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#191
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Danke Babel für das beachtenswerte Gedicht !
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K.D. |
#192
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Na, hier habt ihr ein weniger trauriges Katzengedicht – von demselben Katzenfreund, der auch diese Geschichte schrieb:
Theodor Storm: Von Katzen Vergangnen Maitag brachte meine Katze Zur Welt sechs allerliebste kleine Kätzchen, Maikätzchen, alle weiß, mit schwarzen Schwänzchen. Fürwahr, es war ein zierlich Wochenbettchen! Die Köchin aber — Köchinnen sind grausam, Und Menschlichkeit wächst nicht in einer Küche — Die wollte von den sechsen fünf ertränken, fünf weiße, schwarzgeschwänzte Maienkätzchen Ermorden wollte dies verruchte Weib. Ich half ihr heim! — der Himmel segne Mir meine Menschlichkeit! Die lieben Kätzchen, Sie wuchsen auf und schritten binnen kurzem Erhobnen Schwanzes über Hof und Herd; Ja, wie die Köchin auch ingrimmig dreinsah, Sie wuchsen auf, und nachts vor ihrem Fenster Probierten sie die allerliebsten Stimmchen. Ich aber, wie ich sie so wachsen sahe, Ich pries mich selbst und meine Menschlichkeit. — Ein Jahr ist um, und Katzen sind die Kätzchen, Und Maitag ist's! — Wie soll ich es beschreiben, Das Schauspiel, das sich jetzt vor mir entfaltet! Mein ganzes Haus, vom Keller bis zum Giebel, Ein jeder Winkel ist ein Wochenbettchen! Hier liegt das eine, dort das andre Kätzchen, In Schränken, Körben, unter Tisch und Treppen, Die Alte gar — nein, es ist unaussprechlich, Liegt in der Köchin jungfräulichem Bette! Und jede, jede von den sieben Katzen Hat sieben, denkt euch', sieben junge Kätzchen, Maikätzchen, alle weiß, mit schwarzen Schwänzchen. Die Köchin rast, ich kann der blinden Wut Nicht Schranken setzen dieses Frauenzimmers; Ersäufen will sie alle neunundvierzig! Mir selber, ach, mir läuft der Kopf davon — O Menschlichkeit, wie soll ich dich bewahren! Was fang ich an mit sechsundfünfzig Katzen! Geändert von Babel (15.10.2015 um 00:21 Uhr) |
#193
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Rede des Philosophen
Nachts, wenn die Welt eine Chance hat, beginne ich mit der Arbeit. Aber erwarten Sie kein System. Kühnheit war mir stets fremd, für eine Schule war ich zu müde, das Fremde machte mir Angst. Eine Zukunft des Denkens kann ich mir nicht vorstellen, die Entfernung von Begriff zu Begriff nimmt zu, und über dem Vergangenen hängen schwere Wolken. Alles, was ich noch sehe, sind ein paar Fußabdrucke von weither, die ich sorgfältig übersetze, ehe sie sich verlieren. Von meinem Buch über die Ethik schrieb ich nur das Wort ››Ich‹‹, auch das mit unsicherer Hand. Manchmal schreibt mir die Kindheit eine Postkarte: Erinnerst du dich? Aber das ist, strenggenommen, keine Philosophie. Michael Krüger |
#194
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Ich will niemanden verschrecken.
