Georg (23. April)

wird dargestellt als stolzer, ritterlicher Reiter, der mit seiner Lanze einen Drachen ersticht. Freilich ist er erst in der Legende des 12. Jahrhunderts zum Reiter und Drachenkämpfer geworden.

Eine morgenländische Legende aber führte ihn zum Tempel des Apollo, wo er diesen zum Geständnisse zwang, daß er ein gefallener Engel, also ein Dämon sei. Da Apollo aber der Bezwinger des drachenähnlichen Python war, wurde Georg zum Bezwinger beider. Er wurde jedoch auf Betreiben der Götzendiener hingerichtet.

Jedenfalls wurde er in Kleinasien im Jahre 303 unter Kaiser Diokletian gemartert.

Dem siegreichen Kampfe mit dem Drachen, also gegen alle Anfechtungen des Heidentums, verdankt der Heilige das Patronat gegen alle Feinde des Christentums und galt seit den Kreuzzügen als das ritterliche Ideal. Soll er doch eine ganze Stadt und eine Königstochter - einer Sage nach die spätere heilige Margarete - von einem gefräßigen Untiere befreit haben.

Die Kreuzfahrer verpflanzten die morgenländische Verehrung Georgs ins Abendland, wo sie sich allenthalben ausbreitete und einwurzelte.

Am eindrucksvollsten wurde diese hohe Verehrung in den Bozner Georgispielen gestaltet. Beim nachmittägigen Umzuge des Fronleichnamstages kniete Margarete, von einem riesigen Drachen bewacht, auf dem Musterplatze, bis Sankt Georg auf einem Schimmel angeritten kam und nach etlichem Kampfe die Jungfrau durch einem wohlgezielten Stich in die Blutblase, die der Drachenschädel barg, unterm Jubel von viel taufenden Zuschauern befreite. Unter Kaiserin Maria Theresia wurden diese Umzüge abgeschafft.

Im Sarntale wurde noch 1833 ein Georgispiel auf dem Kirchplatze aufgeführt.


Wie sehr Georg als Heldenbefreier für Mensch und Natur in Abwendung bösen Zaubers im Volke lebte, mag auch die Sage von der Entstehung der Gadriamure zwischen Schlanders und Laas dartun. Unter dem gewaltigen Hügel zwischen den beiden Orten soll eine große Stadt begraben sein. Denn ihre Bewohner wurden immer lässiger in den Wallfahrten zum heiligen Georg in einer Kapelle bei Kortsch. Der vernachlässigte Heilige mahnte anfangs durch etliche Murbrüche aus dem Gadriatale. Doch die Städter blieben verstockt und meinten, sich durch Mauern sichern zu können. Nun, im genannten Tale war damals ein See und ein Fels mit einer Höhle, in die der erzürnte Georg seinen Drachen sandte, damit er die Herden der Sünder überfiele und seine Freßgier daran sättige. Die schlauen Städter aber nähten, um sich von dem ihre Herde schädigenden Ungetüm zu befreien, lebendigen Kalk in eine Kalbshaut und warfen diese Verlockung vor die Höhle. Richtig! Der Drache gewahrte das Kalb, schlang es gierig hinunter und schwamm dann nach dem guten Bissen im See herum. Aber da löschte das Wasser den Kalk und der Drache schlug aus Schmerz derart mit dem Schwanze herum, daß der Damm brach und die Stadt ersäuft und unter einem Schuttkegel begraben wurde.

Ritter St. Jörg erfreut sich vieler Kirchen und Burgkapellen wie in Mais, Schenna, Lana, Bozen, Kortsch usw.

Er hat auch ein weitreichendes Patronat. So einstmals des Rittertumes, der Pferde, der Sattler, auch der Kranken, Unfruchtbaren und Gebärenden.

Gar so lang ist's noch nicht her, da war Jörgi ein Lostag besonderer Art im Burggrafenamte. Von seinem Tage an bekamen die Ehehalten eine Marende vorgesetzt, die Michaeli an den Winter über ausgeblieben war:

Der Michl nimmt's
Der Jörg! bringt's."

Ein weniger erfreulicher Lostag ist es für jene, die Zins und Abgabe entrichten müssen.

Nun beginnt die Hützeit für das Weidevieh, drum werden die Zäune gerichtet, der Feldbau setzt ein und damit die Bewässerung, daß wieder alles Frucht trage.

Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 20ff