Maria Waldrast, Wallfahrtskirche und Heilquelle

Maria Waldrast, Matrei, Tirol

Wallfahrts- und Servitenklosterkirche. 1429 als Kapelle vollendet, 1465 geweiht, 1621 - 1624 wurde ein Servitenkloster dazu errichtet und die Kapelle zu einer Kirche umgebaut. Von dieser Zeit an hohe Blüte der Wallfahrt, bis Joseph II. 1785 Kloster und Wallfahrt aufhob, worauf die Marienstatue nach Mieders kam. 1844 setzten sich die Serviten wieder in den Besitz der Kultstätte, die indessen völlig zur Ruine geworden war. Sie stellten Kloster und Kirche zum Teil wieder her. Die Weihe der Kirche erfolgte 1850 und die Marienstatue wurde wieder zurückgebracht.

Statue der gekrönten hl. Maria, auf einem Lärchenbaumstock sitzend, reicht mit dem linken Arm dem gekrönten nackten Kind, das zu ihrer Rechten sitzt, einen Apfel. Um die Mitte des Leibes ist die Statue noch ungebildet und rückwärts sieht man, daß die Statue mit einem Beile von einem Baumstamm abgespalten worden ist.

Wallfahrtskirche, Maria Waldrast, Tirol © Claudia Ruppitsch

Maria Waldrast, Tirol
Wallfahrtskirche
Maria Waldrast, westlich von Mühlbachl in 1.638 m Höhe, ist die höchstgelegene Klosterkirche Europas. Die Gründung des Wallfahrtsortes geht auf ein Marienwunder zurück: Im Jahre 1392 soll ein Marienbild aus einem Lärchenstamm gewachsen sein. Zwei Hirten fanden den Kultgegenstand und brachten ihn am Ostersonnabend 1407 nach Matrei.
Ein armer Holzhauer wurde beauftragt, am Auffindungsort ein Kirchlein zu errichten. Er vernahm in drei Nächten eine Stimme, die ihm den rechten Ort für den Bau wies. Als ihm "eine hohe Frau im weißem Kleide mit einem Kind" auch noch erschien, zweifelte er nicht mehr an der Baustätte.
Die Kirche wurde von 1621-24 ausgebaut und zusätzlich ein Kloster, das dem Servitenorden angehört, errichtet. Heute werden täglich Gottesdienste in der Kirche gefeiert. Besuchende können sich in der Klosterwirtschaft stärken. Im Winter zieht eine Naturrodelbahn und eine Loipe Sportbegeisterte an; im Sommer gilt Waldrast als Ausflugsziel oder Ausgangspunkt für Bergtouren. An den Herz-Jesu-Freitagen finden von Mai bis Oktober Nachtwallfahrten entlang der Kreuzwegstationen, vom Wipptal oder Stubaital herauf, statt. Wallfahrtstage im Herbst und Winter sind der erste Samstag im Monat (Herz-Mariä-Samstag) sowie die "Goldenen Samstage" im Oktober.
© Claudia Ruppitsch, 2004

Legende:

Maria Waldrast, Tirol, Auffindungsort © Claudia Ruppitsch

Maria Waldrast, Tirol
Die Gründung des Wallfahrtsortes Maria Waldrast, der höchstgelegenen Klosterkirche Europas, westlich von Mühlbachl in 1.638 m Höhe, geht auf ein Marienwunder zurück: Im Jahre 1392 soll ein Marienbild aus einem Lärchenstamm gewachsen sein. Zwei Hirten fanden den Kultgegenstand und brachten ihn am Ostersonnabend 1407 nach Matrei.
Ein armer Holzhauer wurde beauftragt, am Auffindungsort ein Kirchlein zu errichten. Er vernahm in drei Nächten eine Stimme, die ihm den rechten Ort für den Bau wies. Als ihm "eine hohe Frau im weißem Kleide mit einem Kind" auch noch erschien, zweifelte er nicht mehr an der Baustätte.
Die Kirche wurde von 1621-24 ausgebaut und zusätzlich ein Kloster, das dem Servitenorden angehört, errichtet.
© Claudia Ruppitsch, 2005

