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"Die Männer trugen während der ganzen Trauerzeit einen dunklen, möglichst schwarzen Anzug; oft war es ihr Hochzeitsanzug. Wer sich keine schwarze Kleidung leisten konnte, trug einen Trauerflor am Ärmel. Oft wird berichtet, daß die Männer einen Anzug färben ließen, um die Kosten für neue Trauerkleidung zu sparen. Eine ",Chronologie der Trauer’ wie bei der Frauenkleidung scheint es bei den Männern nie gegeben zu haben." Da ich speziell nach dieser "Chronologie der Trauer" gefragt hatte und weil die Frauenkleidung mehr Varianten zuließ (siehe dazu dieses zwar schwarze, aber unleugbar kokette Kleidchen der jungen Frau auf der Ansichtskarte!), ist hier natürlich mehr von den Witwen als von den Witwern die Rede. |
#22
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Manchmal könnte man seine Fragen selbst beantworten, wenn man seine eigenen Bücher gut genug kennen würde ...
![]() Aus: Angelika Bischoff-Luithlen, Von Amtsstuben, Backhäusern und Jahrmärkten. Ein Lese- und Nachschlagebuch zum Dorfalltag im alten Württemberg und Baden, Stuttgart 1979: Nach der württembergischen Trauerordnung des Herzogs Eberhard Ludwig von 1720 mußten "Mann und Frau, Vater und Mutter, Schwiegereltern und Eltern über erwachsene Kinder ein halb Jahr à dato des Absterbens in schwarzem Tuch gehen", dagegen Großeltern, Brüder und Schwestern, Schwäger ersten Grades ein Vierteljahr. Um minderjährige Kinder trauerte man 6 Wochen auf diese Weise, Geschwister trugen die "kleine Trauer" 8 Tage lang. 1771 und 1784 ergingen neue Trauerordnungen nebst Vorschriften über die Trauerzeit." Um 1900 ist aus der obrigkeitlichen Vorschrift eine Frage des guten Tons geworden. Die folgenden minutiösen Anweisungen stehen in einem Buch, das für die Hausfrau (groß-)bürgerlicher Kreise gedacht ist. Einfachere Verhältnisse hätten einen derartigen Aufwand gar nicht erlaubt. Auszug aus: Im Deutschen Hause. Ein Ratgeber und Helfer für das gesamte häusliche Leben der deutschen Familie, hrsg. von Luise Holle, Hanau o.J. [1904]: Auch für die ernste Zeit der Trauer macht der gute Ton gewisse Vorschriften hinsichtlich unserer Kleidung ... Man unterscheidet dabei drei Abstufungen: tiefe Trauer, einfache Trauer und Halbtrauer. |
#23
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Babel schließt den Kreis
![]() Ich hab jetzt das Ganze nachgelesen: meist wurde mit der jüngeren Vergangenheit geantwortet oder mit gegenwärtigen Gepflogenheiten. Selber ist mir da auch wieder Einiges eingefallen, aber es geht hier ja um alte Bräuche. Da muss ich nach einem neueren Buch suchen, das aber die Geschichte der Trauer behandelt. Also vielleicht findet sich etwas noch nicht Beschriebenes. |
#24
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Was mir dazu noch einfällt, ist die rechtlich / praktische Komponente des Trauerjahres, die sicher eine Rolle gespielt hat. Bei einer Wiederverheiratung der Witwe sollte sich der Nachwuchs dem richtigen Vater zuordnen lassen. Bei einer zu frühen Heirat hätte ein Kind ja theoretisch noch vom vorherigen Ehemann sein können - was nicht im Interesse des neuen Partners sein konnte, da er als Ehemann automatisch als Vater des Kindes galt.
