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#1
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Ich bin gerade in der Literatur zur Burg Lockenhaus im Burgenland gestossen.
Das ist ja tatsächlich sehr erstaunlich! Über die Burg Lockenhaus gibt es eine ganze Reihe Rätsel, die offenkundig bis heute nicht geklärt sind. Der Dehio Burgenland (1976, S. 174) schreibt zur Burg Lockenhaus ua.: "Burg Lockenhaus, auf einem vom Günsbach in enger Schlinge umflossenen Felsriegel. Im 13. Jahrhundert als Talsperre erbaut, urkundlich erwähnt 1242. [...] Durch das Untergeschoß des Bergfrieds Zugang zu einem unterirdischen Raum mit Tonnengewölbe und 2 Rundapsiden aus behauenem Quadermauerwerk. Ursprünglicher Einstieg nur durch Öffnung im Scheitel des Gewölbes, genau darunter im Boden eingelassene flache, wassergefüllte Schale. Schlußsteine mit Kreuz. "Kultraum", Verwendungszweck bis jetzt rätselhaft." Karl Lukan schreibt in seinem "Burgenlandbuch" (Wien 1998, S. 187 f.): "Ein Besuch von Lockenhaus ist zugleich auch eine Begegnung mit dem Geheimnisvollen, dem Grausamen und dem Tragischen." Lukan schreibt über den unterirdischen Saal, dass dieser viel zu groß für die eher kleine Burg sei und ein Drittel der Grundfläche einnehme. 1968 wurde bei einer Restaurierung auch ein Zugang zu jenem Raum geschaffen. Seriös beschreibt Lukan sowohl jene Gruppen, die in diesem Raum ein Gefängnis sahen, einen Raum für astronomische Beobachtungen, einem geheimen Raum der Templer oder diesen Raum schlicht und einfach als Zisterne betrachten. Architektonische Details, wie Fünf- oder Sechsecke erinnern an die Tempelritter. Ähnliche astronomische Oberservatorien befinden sich angeblich in der Kathedrale zu Chartres und in der Burg Montségur in den Pyrenäen. Gräfin Elisabeth Báthory-Nádasdy (1560 - 1614) massakrierte mehr als 600 junge Frauen auf ihren Burgen, von denen eine auch Lockenhaus war, bestialisch zu Tode. Sie schnitt den nackten Frauen Fleisch aus dem Körper und zwang sie, dieses dann roh oder gebraten zu essen. Sie erfand hunderte verschiedenartigste Qualen oder nähte den Opfern vorher den Mund zu, damit sie nicht schreien konnten. Im Prozess wurde sie später zu Zimmerarrest (= auf ihrer Burg Cachtice bis zu ihrem Lebensende eingemauert, sie hatte nur durch ein kleines Loch in der Mauer Kontakt zur Außenwelt) verurteilt. Auch soll es in Lockenhaus laut Lukan die unheimlichste Wallfahrtsstätte Mitteleuropas geben: ein Gnadenbild in einer düsteren Krypta zwischen Särgen, Sarkophagen und einem Totentanz aus holzgeschnitzten Gerippen. Bis 1875 wurde auf Burg Lockenhaus von den Mesnern in den Sarkophag des geköpften Graf Nádasdy gegriffen, um den durch Verschwörung der Habsburger im Schnellprozess abgeschlagenen Kopf des Grafen für sensationslüsterne Besucher herauszuziehen. Burg Lockenhaus scheint also ein ergiebiger Ort zu sein... Wolfgang (SAGEN.at) |
#2
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Hier zur Illustration der Grundriss von Burg Lockenhaus und der unterirdische Raum nach Schmeller 1965, S. 146.
Schmeller schreibt: "Durch einen Torturm gelangt man in den unteren Burghof, von dem aus die Burgküche, Kasematten und ein eigenartiger unterirdischer Raum mit Tonnengewölbe und zwei gestelten Rundapsidien zugänglich sind. Er ist aus gut behauenen Quadern erbaut und stammt nach neueren Untersuchungen [1965] aus dem 13. Jahrhundert. (Schatzkammer?)" Wolfgang (SAGEN.at) |
#3
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Die seit der Barockzeit bekannte Wallfahrt Lockenhaus verfügt über mehrere Gnadenbilder! Zu den bei Gugitz (Gustav Gugitz, Österreichische Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 2, Niederösterreich und Burgenland. Wien 1955, S. 231) angeführten, kommen noch ein Maria Hilfbild und eine Maria vom Guten Rat dazu, wie im 20. Jahrhundert ausgegebene Wallfahrtsbildchen zeigen. Durch diese Bildchen ist auch das Weiterleben dieser Wallfahrt bis in die unmittelbare Gegenwart dokumentiert.
