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#11
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Hallo Ulrike,
Zitat:
![]() © Wolfgang Morscher, Schuhmacher Nocker, Steinach am Brenner, 8. September 2005 Die Schusterwerkstätte besteht eigentlich nur aus einem Raum mit einem kleinem Nebenraum, wo noch eine kleine Näherei untergebracht ist. In guten Zeiten haben hier bis zu 8 Schuhmacher händisch Bergschuhe erzeugt, heute macht der Schuster seltener für Bergsteiger Schuhe. Wie auch schon beim anderen Bild gesagt, in der Werkstätte riecht es gut nach Leder, Lack und Farben. Weitere Bilder von Berit in der Bildgalerie: http://www.sagen.at/fotos/showphoto....o/2147/cat/524 http://www.sagen.at/fotos/showphoto....o/2146/cat/524 http://www.sagen.at/fotos/showphoto....o/2145/cat/524 Wolfgang (SAGEN.at) |
#12
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Fleischhauerei:
Wer kennt noch die - praktisch aufgezwungene - "Zuwaage" in Form von Knochen? Der Fleischhauer kaufte die Tiere ja im Ganzen - und mußte die Knochen auch wieder an den Mann bringen. Daher gabs bei Fleisch früher immer "Zuwaage" in Form von Knochen. Greißler in Wien: Besuch bei meinen Großeltern in Wien (ca. 1955): beim Greißler ums Eck hörte ich eine Bestellung von "Eis" - konnte mir aber keinen Reim drauf machen, weil vonder alten Frau nur was aufgeschrieben wurde, und getraute mich auch nicht zu fragen. Tage später kam ein Mann mit einer großen Zange, mit der große Eisbrocken in den Keller transportiet wurden. Dort war ein großer Holzkasten mit einer Lade, die mit Blech ausgeschlagen war. Das Eis wurde zerkleinert und in der Lade verteilt.... Ich stand vor meinem ersten "Kühlschrank" .... Leider ist in meiner Erinnerung nichts mehr von dem Fuhrwerk (Pferdefuhrwerk? Lastwagen?) aufzutreiben. ... Anschreiben: Bei unserem Greißler in der Straße gab's zwei blaue Hefte (DIN A5 , kariert*), mit selbstgemachtem roten Rand auf jeder Seite), in das wurden die schuldig gebliebenen Beträge eingetragen: ein Heft für die "Stammkunden" (also diejenigen, die IMMER was schuldig blieben), da hatte jeder seine eigene Seite, und ein Heft für die "Anderen", die nur manchmal was nicht bezahlten. Am roten Rand wurde das Schuld-Datum und später das Zahldatum eingetragen, wobei die Schuld außerdem durchgestrichen wurde. Ich erlebte mal, daß eine Mutter beim Begleichen der Schulden erfuhr, daß ihre Tochter Naschereien "anschreiben" ließ ... Ergebnis war ein Riesenstreit zwischen den Frauen, weil die Greißlerin die Tochter als "Kreditwürdig" akzeptiert hatte, und die sofortige "Sanktion" indem die Tochter (die zufällig bei der Tür reinkam) sofort "ein paar abhaselte" (D: Ohrfeige bekam; kommt meines Wissens von "mit Haselgerte bestrafen"). Milch holen: Ein Nachbarbub holte vom Greißler in einer Kanne Milch, stürmte damit nach Hause und "streifte" eine Mauer ... Fazit: Kanne hatte Beule, Kanne war außerdem leer!!! Er ging voller Angst vor der Mutter nochmals zum Greißler, beichtete dort - und bekam tatsächlich nochmal die Milch .... (stellt Euch das mal HEUTE in einem Großmarkt vor????) Geschimpft wurde allerdings von der Mutter trotzdem (wegen der Beule in der Kanne) ... Kartoffeln kaufen: Beim Greißler wurden Kartoffeln bestellt (speckige ... heute heißt's ja "vorwiegend festkochend" .... dz dz dz dz... ). Diese wurden in ein dickes DIN A4 Heft *), orange, eingetragen. Samstags kam ein Traktor mit Anhänger, die Säcke wurden vom Bauern auf der Schulter in den Keller getragen und in die Kartoffelhurde geschüttet. *) an die Hefte kann ich mich deshalb so gut erinnern, weil ich sie teilweise bald danach, als ich in die Schule kam, als Schulhefte wiedererkannte. Darum auch hab ich mich als Volksschüler so "erwachsen" gefühlt, weil ich ja die selben Hefte verwendete ... Liebe Grüße aus dem verregneten Steyrtal Norbert |
#13
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Das Problem der Verdrängung von kleinen Läden von Supermärkten und Einkaufszentren in deutschsprachigen Ländern (Deutschland vor allem) ist mir schon seit Jahren bekant. Während des Studiums haben wir ein paar ziemlich große Zeitungsartikel über Tante-Emma-Laden gelesen, damals haben wir auch diesen Begriff kennen gelernt.