Ich möchte niemanden kränken. Ich möchte nur meine Sicht der Dinge mit einem Gedicht von Hans Peter Heinzl schildern. Vielleicht eine Mahnung... Krieg Wir haben Krieg - und zwar an allen Fronten. Zum Beispiel Wirtschaftskrieg, Konzerne gegen Plebs. Weil wir uns viel zu lang im Wirtschaftswachstum sonnten, Die Sonne sank, geblieben ist uns nur der Krebs. Unsere Natur verliert heut alle Schlachten, Doch mit dem Endsieg geben wir uns selbst den Rest. Man kann nicht ständig das was um uns lebt mißachten Und dabei hoffen, daß es uns am Leben läßt. Wir haben Krieg, da brauchts keine Erklärung - Und auch der Nadelstreif ist eine Uniform. Man spekuliert mit jedem Rohstoff, jeder Währung, Egal wer fällt, denn die Gewinne sind enorm. Wer Kapital hat, braucht keine Kanonen - Doch muß mans erst einmal wem nehmen eh mans hat. Aus Schwarz wird Weiß, so macht man saubere Millionen, Die große Wäsche findet auf den Banken statt. Wir haben Krieg, am liebsten frißt er Kinder. Noch sinds die andern, morgen könntens Deine sein! Den Drogendealern ist kein Taschengeld zu minder, Sie setzen chemische Vernichtungswaffen ein. Es gibt die Sucht, sie wächst aus einer Leere, Aus jeder Kluft die zwischen Mensch und Mensch entsteht. Und dieses Vakuum füllen dann die Heere, Die daran verdienen, daß ein Mensch zugrunde geht. Wir haben Krieg! Zu Ende ist der Friede. Gilt auch der Kampf zur Zeit noch einer Minderheit, Wenn erst gemordet wird, gibts keine Unterschiede, Denn irgendjemand ist zum äußersten bereit. Das sind nicht nur politische Idioten - Da ballt das Böse wieder seine Faust! Die Funken sind des Feuers erste Boten, Wer sie entfacht, der will den Holocaust. Wir haben Krieg. Wir wollens nur nicht wissen. Jedoch durchs Wegschaun heizen wir ihn g'rade an. Und morgen schon, brennt unser sanftes Ruhekissen Und nach den andern kommen auch wir selber dran. Es ist ganz klar, man hört nicht gern von Kriegen. Doch wenn wir einen führen müssen, ist es der, In dem wir unsre Teilnahmslosigkeit besiegen, Sonst gibt es Krieg, und danach - gar nichts mehr. |
#195
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Um beim Thema zu bleiben, ein älteres Gedicht (1778) von Matthias Claudius, (hier mit ein paar Erläuterungen):
Kriegslied 's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre, Und rede du darein! 's ist leider Krieg – und ich begehre Nicht schuld daran zu sein! Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen Und blutig, bleich und blaß, Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen, Und vor mir weinten, was? Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten, Verstümmelt und halb tot Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten In ihrer Todesnot? Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute, So glücklich vor dem Krieg, Nun alle elend, alle arme Leute, Wehklagten über mich? Wenn Hunger, böse Seuch' und ihre Nöten Freund, Freund und Feind ins Grab Versammelten, und mir zu Ehren krähten Von einer Leich herab? Was hülf mir Kron' und Land und Gold und Ehre? Die könnten mich nicht freun! 's ist leider Krieg – und ich begehre Nicht schuld daran zu sein! ... und ein noch älteres von Friedrich von Logau (1606-1655): Abgedanckte Soldaten. Würmer im Gewissen / Kleider wol zerrissen / Wolbenarbte Leiber / Wolgebrauchte Weiber / Vngewisse Kinder Weder Pferd noch Rinder / Nimmer Brot im Sacke / Nimmer Geld im Packe / Haben mit genummen Die von Kriege kummen: Wer hat dann die Beute? Eitel fremde Leute. |
#196
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20 Jahre ist diese CD alt und alles wie es war, nur näher.
In Gottes Namen würde gut dazu passen, leider kein Text im Netz, Peter Orthofer war schon ein genialer Texter. |
#197
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Bitteschön Elfie:
In Gottes Namen Hans Peter Heinzl - Peter Orthofer Ein Flüchtling sprach um Mitternacht voll Angst zu seinem Herrn im Tempel: „Du hast die Menschen doch gemacht, mit deinem Siegel, deinem Stempel?“ Ich zahlte pünktlich meine Steuern, ich pflanzte Rosen, bog das Knie; ich schmiedete in meinem Feuer zwar manches Schwert, doch zog ich’s nie! Du hast gesagt: ‚Der Mensch ist gut.‘ – Jetzt droh’n sie mir, die wilden Haufen!“ Da sprach der Herr: „So leid mir’s tut, die Garantie ist abgelaufen! Ich gab dem Willen keine Normen, geht nur als Beispiel in zivil. Doch wollt ihr lieber Uniformen, lasst meinen Namen aus dem Spiel!“ In einer Kirche stand ein Zweiter, in seiner Brust ein dumpfer Schmerz. Er schrie: „Ich war ein Wegbegleiter und schonte dabei nie mein Herz. Ich schuf wie du aus Lehm und Erde, die Wirtschaft wäre sonst bankrott. Ich lenkte eine schwache Herde, ich war auch sowas wie ein Gott. Die Wirtschaft wuchs, das Konto schwoll – jetzt droht Infarkt noch vorm Verschnaufen!“ Da sprach der Herr: „Das Maß ist voll! Die Garantie ist abgelaufen! Ich hab euch nie etwas verborgen, ich definierte euch das Ziel, wenn ihr nun Angst habt vor dem Morgen, lasst meinen Namen aus dem Spiel!“ Auf freiem Felde stand der Dritte, er hatte auch die Kinder mit, sprach: „Ich hab nur eine Bitte, mach deine Schöpfung wieder fit. Ich machte mir nach deinem Plane, die Erde untertan ganz flott. Ich schrieb den Fortschritt auf die Fahne, ist denn das nicht dein Name, Gott? Jetzt stirbt der Wald, das Wasser stinkt, soll’n wir den eig’nen Unrat saufen?“ Da hat der Herr nur abgewinkt: „Die Garantie ist abgelaufen! Ich hab die Erde euch gegeben, ich sehe jetzt, es war zuviel. Doch könnt ihr darauf nicht mehr leben, lasst meinen Namen aus dem Spiel!“ Ein Vierter sprach: „In deinem Namen – du Marx, du Mohamed, du Christ – vergoss ich Blut; aus deinem Samen, wächst alles, was uns heilig ist. Ich töte Männer, Frau’n und Kinder, ich treib die Gegner aufs Schafott. Du gabst die Zeit, ich bin der Zünder – wir sind doch Partner, lieber Gott? Ich weiß, ein Platz für mich ist frei, ich kann damit den Himmel kaufen!“ Da sprach der Herr: „Das ist vorbei! Die Garantie ist abgelaufen! Ich werd mich nicht mehr von euch wenden, das war von jeher nicht mein Stil, doch habt ihr Blut an euren Händen, lasst meinen Namen aus dem Spiel! Ich habe viele and‘re Sterne, ich finde überall Exil. Ihr habt nur mich, habt mich doch gerne, der Mensch war da, dass er was lerne ... Das klappte nicht und insoferne: Lasst meinen Namen aus dem Spiel!“ |
#198
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Oh, danke!!