Auf Geheiß eines Himmelsboten sollte 1392 ein dürrer Lärchenstock in der Gegend unter der Serlesspitze grünen und der ,,Frauen im Himmel Bild" fruchten. Zwei Hirten erblickten die Statue zuerst am Ostersonnabend 1407, die dann nach Matrei gebracht wurde. Einem armen Holzhauer Christian Lurch daselbst wurde die Sendung zu Teil, für die Statue ein Kirchlein zu errichten. Nächtlicherweile vernahm er eine Stimme, die ihn aufforderte, diese an der Fundstelle zu erbauen. Er weigerte sich anfänglich, vernahm aber noch zweimal eine Stimme, die ihm u. a. zurief: "Im Wald ist ein gruen Fleck im Mosz, da leg dich nyder und rast, so wird dier wol chund gethan die rechte stat." Dies tat er und als er auf besagtem Platz einschlief, weckten ihn zwei hellklingende Glöcklein auf und nur auf einen Augenblick sah er eine hohe Frau in weißem Kleide mit einem Kind. Er zweifelte nun nicht mehr daran, hier die Merkzeichen für die Baustätte zu setzen, während dessen die Glöcklein klangen. "Er gieng auf dye stat, da er das pilt gesehen hat und merkt's nachdem, als er vermeint, ein Kirchen ze machen, und dye glöcklenn chlungen pys er ausgemerkt hat. Darnach hört er nichtz mer." Nunmehr wurde der Holzhauer an den Bischof von Brixen gewiesen. Endlich erhielt er vom Generalvikar 1421 einen Sammelbrief und 1429 wurde die Kapelle daraufhin schon vollendet. Man erzählt sich, daß Tauben blutige Schindel an den Ort hingetragen hätten, wo sie jetzt steht. Die Zimmerleute, die die Kirche noch immer nicht auf den richtigen Platz setzten, hätten sich nämlich beständig verletzt und mit den von ihrem Blute benetzten Schindeln wäre so der richtige Ort gewiesen worden.

Nach einer späteren Legende hatte die Statue mit der Erzherzogin Marianne einen freundlichen Diskurs unterhalten.

Auch Schalenstein vorhanden, über den die hl. Maria geschritten ist und dabei ihre Fußspur hinterließ. Die hl. Maria wäre auf der Flucht nach Ägypten gewesen; andererseits behauptet man, der Stein wäre wunderbarerweise aus Ägypten hiehergekommen. Maria hätte bei dem Stein gerastet, um Wasser (Muetterwasserl, Muattawasserl) zu trinken.

Das Gnadenbild aus dem Lärchenstock zu Waldrast, Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 348

Maria Wadrast, © Gerhard Hilber

Maria Waldrast, Tirol
Brunnen
© Gerhard Hilber, 12.Dezember 2003


Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Vorzüglich aufgesucht wegen totgeborener Kinder, die behufs Taufe zum Leben erweckt wurden oder Lebenszeichen gaben. "Et ecce mirandum! infans primo die in facie rubere, altero vitales per membra omnia colores ostendere, sudorem tertio e naribus Stillare, singultire et (rem verbo dixerim) vivere, sed et brevi velle etiam desinere, at praemonitus e nostris Sacerdos fugitivam animam salutari lavacro tinxit, ac temporaneae huic vitae aeternam sub-junxit." Von in türkischer Gefangenschaft geratenen Leuten wurde die Statue gerne angerufen (Fälle von 1478, 1503), die dann für die gewährte Hilfe ihre Fesseln aufhingen (Mirakelbuch 1738, 142). Außerdem entsprang hinter der Kirche "ain vast küeles wasser, so zu den bösen Augen sehr dienstlich sein solle." 1640 gebrauchten auch Krumme und Lahme das Wasser (Mirakelbuch 1733, 72). Als geistliches Heilmittel verwendete man auch Partikel von dem Lärchenbaum, die man in einem Glas Wasser trank (Mirakelbuch 1759, 81). Waldraster Andachtsbilder wurden gerne als Stallsegen verwendet (Mirakelbuch 1759, 97). Das Mirakelbuch 1738 bringt Gebeterhörungen in folgenden 20 Fällen: 1. Verlorenes Leben (bes. tote Kinder), 20 Fälle; 2. Sterbende, 12; 3. Blinde, 15; 4. Wassergefahr, 28; 5. Lebenserhaltung in gefährlichen Fällen, 23; 6. Krumme und Lahme, 18; 7. Stumme und Taube, 10; 8. Sinnlose, 8; 9. Wunden, 19; 10. Gebärende, 19: 11. Pest, 8; 12. Fieber und giftige Krankheiten, 26; 13. Unterschiedliche Krankheiten, 26; 14. Unterschiedliche Todesgefahren, 13; 15. Unterschiedliche Beschwerden, 9; 16. Erlösung von Gefangenen und von Schnee Bedeckten, 8; 17. Feuersbrünste, 12; 18. Vom Teufel Besessene und Verzauberte, 6; 19. Erledigung der Seelen im Fegefeuer, 8; 20. Außerordentliche Gnaden, 10.