Ich bin vielleicht etwas jung für dieses Thema, kann mich weder an die 60-er noch an die 70-er Jahre erinnern, zudem bin ich in einer Stadt mit gewöhnlichen Geschäften aufgewachsen. Ein paar Bemerkungen könnte ich doch schon machen. Der erste Supermarkt erschien in Archangelsk vor 10 Jahren, und zur Zeit sind schon viele Supermärkte und Einkaufszentren entstanden, und viele kleinere Geschäfte können nicht mehr konkurrenzfähig sein. Ich kann zustimmen, es ist wirklich bequem und angenehm, wenn man in einem großen hellen Raum selbst nach nötigen Waren schaut, dabei ist der Angebot beinahe lückenlos und angenehme Musik spielt, und niemand beeilt dich und… Ich persönlich habe doch an solchen großen Geschäften was auszusetzen: Gemüse kaufe ich immer am Markt ein, da sind Obst und Gemüse immer frisch. Außerdem, wenn ich viele schöne Sachen sehe (Süßigkeiten…), kann ich nur mit großer Mühe, auch nicht immer der Versuchung widerstehen und gebe zu viel Geld aus… Die Supermärkte und Einkaufszentren zeigen uns auch oft ein anderes Leben, das für viele unerreichbar ist. Was nützt einem Auswahl von exotischen Früchten und Meerprodukten, wenn er sich das nicht leisten kann? In meiner Schulzeit wurden immer noch viele Produkte lose gekauft – auch Milch, Eis, Quark, Nudeln… Ich erinnere mich auch bisher sehr gut an eine Geschichte aus Jahr 1987, die ich beim Milchkaufen erlebte (als Fortsetzung der Geschichte, die Cerambyx oben erzählt hat). Ich sollte einmal im Winter Milch im Geschäft kaufen, bin aber zum Geschäft nicht gegangen, habe sondern Schlittschuhen angezogen ![]() ![]() Die gute Erinnerung an diese Zeit sind im Sommer für uns die spezifischen Autos, die an heißen Sommertagen Kwaß auf den Straßen verkaufen. Man kann gleich ein Gläschen trinken oder eine Plastikflasche mitnehmen und Kwaß kaufen und nach Hause mitnehmen. Daraus wird auch tolle Kaltsuppe gemacht ![]() Zurück zum Thema: Wenn wir das Dorf nehmen, wo es keine Rede von Einkaufszentren sein kann, existieren da bis heute die kleinen Dorfläden, die im Laufe der Zeit keinen großen Veränderungen unterworfen wurden. An den Dorfladen im Heimatdorf meiner Mutter erinnere ich mich sehr gut, denn in der Schule habe ich fast jeden Sommer bei meiner Oma im Dorf Lebskoje verbracht (Archangelsker gebiet). In jedem Dorfladen werden neben Lebensmitteln auch andere Sachen verkauft: Geschirr, Faden und Nägel, Kleidung, verschiedene Kleinigkeiten. In Lebskoje gab es damals nur einen Laden und es war für mich immer interessant, die Waren dort zu betrachten, während die Oma einkaufte. In der Stadt habe ich natürlich auch viel mehr in Geschäften gesehen, dieses Dorfgeschäft hatte für mich aber immer einen besonderen Reiz. Brot wurde nicht ins Dorf gebracht, sondern von einer Frau selbst in der Dorfbäckerei gebacken. Interessant war auch, dass es im Sommer im Geschäft ein Heftchen lag, wo die Einwohner aufschreiben mussten, wie viel Brot sie am nächsten Tag brauchten und kaufen möchten. Das war, glaube ich, deshalb so, weil viele Verwandte bei Dorfeinwohnern im Sommer zu Besuch waren und man musste genaue Anzahl von Brot wissen, damit Brot allen reichen würde. Mittags versammelten sich die Dorfeinwohner an diesem Geschäft und warteten auf die Bäckerin, die selbst in einem großen Sack Brot zum Geschäft brachte. War schöne Zeit... Die Bäckerei funktioniert schon lange nicht mehr, das Geschäft steht auch geschlossen. Die Fotos unten zeigen den heutigen Laden in Lebskoje, der sich in einem Dorfwohnhaus befindet. Da wird nur das Nötige verkauft. Links auf Regalen stehen Lebensmittel, an der Wand gegenüber sind Waschmittel, Zahnpasta, Shampoo, auch im Laden, aber nicht auf den Fotos: Socken, Hauskleider und noch welche Kleidung. Soviel zum Thema. |
#14
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Hallo Oksana, habe deinen lebendigen Bericht gelesen! Noch zwei Fragen:
Sind die Blumen in dem Zinkeimer (?) nur Dekoration oder werden sie auch im Laden dort verkauft? Tragen bei euch die Verkäuferinnen noch Kittel ? Bei uns durfte man noch während meiner Lehrzeit als Frau keine Hosen im Verkauf tragen (hört sich sicher lustig an), wir mußten Röcke anziehen. Wenn es wintertags kalt war und ich in langen Hosen erschien mußte ich mich umziehen. Abends genauso u. dann schnellstens zum Zug gerannt, dieser fuhr nur stündlich. Arbeitszeit war noch wöchentl. 42 Stunden. Das Lehrgeld war niedrig, es reichte für die Fahrkarte. Dir viele Grüße und alle guten Wünsche! Ulrike |
#15
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Hallo Ulrike!
