interessierte.
![]() Als ich kürzlich überlegte, ob es wohl noch Betriebsausflüge gibt, habe ich mal danach gegoogelt, und bin auf Firmen gestoßen, die sowas organisieren. Wenn früher jemand erzählte: "Wir hatten gestern Betriebsausflug", dann lautete die Gegenfrage: "Wo wart ihr denn?" Heute muß man wohl fragen: "Was für'n Event war's denn?" Das legen zumindest Websites wie diese nahe. Das ist in gewisser Hinsicht natürlich. Früher war der Betriebsausflug eine Gelegenheit, etwas Neues zu sehen, irgendwohin zu kommen, wo man noch nicht war, wo man vielleicht auf andere Weise kaum hinkommen konnte. Heute, da jeder mit dem eigenen Auto überall hinfahren kann, reicht eine bloße Gegend als Ziel nicht aus. Trotzdem verursachen mir die Vorschläge der genannten Firma (es gibt etliche von dieser Sorte) ziemliches Unbehagen. Hat jemand Lust, von Ausflügen zu erzählen, die er/sie mitgemacht hat? Geändert von Babel (11.01.2016 um 12:37 Uhr) |
#2
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Liebe Babel, da hast Du ein interessantes Thema vorgeschlagen. Gerne
schreibe ich etwas dazu. Ich versuche, meine Erinnerungen chronologisch und etappenweise aufzuschreiben! Der erste Schulausflug ging in den heimischen Wald im Norden unserer Stadt (Grenze zu Dortmund). Wir wanderten mit unserem Klassenlehrer von der Schule dorthin. Unsere Außenbezirke waren noch recht ländlich. Wir bekamen Pflanzen gezeigt, ihre Namen wurden genannt und viele interessante Dinge erzählt. Es war wahrscheinlich Teil vom Heimatkundeunterricht. Fotos wurden noch nicht gemacht, Autos waren kaum vorhanden und einen Bus gab es auch nicht. Laufen zu Fuß - auch längere Strecken - war einfach normal. Auch wenn man in der Nähe wohnte: alle mußten erst zurück bis zur Schule, dann die Wegstrecke zurück laufen. Es hieß: wegen der Versicherung, wenn etwas passiere. Wegzehrung: Butterbrot und Apfel aus dem Garten, meine Freundin und ich benutzten Umhänge-Handtaschen unserer Mütter. Wer kennt diese Taschen mit" Knirpsfach", der Taschenschirm hatte ein Fach mit seitlichem Verschluß unter dem Boden dieser Tasche? Wird man überhaupt schlau aus dieser meiner Beschreibung? Demnächst weitere Ausflüge und auch etwas zu Betriebausflügen. Ulrike |
#3
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Unsere Schulausflüge hießen schon so, als sie noch Wandertage waren.
In den ersten Klassen ging es auf und rund um den Hiesberg, den "Hausberg" des Ortes. So auch zum Eisernen Bild. Für die Eltern war das sicher gut, denn außer der Tochter des Schuldirektors und des Bahnvorstandes waren alle Arbeiterkinder. Die "Auswärtigen" - Kinder von Bauern, waren in einer anderen Klasse. Geld war also knapp, wir sparten Buskosten und das Jausenbrot hatten wir natürlich dabei. Im letzten Jahr flogen wir tatsächlich aus. Von Melk mit dem Schiff nach Aggstein und von dort per Pedes auf die Ruine, danach wieder ins Tal und mit dem Bus heim. In der Hauptschule fuhren wir im ersten Jahr ins SOS-Kinderdorf Hinterbrühl, ein Mädchen war während des Schuljahres dorthin gekommen, nachdem ihre Mutter gestorben war. Wir holten sie ab und besichtigten die Seegrotte. Im letzten Jahr fuhren wir auf 2 Tage fort Richtung Hallstatt. Dort besichtigten wir das Salzbergwerk und fuhren dann zur Dachstein-Eishöhle. Danach weiter mit der Gondel auf die Gjaidalm. Während es unten in Hallstatt regnete, schneite es oben natürlich. Und das seit Tagen, außerdem war Nebel und absolut nichts zum sehen. Plötzlich ein Ruck, eine flog hin und die Gondel stand. Es war grad mal vorne und hinten ca. 3 Meter Seil zu sehen, sonst nichts. Irgendwie brachte der Gondelführer dann in Erfahrung, dass wir in eine Schneewächte gefahren waren. Das Gefährt wurde zurückgeholt und wir mussten umsteigen. Als wir an der Stelle vorbei kamen, sahen wir die Ecke, die die Gondel in den Schnee gedrückt hatte. Sehr weit weg war also die 2. Spur nicht. Oben war alles tief verschneit und als die Schulklasse samt Wettersturz auf der Hütte ankam, wurde natürlich gleich wieder vom schweren Unglück 