In der Barockzeit waren in Gruftkapellen eingerichtete Wallfahrten nichts Ungewöhnliches, sie sollten wohl die Menschen an die Vergänglichkeit des Lebens mahnen. Eine solche Wallfahrt bestand auch in Mistelbach (Niederösterreich), für die im 18. Jahrhundert Andachtsbildchen mit Darstellung des Kultgegenstandes ausgegeben wurden. Auf dem Bildchen wird die Wallfahrt "Maria in der Gruft" genannt. Unterhalb des Gnadenbildes ist das Innere der Gruftkapelle dargestellt und zwar der Altar und eine Ansammlung unzähliger Totenschädel. Vergleiche dazu ebenfalls Gugitz a. O. S.129f. |
#4
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Hallo Hornarum,
vielen Dank für Deinen vergleichenden Hinweis auf die Gruftkapelle in Mistelbach, Niederösterreich. Gugitz führt in Lockenhaus das Bruststück der Hl. Maria mit Kind auf, angeblich von Graf Franz Nádasdy 1704 aufgestellt und während des Rákócziaufstandes sakrilegisch behandelt, sowie das Bild des Hl. Donatus, 1723 auf dem Donatusaltar. Die von Gugitz übrigens in dieser Gegend beschriebene Augustinuskapelle aus dem 17. Jahrhundert mit Heilquelle wird hier dokumentiert. Wolfgang (SAGEN.at) |
#5
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Neundlinger/Müksch erwähnen in ihrem Buch "Die Templer in Österreich" mehrmals Burg Lockenhaus:
Sie stellen eine mögliche Verbindung zwischen dem unterirdischen Raum auf Lockenhaus und einer unterirdischen Gebetsstätte der Templer im Bereich der heutigen Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. Der "Kultraum" auf Lockenhaus soll eine kleine runde Öffnung am Dach haben, durch den zu bestimmter Stunde nur einmal im jahr ein bestimmter (?) Stern hereinleuchtet. Lockenhaus wird auch als "Tagesetappenziel" für reisende Templer genannt, und als möglicher Beleg die nur eine Tagesreise entfernte Klosterkirche von Jak - diese mit eindeutigen Templersymbolden ausgestattet - angeführt. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass nur Legenden, Indizien und Vermutungen auf die Templer hinweisen jedoch keinerlei realen Belege vorliegen. Hoffen läßt noch die Freilegung eines vorhandenen, zugeschütteten Brunnens ... Reinhard Habek beschreibt in "Geheimnisvolles Österreich", dass im Osten der Burg eine Kapelle ein Fenster besitzt, das den ersten Sonnenstrahl am 18. März (Erzengel Gabriel) und den letzen am 29. September (Erzengel Michael) einläßt. Angeblich befindet sich in einer Apsis des unterirdischen Raums ein Templerkreuz in einem Schlußstein. Er zitiert Gerhard Volfing, der die bewußte Zerstörung eines Freskos lediglich im oberen Bereich so als möglich deutet, dass man Insignien der Templer auslöschen wollte. Ein Tabernakelstein mit Symbolen wie einer Brezel und darunter zwei liegend ineinandergehende Ovale wird als "Bäckerzeichen" gedeutet ... wobei die Frage gestellt wird, was wohl ausgerechnet ein Zunftzeichen auf einem Tabernakel zu suchen hat? Lockenhaus scheint eine harte Nuß zu sein ... Liebe Grüße Norbert
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unterwegs mit allen Sinnen ... |
#6
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Einen seriösen Artikel zu den Rätseln von Burg Lockenhaus hat Helmut Windisch auf Burgenkunde.at verfasst. Dort hat Markus Hauser auch eine beeindruckende Fotoserie zusammengestellt.
Wolfgang (SAGEN.at) |
#7
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Hallo,
zufällig habe ich am vergangenen Samstag an einer Templer-Führung in Lockenhaus teilgenommen. Diese wird durchgeführt von dem Verein "Prima Nocte", die sich wirklich ernsthaft mit dem 12./13. Jahrhundert im Speziellen den Templern befassen. Ich muss leider zugeben, mir nicht allzu viel gemerkt zu haben, da ich ein wenig kränkelnd dem Kerl hinterhergetappt bin. Hauptsächlich hat er die 72 Regeln des Tempelordens erklärt und, jetzt wird es allerdings doch interessant von ihrer Nähe zu den Zisterziensern und dem europaweiten Stationennetz von Zisterzienser-Häusern und Templer-Häusern, immer maximal eineTagesreise voneinander entfernt. Zitat:
Zitat:
Zum Abschluss noch auf Lukan eingehend. Mit ihm habe ich vor vielen Jahren ebenfalls an einer Lockenhaus-Führung teilgenommen. Und es war eh ganz lustig und Karl Lukan machte das auch gut, allerdings kam ich mir damals vor wie "Gefangen im Reich der Pendeler", aber das ist eine andere Geschichte. lg erich |
#8
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Ich war mit meiner Schulklasse mit 17 eine Zeit lang auf Burg Lockenhaus (Projektwoche). Dort gab es auch einen kleinen Shop mit Prospekten und Schriften zum Thema Gräfin Bartholdy - leider hab ich mir keines gekauft.
Jedenfalls ist die Burg (und ein neuer Anbau) heute eine Art Hotel - und im Rittersaal werden Ritteressen veranstalten mit Typen, die sich als Geister verkleiden. Ich kann mich auch noch an eine Burgkapelle erinnern. Und an einen hohen Raum mit Säulen. Leider nicht mehr an mehr, aber ich krame mal nach Fotos, wenn ich dran denke... |
#9
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Zu den Rätseln aber auch zu den vielen Morden der Gräfin Elisabeth Bathory-Nadasdy, auch als "Blutgräfin" bezeichnet, werden noch bis September "Erlebnisführungen" auf Burg Lockenhaus veranstaltet.
Als Massenmörderin mit den meisten Opfern steht die "Blutgräfin" Elisabeth Bathory-Nadasdy angeblich auch im Guiness-Buch der Rekorde. Pressemitteilung auf Burgenland.orf.at und "Im Land"-of.at. Wolfgang (SAGEN.at) |
#10
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Ich durfte mehrmals Burg Lockenhaus besuchen in den Jahren 1974? bis etwa 1984? wobei ich auch den Tabernakelstein bewundern durfte der allerdings nur noch eine Nachbildung des Originales ist da diesen ein "Besoffener/Gestörter" zerstört hatte. Kann mir jemand Links nennen die diesen Stein, der sich im "Kultraum" befand zeigt?
Tausend Dank im voraus Lothar |
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andachtsbild, burg lockenhaus, burgenland, geheimnisvoll, museum, tempelritter, templer, wallfahrt |
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