Zu deinen Fragen: der Zinkeimer so wie die Blumen aus Kunststoff stehen da zum Verkauf. Solche Blumen bring man bei uns zum Friedhof und befestigt man am Kreuz oder steckt in den Boden am Grab ein. Diese junge Frau auf dem Foto ist zur Zeit die einzige junge Frau meinen Alters im Dorf und zugleich meine Freundin. Der Laden gehoert ihrer Stiefmutter und sie arbeitet hier nur als Verkaeuferin, verdient auch wenig (ist schon etwas, denn in moisten Doerfern gibt es seit Jahren ueberhaupt keine Arbeit mehr). Normalerweise traegt sie ihre uebliche Kleidung, denn im Dorf interessiert es ja niemanden, was die Verkaeuferin anhat. Sie hatte aber noch keine Fotos vom Geschaeft und wir haben extra Fotos gemacht, zu diesem Anlass wollte sie ihren Kittel anziehen. In der Stadt muessen die Verkaeuferinnen in den Geschaeften meistens den Kittel tragen, dabei glaube ich gibt es keine strengen Vorschriften ob Rock oder Hosen unter dem Kittel. Waehrend meines Praktikums in der Schule und im Gymnasium durfte ich auch keine Hosen als Lehrerin anziehen:-) Dir ebenso alles Liebe, |
#16
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Wien 5 (Margareten) - die 70er- bis frühen 80er-Jahre.
Greißler (oft auch Feinkostladen genannt - die hatten nur ein bißchen mehr, waren aber dafür kräftig teurer) waren bei uns ja auch bereits große Läden. Denn Milch und Käse hat man bei der Milchfrau geholt. Das Brot beim Bäcker. Obst und Gemüse beim gleichnamigen Händler (besonders beliebt Salzgurken und/oder Sauerkraut aus dem Fass -obwohl das ist ja wieder im Kommen, sogar bei Supermärkten) Fleisch und Wurst beim Fleischhauer (natürlich mit Zuwage und bitte einmal Morchknochen - Markknochen für unsere deutschen Freunde) Die seltenen Süßigkeiten beim Zuckerlgeschäft. (1 Stollwerk für 5 Groschen) Kuchen und Torten, die besonders schön aussehen mussten, in der kleinen Konditorei bzw. beim Tortenbäcker (pah, was war ich fasziniert, wenn der Mann mit einer Spritztüte Buchstaben gemalt hat) Supermärkte - waren im Kommen. Die Favoriten: Konsum, Jura - ganz zaghaft schon Billa (und da war es nur mehr einer); Löwa für die Mittelklasse (gibt es auch schon lange nicht mehr in dieser Form); Gebrüder Kunz und Julius Meinl für die Reichen (auch sie ruhen in Frieden). Wer ist Spar? - Heute neben Billa der Platzhirsch, früher schlichtweg nicht vorhanden. Adeg und/oder A&O haben sich im Wiener Raum schon fast schamhaft von Greißlern verkaufen lassen. Einkaufszentren - Noch lang vorm Donauzentrum das Generali-Center auf der Mariahilfer Straße - heute bestenfalls ein origineller Zeitzeuge. Und Kaufhäuser: Stafa, Steffl, Gerngroß, Herzmansky, Tyrolia später Interspar - heute alle nur mehr dem Namen nach vorhanden - dort kaufte der Mittelständler nicht ein, dort ging man hin zum Schauen. Gewand hat man übrigens meist bei Kleiderfabriken direkt gekauft, da waren sie billiger, oder man ging zum Second-Hand oder zum "xxxxx" (niemand wußte, ob diese Betreiber tatsächlich xxxxx waren, aber genannt hat man sie so) Und Schnittblumen in Zinnkübeln, echte sogar - waren durchaus üblich bei den Blumenläden im 5. Bezirk. So, jetzt höre ich auf und gehe weinen! LG Erich Admin: ein Wort wird hier zensiert um keine weitere Verbreitung dieser, in diesem Zusammenhang diskriminierenden Bezeichnung zu fördern. Geändert von SAGEN.at (20.09.2006 um 23:36 Uhr) |
#17
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Bei der Aufzählung der ganzen Geschäftsnamen