Ich habs auch auf youtube gesucht, weils als Lied auch sehr "reingeht", vor Jahren wars noch drin. Vielleicht hatte ich nur zu wenig Geduld. |
#199
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Ein Beitrag zur Statistik
Von hundert Leuten: Besserwisser – zweiundfünfzig, unsicher auf Schritt und Tritt – fast der ganze Rest. hilfsbereit, wenn es nicht zu lange dauert – ganze neunundvierzig, immer gutmütig, denn sie können es nicht anders – vier, na vielleicht fünf, fähig zu bewundern ohne Neid – achtzehn, irregeleitet durch die Jugend, die vergeht – plus minus sechzig, mit denen nicht zu scherzen, – vierzig und vier, die in ständiger Furcht leben vor jemandem oder etwas – siebenundsiebzig, mit einer Begabung für das Glück – höchstens über zwanzig, einzeln ungefährlich, wild in der Masse – sicher über die Hälfte, grausam, wenn die Umstände sie zwingen – das sollte man besser nicht wissen auch nicht annähernd, aus Schaden klug – nicht viel mehr als klug vor dem Schaden, die dem Leben nichts abgewinnen außer Sachen – dreißig, obwohl ich mich gern irrte, geduckt, leidend und ohne Taschenlampe im Dunkeln – dreiundachtzig früher oder später, gerecht – ziemlich viele, weil fünfunddreißig, wenn diese Eigenschaft sich verbindet mit der Mühe zu begreifen – drei, bemitleidenswert – neunundneunzig, sterblich – hundert von hundert. Eine Zahl, die bislang unverändert bleibt. Wisława Szymborska |
#200
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Auf viele wird dieses Gedicht sentimental wirken.
Ich verstehe es als Erinnerung an ein Lebensgefühl das verloren ging - auch mir. Existenz im Wiederholungsfalle Man müßte wieder sechzehn Jahre sein und alles, was seitdem geschah, vergessen. Man müßte wieder seltne Blumen pressen und (weil man wächst) sich an der Türe messen und auf dem Schulweg in die Tore schrein. Man müßte wieder nachts am Fenster stehn und auf die Stimmen der Passanten hören, wenn sie den leisen Schlaf der Straßen stören. Man müßte sich, wenn einer lügt, empören und ihm fünf Tage aus dem Wege gehn. Man müßte wieder durch den Stadtpark laufen mit einem Mädchen, das nach Hause muß und küssen will und Angst hat vor dem Kuß. Man müßte ihr und sich, vor Ladenschluß, für zwei Mark fünfzig ein paar Ringe kaufen. Man würde seiner Mutter wieder schmeicheln, weil man zum Jahrmarkt ein paar Groschen braucht. Man sähe dann den Mann, der lange taucht. Und einen Affen, der Zigarren raucht. Und ließe sich von Riesendamen streicheln. Man ließe sich von einer Frau verführen und dächte stets: das ist Herrn Lehmanns Braut. Man spürte ihre Hände auf der Haut. Das Herz im Leibe schlüge hart und laut, als schlügen nachts im Elternhaus die Türen. Man sähe alles, was man damals sah. Und alles, was seit jener Zeit geschah, das würde nun zum zweitenmal geschehn ... Dieselben Bilder willst du wiedersehn? Ja! Erich Kästner |
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