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Die Myrafälle - ein Beispiel für Umweltschutz im 19. Jahrhundert
Die Myrafälle im Gemeindegebiet von Muggendorf im Bundesland Niederösterreich bringen erstaunliche Belege für Auseinandersetzungen im Zuge von Umweltschutzaktivitäten im 19. Jahrhundert.
http://www.sagen.at/fotos/data/554/m...afaelle_21.jpg Bildquelle: SAGEN.at-Fotogalerie Die Zeitung "Das Vaterland" schreibt am 8. Juni 1899: Ausflug zu den Mirafällen. Die Badener Zeitung schreibt am 10. Juni 1899: (Eine "Protestpartie") zu den Myrafällen wird morgen, Sonntag, unternommen werden. Bekanntlich haben der "Oesterr. Touristen-Club" und die Alpine Gesellschaft "Enzian" eine umfassende Action gegen das Project, das Wasser der herrlichen Myrafälle zu industriellen Zwecken zu verwerten, eingeleitet. Alle alpinen Vereine und Gesellschaften sind daher eingeladen, sich an dieser Partie zu betheiligen. Die Abfahrt erfolgt um 5 Uhr morgens vom Südbahnhofe.http://www.sagen.at/fotos/data/537/m...c73a35f_b2.jpg Bildquelle: SAGEN.at-Fotogalerie Die Badener Zeitung schreibt am 20. September 1899: Die Zukunft der Mirafälle. http://www.sagen.at/fotos/data/537/m...7e17f14_b4.jpg Bildquelle: SAGEN.at-Fotogalerie Am 7. Oktober 1899 lautet es in der Badener Zeitung: Zum Kampf um die Mira-Fälle"Der Naturfreund" schreibt in Band XVII, Jahrgang 1913: Naturschutz. Die prächtigen Mirafälle, die wegen ihrer Schönheit alljährlich von tausenden Menschen besucht werden, sind wieder einmal in Gefahr. Die nimmermüde Hydra Kapitalismus züngelt immer wieder gegen das prächtige Naturbild und will sich der Kraft des Wassers bemächtigen. Aus dem Fall der Mira soll klingendes Gold geprägt werden; der Kapitalismus sieht in diesem Wasserfall nur eine Kraftquelle. Sie auszunützen ist sein hartnäckiges Streben. Die Vernichtung der Mirafälle droht jetzt von der Stadt Wiener-Neustadt. In einer Sitzung, die am 17. Dezember 1912 stattgefunden hat, wurde beschlossen, im Prinzip für die Errichtung eines Elektrizitätswerkes zu stimmen, dessen Erbauung, gegen Verzinsung des Kapitals, die Immobilarbank auf eigene Kosten verspricht. Im württembergischen Schwarzwald ist ein Naturschutzgebiet errichtet worden. Es ist das Gebiet des geheimnisvollen dunklen Wildsees, unweit des Ruhesteins an der badisch-württembergischen Grenze. Das Schongebiet umfaßt etwa 73 Hektar, liegt auf Baiersbronner Gebiet ungefähr 1000 Meter hoch und bildet mit seinem düsteren, tiefen See, den umgebenden Bergabhängen, dem sumpfigen Moorgrund und herumliegenden Moränenschutt ein Bild unberührter Naturtreue. Wenn schon bisher die Axt des Holzhauers nur mit Mühe eindringen konnte, und das Herausschaffen der Stämme aus der moorigen Kesseltiefe die Arbeit kaum lohnte, so wird in Zukunft weder Holzhauer noch Jäger das Gebiet mehr betreten. Jedes menschliche Eingreifen unterbleibt, und Pflanzen und Tiere können sich in dieser Waldidylle nach Belieben entwickeln. — Am 14. Dezember 1912 fand die gründende Versammlung des „Oesterr. Vereines Naturschutzpark" statt. Zum Obmann wurde der gewesene Präsident des D. u. Oe. A.-V. Universitätsprofessor Hofrat Dr. Ritter v. Guttenberg gewählt. In inniger Zusammenarbeit mit dem deutschen Verein Naturschutzpark in Stuttgart ist nun ein großzügiges Programm entstanden, vorerst drei solcher 150 bis 200 Quadratkilometer großer Reservationen in der Tiefebene, im Mittelgebirge und in den Alpen ins Leben zu rufen, und so der gefährdeten Fauna und Flora aller Höhenanlagen Mitteleuropas eine bleibende Zufluchtsstätte zu bieten und sie vor dem Aussterben zuretten. Der Naturschutzpark in der Tiefebene wurde schon vom deutschen Verein in der poesievollen Lüneburger Heide unter der begeisterten Mitarbeit und Zustimmung ganz Deutschlands gesichert, der „Oesterreichische Verein Naturschutzpark" geht nun daran, den Alpennaturschutzpark zu gründen, dem später ein Naturschutzgebiet in Dalmatien zum Schutze der mediterranen Fauna und Flora folgen soll. Der „Oesterreichische Verein Naturschutzpark" hat sein Sekretariat in Wien, III, Erdbergstraße 63, errichtet und erhebt einen Mindestbeitrag von K 3.— jährlich.Die "Badener Zeitzung" schreibt am 11. Juni 1913: (Begehung des Mirabaches.) Freitag den 13. d. M. ist die wasserrechtliche Begehung des Mirabaches und vom Verhalten der Wasserrechtler wird nun viel abhängen, ob die industrielle Ausnützung der Wasserfälle zur Tatsache wird.Dennoch wurde trotz allem Protest das Myrawerk gebaut und im Oktober 1914 in Betrieb genommen, 1975 wurde das Kraftwerk Myrawerk stillgelegt: http://www.sagen.at/fotos/data/686/m...sstein_074.jpg Bildquelle: SAGEN.at-Fotogalerie http://www.sagen.at/fotos/data/686/m...stein_1101.jpg Bildquelle: SAGEN.at-Fotogalerie http://www.sagen.at/fotos/data/686/m...sstein_077.jpg Bildquelle: SAGEN.at-Fotogalerie Interessant wären weitere Hinweise auf Umweltschutzaktivitäten in Österreich im 19. Jahrhundert? Wolfgang (SAGEN.at) |
AW: Die Myrafälle - ein Beispiel für Umweltschutz im 19. Jahrhundert
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Möglicherweise wäre ein weiteres Beispiel der Waldbachstrub-Wasserfall in Hallstatt, der bereits im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel war. Aber ich müsste erst genauer nachlesen, ob es wirklich konkrete Umweltschutzaktivitäten diesbezüglich gegeben hat.
Zum Beispiel in den Schriften Peter Roseggers ist der Natur- und Umweltschutz-Gedanke zu finden. Betont wird vor allem dabei das Verhältnis Natur-Mensch. Zitat Roseggers aus seinem "Heimgarten" zum Aufgehen des Menschen in der Natur: "Ich bin ein großes, unsterbliches Wesen, die Felsgebirge sind meine Knochen, das Weltmeer ist mein Blut, die Stürme sind mein Atem." In Peter Roseggers Heimgarten lassen sich übrigens auch frühe volkskundliche Erfassungsversuche des ländlichen Raumes finden."Eine freundliche, reinliche Wohnung, ein bequemes Kleid, eine schmackhafte Nahrung, Maschinen zur Arbeit, Bücher, Kunstgegenstände für Geist und Gemüt, kurz alles, was das Leben verschönert, ohne den Beruf zu schädigen, möchte ich eingeführt wissen im Landhause, im Bauernhof." |
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