8 Jahre zuvor gesprochen. Dann wurde es aber doch noch ein heißer Hüttenabend mit einer ziemlich schlaflosen Nacht. Natürlich wurden im Spital jährliche Betriebsausflüge organisiert. Im ersten Jahr nach Salzburg war ich noch dabei, obwohl ich Auto- und Busfahren nicht gut vertrug. Naja, Auto war kein Problem - wir hatten keines und im Bus musste ich immer vorne sitzen. Aber diese Fahrt blieb unvergessen. Einer brachte schon zur Abfahrt einen Doppler mit. In Salzburg, wo wir ausstiegen und zur Altstadtbesichtigung uns aufstellten, war zum Glück der Männer auch ein Stadtkeller (Ort und Namen weg ![]() Der Heimweg war grauslich, im Bus wurde auch geraucht, mir war urschlecht und meinen Schwur, nie mehr mit zu fahren, hab ich durch die restlichen 36 Jahre gehalten. |
#4
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![]() Zitat:
Natürlich ist deine Beschreibung sehr anschaulich, da fällt mir ein: wir haben auch immer Pflanzen gesammelt und in der Schule bestimmt. Auf dem Gang hatte wir eine lange Holzleiste, in deren Löcher Eprouvetten steckten. Dort waren dann die Blumen mit Beschriftung ausgestellt. Ich glaube, dafür gingen wir öfter mal raus, denn einen Ausflugstag hätten sie vermtlich nicht heil überstanden. |
#5
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Unser nächster Ausflug (Grundschule) ging zum Dortmunder Tierpark,
wir hatten jetzt eine fröhliche junge Lehrerin. Sie hatte als Studentin dort gearbeitet. Ich bin sicher, dass wir den Hinweg wanderten und nur den Rückweg mit Bus oder Bahn antraten. Heute hat sich der Tierpark zum Zoo gemausert, ich begleitete den Klassenausflug von unserem Sohn dorthin (heuer ist es hier üblich, dass einige Mütter als Aufsichtsperson mitfahren u. jede ungefähr für 5 Kinder "zuständig" ist), wir fuhren mit dem Schulbus bis zum Eingang und auch zurück. Die Kinder haben Rucksäcke Verpflegung mit, Taschengeld für Eis usw. Fast 30 Jahre sind eben eine ganz andere Generation! Im Bus wurde gesungen: I am looking for freedom (habe ich es richtig geschrieben?), unsere Lehrerin spielte Gitarre und wir sangen Wanderlieder, "Mundorgel" rauf und runter. -Ulrike |
#6
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Ich glaube es war in der 7. Klasse, mit der Bahn zur Dechenhöhle. Sie gehört
zur Bahn und hat eine eigene Haltestelle. Bei Bauarbeiten wurde sie entdeckt, als ein Werkzeug in eine Felsspalte fiel. Dort wurden auch Fotos gemacht, ein Hintergrundbild zeigt ein Höhlenpanorama. Die ganze Klasse stellte sich davor auf, die Fotos konnten dann gekauft werden. Es ist eine Tropfstein-Wunderwelt. Im internet: www.dechenhoehle.de Wen es interessiert kann dort schauen, deshalb beschreibe ich hier nicht ausführlicher. Dorthin wurde häufiger ein Ausflug gemacht, gute Bahnanbindung und nicht teuer. Denn das liebe Geld spielte immer eine Rolle! -Ulrike |
#7
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In der DDR-Einheitsschule (=Grund- und Hauptschule) in Babelsberg (zwischen Berlin und Potsdam) gab es nur eine Art von Ausflug, nämliche die jährlich am Schuljahresende stattfindende Dampferfahrt vom Potsdamer Bahnhof nach Ferch. Die Fahrt dauerte etwa drei (?) Stunden, dann ein kurzer Aufenthalt in Ferch, dann drei Stunden Rückfahrt. Ich habe diese Ausflugstage als grauenvoll langweilig in Erinnerung (noch heute halte ich Schiffsfahrten von mehr als 1/2 Stunde Dauer für unzumutbar
![]() ![]() ![]() Als 16-, 17jährige aber machten wir einen zweitägigen Ausflug in den Bayerischen Wald. Der Hinaufweg auf den Großen Falkenstein war nicht übermäßig angenehm, weil es die ganze Zeit nieselte. Ringsum war Wald, und die Lehrerin erklärte uns, das sei Urwald. Wir fanden das idiotisch, denn unter Urwald stellten wir uns was Tropisches mit Palmen, Lianen, Krokodilen etc. vor. ![]() Oben war das Wetter gut. Es gab eine Wetterstation, die uns nicht interessierte, und eine Gruppe von Meteorologie-Studenten, die uns sehr interessierte. ![]() Wir übernachteten im "16-Bett-Damen-Schlafraum" – das war ein eigenes Häuschen, und die Lehrerinnen schliefen im Haupthaus, weswegen wir uns stundenlang im Dunkeln Gespenster-, Mord- und andere Gruselgeschichten erzählen konnten. ![]() Unvergeßlich ist mir aber vor allem der Blick ins Tal am andern Morgen: Überall lagen Fetzen von Nebel. Die Lehrerin erklärte, das seien normale Wolken, durch ebensolche seien wir am Vortag gelaufen, deshalb habe es die ganze Zeit genieselt ... Ich war mir sehr unsicher, ob man das glauben konnte. ![]() |