Wenn eine Frau mit ihrer neuen Heirat ein Jahr oder länger wartete, war dieses Problem gelöst. |
#25
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Ich habe ein paar Benimm-Bücher (das ist so ein Bücherbestand, den ich etwa alle zehn Jahre durch eine Neuerwerbung aktualisiere
![]() Der "Elmayer" von 1957 schreibt: Die früher streng eingehaltenen Vorschriften bezüglich Trauerkleidung und Dauer ihres Tragens sind heutzutage nicht mehr bindend. Nach einigen Monaten kann das düstere Schwarz selbst von den Nächststehenden gemildert oder abgelegt werden. Das Schwarz ist nur eine Äußerlichkeit und keineswegs ein Maßstab für die Tiefe des Schmerzes und der Trauer.Ein Buch von 2007 (Elisabeth Bonneau, 300 Fragen zum guten Benehmen) behandelt Trauerkleidung überhaupt nicht mehr, sondern gibt nur noch Anweisungen, was "man" – also Hinterbliebene wie Gäste – bei einer Beerdigung trägt: In konservativen Kreisen gehen alle Anwesenden meist ganz in Schwarz: Mantel, Hut Schuhe; für die Herren schwarzer Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte, für die Damen ein schwarzes Kleid oder ein Kostüm mit schwarzem Oberteil und schwarzen Strümpfen. Immer häufiger beschränken sich zumindest die Trauergäste auf Kleidung in gedeckten Farben und zurückhaltenden Formen. Je größer Ihre Distanz zu dem Verstorbenen ist bzw. war, desto eher kleiden Sie sich in Anthrazit oder Dunkelblau, als Dame wählen Sie eine weiße Bluse zum dunklen Kostüm. Jeans und T-Shirt, Anorak und bunter Schirm bleiben im Schrank.Auch in anderen Büchern der letzten 70 Jahre reduziert sich die Frage darauf, was man zur Beerdigung trägt – sofern Trauerfälle überhaupt noch behandelt werden. |
#26
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Ein Gesetz war zweifellos eine bessere Sicherung als ein schwarzes Kleid. ![]() ![]() ![]() |
#27
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Nachdem der Elmayer auch hierzulande ein Begriff ist, beziehen er seine Gestattungen vermutlich nur auf Benimmregeln.
Ich hab jetzt eine Freundin angerufen, eine Juristin, die auch 30 Jahre im Sozialministerium tätig war (Quelle ![]() Um auf die Trauerkleidung zurück zu kommen: ich trug nach dem Tod meiner Mutter eine längere Zeit schwarze Strümpfe. Das war mitunter sogar "modern" (wer ist denn g´storben - wurde am Anfang noch gefragt), im Dienst eben nicht. Da wurde ich auch öfter gefragt, erst noch irgendwie mitfühlend (was ja nicht das Ziel war), aber als es hieß 2 Monate (in etwa, genau weiß ich es nicht mehr): ahsooo. Naja, Zeit, wieder "normal" zu werden. Als vor einigen Jahren eine Verwandte starb, versuchte ich, fürs Begräbnis einen Trauerflor zu ergattern, weil ich keine dunklen Kleider mag und daher auch nicht habe. Keine Chance. Was auch gar nichts machte, da auch ihre Schwiegertochter und die Enkel bunt daher kamen. Ein Mann hat ja schnell mal einen dunklen Anzug. Geändert von Elfie (10.01.2016 um 19:53 Uhr) |
#28
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![]() Na, ich weiß nicht – wozu braucht ein Herr noch einen dunklen Anzug, wenn er nicht gerade Bankanstellter ist? ![]() Ich war lange auf keiner Beerdigung mehr, habe nur gelegentlich beim Friedhofs-Sightseeing Trauergesellschaften herumstehen sehen. Da schien mir die Farbpalette von Tiefschwarz bis Gelb und Pink zu reichen, und die Jeans waren auch nicht immer im Schrank geblieben. ![]() |
#29
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![]() Ich weiß es nicht mehr so genau, es war Ende September, möglicherweise war das ein dunkler Mantel und schwarze Herrenhosen sind ja nicht so selten. Jedenfalls war der Sohn außer ein paar alten Weiblein als einziger "entsprechend" gekleidet (ich meine natürlich nur die engste Familie) und in den Hochzeitsanzug hätte der Gute unter Garantie nicht mehr gepasst. Das Bedürfnis nach wenigstens einem Trauerflor war wohl meinem Alter geschuldet ![]() ![]() |
#30
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Im Zillertal trägt Mann bei Beerdigungen meistens den Tuxer Janker mit schwarzer Hose. Frauen tragen das Röckl (schwarze Tracht) wenn sie eines haben. Wenn man keine Tracht besitzt, dann weicht man auf gedeckte, dunkle Farben aus. Auch wenn man nicht zu den Angehörigen zählt.
Regional sind manche Kleiderordnungen also vielleicht durchaus noch in Kraft. |
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