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Ja, Entschuldigung – dafür bist du zu spät geboren.
Kaffee war in den ersten Nachkriegsjahren die absolute Kostbarkeit, kam überwiegend durch Schmuggel ins Land und war immens teuer. Wer irgendwie ein Viertelpfund ergattert hatte ("gehamstert", auf nicht ganz legale Weise erworben, gegen irgendwas eingetauscht), trank seinen Kaffee nicht einfach so nebenbei wie wir heute, sondern nur zu besonderen Gelegenheiten, und wenn das letzte Böhnchen verbraucht war, war das ein Grund zu tiefer Trauer – und eventuell (wenn jemand Spaß daran und eine Druckerei an der Hand hatte) auch mal zu einer Todesanzeige. |
#33
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Die Anzeige ist wirklich köstlich, vor allem der Hamster-Club gefällt mir
![]() Aber ich seh jetzt auch die Tatsache, dass es bei uns zu Hause nie Kaffee gab, mit anderen Augen. Oma kochte immer Kaffee fern jeder Bohne mit Linde und Kathreiner, also Malz- und Feigen, wenn ich mich recht erinnere. Richtig Kaffee-Trinken hab ich erst mit 16 im Haus von den Van der Steens gelernt. Die hatten kaum Geld, aber immer Kaffee. Vielleicht auch kulturell bedingt, sie stammte aus Gotha und er aus Frankreich. Ich kann auch nicht behaupten, dass er mir Anfangs wirklich geschmeckt hat, ich brauchte viel Zucker... |
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Die Ode auf den Bürokaffee und vor allem die Kaffeeböhnchentodesanzeige
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Der starke Kaffee - von Eugen Roth
Ein Mensch, der viel Kaffee getrunken, ist nachts in keinen Schlaf gesunken. Er muß nun zwischen Tode und Leben hoch übern Schlummerabgrund schweben und sich mit flatterflinken Nerven von einer Angst zur andern werfen. Und wie ein Affe auf dem schwanken Gezweige turnen der Gedanken, muß über die geheimsten Wurzeln des vielverschlungnen Daseins purzeln. Und hat verlaufen sich alsbald im höllischen Gehirn-Urwald. -Ulrike |
#36
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weiter:
In einer Schlucht von tausend Dämpfen muß er mit Spukgestalten kämpfen, muß,von Gespenstern blöd geäfft, an Weiber, Schule, Krieg, Geschäft in tollster Überblendung denken und kann sich nicht ins Nichts versenken. Der Mensch in selber Nacht beschließt, daß er Kaffee nie mehr genießt. Doch ist vergessen alles Weh am andern Moregn-beim Kaffee. In diesem Sinne! Ulrike |
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Dazu
Die Torte - ebenfalls von Eugen Roth Der Mensch kriegt eine schöne Torte. Drauf stehn in Zuckerguß die Worte: Zum heutigen Geburtstag Glück! Der Mensch ißt selber nicht ein Stück. doch muß er in gewaltigen Keilen das Wunderwerk ringsum verteilen. Das "Glück", das "heu", der "tag" verschwindet, und als er nachts die Torte findet, da ist der Text nur mehr ganz kurz. Er lautet nämlich nur noch: burts Der Mensch, zur Freude jäh entschlossen, hat diesen Rest vergnügt genossen. Dazu natürlich die Tasse Kaffee! -Ulrike |
#38
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Danke für die Erinnerung an den "Mensch" - gut beobachtet und für jede Lebenslage den passenden Reim. Da muss ich wieder mal nachschlagen
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Von den geistigen Ergüssen wieder zu den leiblichen Genüssen um den Kaffee
![]() ![]() Ein unbedingtes Muss für mich ist der Besuch der Café-Konditorei Matschiner in Ottenschlag im Waldviertel, wenn ich dort in der Gegend bin ![]() ![]() |
#40
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Gegen die Biskuitrolle (oder was das ist) hätte ich nichts einzuwenden, aber das Teil im Vordergrund wär mir schon ein bißchen zu matschig ...
![]() Um nochmal auf den Bürokaffee zurückzukommen: Nachdem bei uns die noch in der Ode erwähnten Wegwerftassen aus Plastik abgeschafft waren und jeder seine eigene Tasse hatte, trank ich meinen Kaffee zunächst aus dem Reklamepott des Unternehmens, für das ich arbeitete. Dann habe ich zu einer gläsernen Tasse gewechselt, die mir eine Kollegin aus Trier mitbrachte. Und zum Schluß noch eine Tasse, aus der ich allerdings nie getrunken habe, sondern die nur in meiner Devotionaliensammlung herumsteht: Die Tasse (zwar ohne Untertasse, aber mit Kuchenteller) zur Erinnerung an eine erste Kommunion. |
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