Votive: Gewichtsopfer aus Wachs, z. B. von Erzherzog Siegmund zwei Wachskerzen, jede an Größe und Gewicht ihm gleich schwer, geopfert. Derselbe Erzherzog opfert auch ein silbernes Brustbild im Gewichte von 5 Pf. 10 Lot. Gebräuchlich auch Wachskröten. Ein Wachsopfer, darstellend einen Mann mit Roß und Wagen, im Mirakelbuch 1733, 42, angeführt. Ein durch Sturz Verunglückter opfert eine "wächserne Lende sambt einem Roggen." Nachweisbar ein Löffelopfer. Ein Bergknappe, der seine Sprache verliert, sieht im Traum Maria, die ihm zuruft, er solle sich mit dem Löffel, mit dem er gegessen, nach Waldrast, Seefeld und Altötting verloben. In älteren Zeiten wird von Kleideropfern berichtet. Eine Frau, seßhaft an der Etsch, brachte 1466 nach Waldrast ihr Totenkleid. "Pfaytten, rock und hauben aneinander und ein Steuchel." Dies Kleid hatten ihr die Verwandten angezogen, als sie anscheinend im Sterben gelegen. Die Verwandten hatten die Frau nach Waldrast verlobt, und als die Frau von der Krankheit wieder erstanden, wanderte sie nach Maria-Waldrast und hing das Totenkleid in der Kirche auf. Auch Taufhemdchen zu opfern war bei kranken Kindern gebräuchlich. Haaropfer brachten Arme und Reiche, so die Prinzessin Maria, Tochter des Erzherzogs Ferdinand. Ein Fußkranker hing seine Stiefel auf. Kostbare Votive werden zahllose gemeldet. Sie verschwanden bei der Aufhebung.

Maria Wadrast, © Gerhard Hilber

Maria Waldrast, Tirol
Wallfahrtskirche
© Gerhard Hilber, 12.Dezember 2003

In der Hauptsache werden Pilger aus Tirol, Bayern und Westkärnten gemeldet. Es wurde zur Sitte, daß die Tiroler Landesfürsten nach Maria-Waldrast gingen, wodurch die Wallfahrt einen großen Aufschwung erlebte. Schon unter Kaiser Maximilian kam ein Benefiziat nach Maria-Waldrast, zu Ende des 16. Jahrhunderts ein Hilfspriester und bald darauf ein zweiter Priester. Da alles nicht genügte, wurde an den Bau eines Klosters geschritten. Der Jesuit Balde besang die Wallfahrt.

Im Mirakelbuch 1733 werden 6 Fälle von Verzauberten und Besessenen gemeldet. Die Heilung einer solchen Bezauberten erfolgte durch geweihtes Wasser und Philippibrot, das sie in ihr Essen geben muß. Es ist u. a: von einer "gelegten Zauberei" die Rede. Ein sensationeller Exorzismus fand zwischen 1628 und 1629 statt.

Maria Waldrast, Tirol, Votivbilder und Sterbebilder, Wallfahrtskirche © Claudia Ruppitsch

Maria Waldrast, Tirol
Votivbilder und Sterbebilder, Wallfahrtskirche
© Claudia Ruppitsch, 2005

Maria Waldrast, Tirol, Votivbilder, Votivgaben und Sterbebilder, Wallfahrtskirche © Claudia Ruppitsch

Maria Waldrast, Tirol
Votivbilder, Votivgaben und Sterbebilder, Wallfahrtskirche
© Claudia Ruppitsch, 2005

Mirakelbuch: (Marian M. Moshammer), Der in einer wunderbarlichen Frucht Höchst-beglückte Lerchenstock. Das ist kurtze Beschreibung dess ans einem dürren Lerchen-Stock anno 1392 erwachsenen wunderthätigen Marianischen Gnaden-Bilds auf dem hohen Berg Waldrast sambt dem…durch mehr dann 280 Jahren…erwiesenen Wunder der Gutthaten. Augsburg 1738, 8°
(soll schon 1734 erschienen sein; enthält 358 Fälle); stets fortgrünender Lerchen-Stock, das ist: Fernere Beschreibung deren vornehmsten von anno 1737…her erwiesenen Wunder…auf dem hohen Berg Waldrast…vorgestellet... im Jahr 1759. Ynnsbruck, 8° (enthält 244 Fälle); Fortsetzung jener Wunder und Gutthaten vom J. 1759-1767. Innsbruck 1768, 8°; Vierte Fortsetzung jener Gutthaten, welche durch Fürbitte der sel. Jungfrau Maria als allgem. Gnadenmutter zu Waldrast erhalten und von den Jahren 1767-1777 am 3. Samstag jeden Herbstmonats auf der Kanzel verkündigt werden. Innsbruck 1778, 8°
Außerdem als "Unser Liebfrauen Protokoll" handschriftlich vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Aufhebung geführt.

Maria Wadrast, © Gerhard Hilber

Maria Waldrast, Tirol
© Gerhard Hilber, 12.Dezember 2003

Am Weg nach Maria Waldrast von Matrei, Tirol: Siebenbrünndln © Claudia Ruppitsch

Am Weg nach Maria Waldrast von Matrei, Tirol
Infotafel Siebenbrünndln:
Dieses Gebiet unterhalb von
Maria Waldrast weist sieben
Quellen mit sehr guter
Wasserqualität auf und ist
zugleich Ursprung des Mützener Baches.
© Claudia Ruppitsch, 2004

Quelle: nach: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1956, Bd 3, S. 104 - 107

Ergänzungen sind gerne willkommen!