kam mir dieser alte Werbespruch in den Sinn: Otto Mess - mit zwei s -mit zwei o -macht uns froh! - Markknochen wurden auch beim Metzger (meine Mutter sagt Fleischer) gekauft. Oft auch eine Beinscheibe "für eine frische Suppe", sie wurde ausgekocht mit Salz, Pfeffer ,Zwiebeln, Suppengrün . durchgesiebt, das Fleisch in kleine Stückchen geschnitten. Die Brühe mit dem Fleisch, kleingeschnittenen Kartoffeln und Gemüse (Möhren - bei uns sagt man Wurzeln - o.a.) gekocht. Viele Grüße aus Westfalen! Ulrike |
#18
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Hallo Ulrike,
Zitat:
Regionale Berufsbezeichnungen sind nach meiner Einschätzung durch Einheits-Definitionen in schriftlichen Online-Lexika unter anderem noch mehr gefährdet als sie es durch andere Massenmedien zuvor waren. In Oberösterreich wo ich aufgewachsen bin, sagte man ausschliesslich "Fleischhauer", hier in Tirol höre ich oft man geht zum "Fleischer", in manchen Gebieten auch "Metzger". Dazu gäbe es noch eine ganze Menge regionale Varianten zu Handwerks-Bezeichnungen, über die es sich lohnen würde, sie hier zu dokumentieren. Wolfgang (SAGEN.at) |
#19
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Hallo Wolfgang,
Zitat:
mein Vater ging noch nicht ins "Cafe" sondern zum "Zuckerbäcker" auf einen "kleinen Schwarzen"; Filme für den "Photoapparat" kaufte man beim "Photograph" Brot holten wir beim "Bäck' "; Alteisen konnten meine Brüder noch beim "Eisentandler" (D:Eisenhändler)verkaufen; und die meisten Geschäfte wurden außerdem nicht nach Berufsgruppe oder Betriebsart, sondern nach den Besitzern bezeichnet: "der Tillian" war das Geschäft für Haushaltswaren, Geschirr und Porzellan, "der Gschliffner" und "der Zellinger" die eigentlichen Namen für die zwei "Fleischhacker", "der Arlt" und "der Them" die beiden "Photographen", "der Biedermann" das Beisl um's Eck usw. Naja, weils grad so dazu paßt: der "Scherenschleifer" und "Kesselflicker" ging noch mit 2er-Hundegespann von Haus zu Haus; er schliff Scheren und Messer mit einem fußpedalbetriebenen Schleifstein (Mechanik wie bei einem Spinnrad) und lötete mit Messing und einer primitiven Lötlampe die Löcher der durchgebrannten Eisentöpfe ... und der "Hadernsammler" (D:Lumpensammler) war ebenfalls, aber nur mit einem Hund - und einer Schulterschlaufe für sich selber - mit einem langen Leiterwagen unterwegs ... der Letzte im Reigen war der "Draungfierer" ("Trankführer" - der den "Sautrank" [D:Speiseabfälle als Schweinefutter] heimführt). Er hatte ebenfalls ein Hundegespann aus 2 riesigen Bauernhunden, die einen Leiterwagen zogen, auf dem liegend eine Tonne befestigt war, die oben aufgeschnitten war. Bei den Gaststätten am Hintereingang wurde dieser streng riechende Herr mit den Küchenabfällen versorgt. Euer in Erinnerungen versinkender Norbert |
#20
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fast vergessen:
der "Holzschneider" konnte per mündlicher Post mit seiner Kreissäge angefordert werden. Dieselbe hatte 2 Luftgepolsterte Hinter- und 2 Hartgummibereifte Vorderräder und konnte so im ganzen Stadtteil gezogen werden. Ich schätze daß so eine Maximaldistanz von ca. 2 km zurückgelegt wurde - was eine gewisse Athletische Leistung darstellt, wenn man sich das Gewicht einer damaligen Kreissäge vorstellt! Dabei war es ein eher zart gebautes Männchen mit einer unvorstellbaren Ausdauer - die Säge sauste oft von 7 Uhr früh bis in die Abenddämmerung ... und das am Wochenende, da er unter der Woche Schichtarbeit durchführte in den Steyrer Kugellager-Werken!!! Bei der Arbeit hatte er immer einen flotten Hut auf! Norbert |
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