#8
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Ein Highlight war die Abschlußfahrt nach Berlin, diesmal zwei reine Mädchenklassen der Berufsfachschule. Wir wohnten in einer recht
guten Unterkunft, nicht zu vergleichen mit unserer alten Jugendherberge im nahen Sauerland, welche sogar für unsere nicht verwöhnten Gemüter alt und primitiv war (wurde auch geschlossen). Berlin war ein Erlebnis, wenn auch noch die traurigen Zustände des geteilten Landes dort hautnah an uns herangeführt wurden. Als Abschlußarbeit in Englisch mußten wir einen Bericht darüber verfassen. Bei späteren Besuchen in Berlin konnte ich all die Veränderungen manchmal gar nicht fassen! - In der Berufsschule war der "Wandertag" ein Besuch im örtlichen Museum (Dortmund), großzügigerweise brauchten wir keinen Eintritt zu zahlen! -Ulrike |
#9
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Meine Abschlußfahrt (inzwischen war es keine Mädchenschulklasse mehr, sondern eine zu zwei Dritteln männliche Klasse in Neu-Ulm) ging in die Silvretta. (In unserer Gegend kommt so leicht niemand auf die Idee, nach Norden zu fahren – man wendet sich instinktiv den Alpen zu. ![]() Als absolute Flachländerin tat ich mich am ersten Tag auf 2037 bis 2443 Höhenmetern etwas schwer (schwindlig, ängstlich, reizbar – ich hab hilfreiche Klassenkameraden angeschrien ![]() ![]() Wir übernachteten in der Wiesbadener Hütte (die aber damals viel bescheidener aussah als auf den heutigen Internet-Fotos), und nachts kletterten einige der Mitschüler durchs Fenster in unseren Mädchenschlafraum; der größte Reiz dabei war, daß unsere Moralapostelin dauernd zischte: "Ich sag's den Lehrern! Ich sag's den Lehrern!", was sie dann auch tat, woraufhin ein Lehrer mit den vermutlich Schuldig(inn)en nie mehr ein Wort sprach. ![]() |
#10
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Berlinerinnerungen muß ich länger" kramen", evtl. existiert die Mappe noch
auf dem Dachboden meines Elternhauses in einem alten Schrank. Ich schaue bei Gelegenheit nach! Ein Highlight war "Theater des Westens" dort Original- Anatevka Besetzung - wirklich ein Erlebnis. Mit dem Mauergucken hast Du Recht! Stadtrundfahrt im Bus, teilweise fotografieren verboten, einige schlechte Bilder durch Glasscheiben gemacht. Werde nochmal darauf zurückkommen! - Nun etwas zu einem besonderen Betriebsausflug während meiner Ausbildung zur Buchhändlerin in Dortmund. "Meine" Buchhandlung feierte 75jähriges Jubiläum. Wir wurden eingeladen zum Essen im "Florian" (Fernsehturm im Westfalenpark) - das Besondere ist das drehbare Restaurant. Mit dem Fahrstuhl ging es für die ganze "feingemachte" Belegschaft aufwärts. Tisch reserviert, beste Bedienung, alles perfekt. Nun leide ich schnell an Schwindel und Gleichgewichtsstörungen. Obwohl sich das Restaurant ganz langsam drehte und viele dies kaum bemerkten - mir wurde schon etwas mulmig. Die Abfahrt mit dem Fahrstuhl: ein Wunder, dass ich nicht brechen mußte. - Übrigens hat das Dortmunder Stadthaus noch einen Paternoster, dort fiel ich auch mal fast heraus. Da ging ich später immer 10 (!) Stockwerke die Treppe runter, hinauffahren empfinde ich weniger schlimm. - Weitere Betriebsausflüge (anderer Arbeitgeber) gingen in die verschiedenen Brauereien vor Ort mit Verkostung und Bewirtung. Die Männerherzen und Biertrinker freute es allemal! - Einmal machten wir auf Kultur: Schloß Hohenlimburg! Darüber habe ich hier schon mal geschrieben: dort ist die schwarze Hand ausgestellt! - Nun genug für heute Abend und viele Grüße von Ulrike |
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