PINGGAU, Maria Hasel "Frauenbrunn"

Pinggau, Bezirk Hartberg, Steiermark

Pfarre und Wallfahrtsort Maria Hasel in Pinggau © Pfarre Pinggau

Pfarre und Wallfahrtsort Maria Hasel in Pinggau
© Foto: Christoph Grabner, Pfarre Pinggau

Wallfahrtskirche Maria Hasel, der Schmerzhaften Gottesmutter (15.9.) geweiht, als "Unßer lieben Frau in der Pinkha" schon 1377 in einer Urkunde genannt, 1717 bis 1736 neu gebaut. Seit 1776 neuer Gnadenaltar.

Gnadenbild Pfarre Pinggau © Pfarre Pinggau

Gnadenbild um 1520, Pinggau
© Pfarre Pinggau


Andachtsgegenstand: Gotisches Vesperbild (ca. 1520), Christus nach rechts, aber herabgesunken zu den Füßen Marias, rechts Johannes, hl. Maria Magdalena (2. Viertel des 16. Jahrhunderts). Das Bild wurde im Volksmund nach dem Auffindungsort "Maria Hasel". "Haselmutter" oder auch "Maria Pingga" genannt.

Legende:

Hirten haben das Gnadenbild unter Haselstauden in den Pinka-Auen (der Gegend des heutigen Marktes) aufgefunden, der ursprünglich in der Brunnenkapelle aufgestellt war und erst später in die Kirche kam.


Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Maria Hasel, Pinggau © Pfarre Pinggau

Gnadenstatue in der Brunnkapelle der Pfarrkirche "Maria Hasel"
© Pfarre Pinggau

Brunnenkapelle seit 1696 mit heilsamer Quelle, in der ein Vesperbild aufgestellt ist. 1717 erhielt Andreas Schellauf für das "Bild zum Brunn" (Statue Mater Dolorosa am Altar) 25 Gulden Arbeitslohn. Die Fresken im Mittelteil der Kapelle werden Johan Cyriak Hackhofer zugeschrieben.Die Wallfahrt war darum so besucht, weil man glaubte, Maria in der Pingga wolle keinem Pilger eine Bitte abschlagen.

Votive: Die Kirche war früher voll mit Votivbildern und Votiven, darunter großes Kind von Wachs. Die Votive befinden sich dann noch in der Brunnenkapelle, sind aber durch Unverstand verschwunden. Zahlreiche Blumensträuße bei der Quelle, die unter dem Vesperbild herausfließt. Haaropfer, Braut- und Totenkronen.

In das Mirakelbuch 1694 - 1781 sind 657 außergewöhnliche Gebetserhörungen nach verschiedenen Krankheiten, Verletzungen und Unfällen eingetragen. So wird zum Beispiel von der Heilung der Ursula Ohnbauer, die 1696 vom Wasser des Frauenbrunn sehend wurde, berichtet. 1768 brachte Gertraud Riegler aus Burgau ein Kind mit drei Kröpfen und Runzeln zur Welt. Nach der Waschung des Kindes in der Brunnkapelle verschwanden die Mißbildungen. Mit dem Wasser des Gnadenbrunnens wurden aber in erster Linie Augen- und Fußleiden und Kröpfe behandelt.

Der folgende Auszug aus dem Mirakelbuch stammt von Anton Schuller, der 1977 das Mirakelbuch auswertete:
- Augenleiden und Verletzungen (69), Krankheit allgemein (59), Kindbett (42), Fußleiden und Verletzungen (38), Stürze (33), krankes Vieh (32), Unfälle mit Fuhrwerken (30), Fieber (29), Unfälle in der Landwirtschaft (26), Verschlucktes und Steckengebliebenes (23), Ersticken (20), Fraisen (17), Schmerzen allgemein (16), Geschwulst (16), Kontraktion (15), Feuer (13), Viehseuchen (13), Halsleiden (12), scheuendes Vieh (9), Katarrh (7), Verletzungen durch Tiere (6), Vision und Bekehrung (5), Zaubern (5), Wundbrand (5), Handverletzungen (5), Bruchleiden (5), Blutfluß (4), verunglücktes Vieh (4), Bisse (4), Sprechschwierigkeiten (4), Ruhr (4), Krebs (4), allgemeine Anliegen (4), Seitenstechen (4), Husten mit Blutsturz (4), Lähmung, Paralysis (4), Ohnmacht (4), Überfall (3), Geschlechtsmerkmale zweifelhaft (3), Klaben (3), Darm hängt zum After heraus (3), Hinfallende Krankheit (3), Leibsschaden (3), Unwetter (2), Diebe (2), Rauferei (2), verlaufenes Vieh (2), Wassersucht (2), Lungensucht (2), Gicht (2), Giftunfall (2), "Wurm" (2), Nachtschreien (2), Irrsinn (2), Kropf (2), Kleinmut, Verzweiflung (2), mißgestaltetes Kind(1), Bandwurm (1), Gedärmverwicklung (1), Abszeß (1), Erbrechen und Durchfall (1), Gliederreißen (1), Gallische Krankheit (1), siedendes Wasser (1), blutende Wunden (1), Lähmung der Glieder (1), Blasenleiden (1) und Pest (1).

Heute kommen noch jährlich zehn Wallfahrergruppen zu Fuß nach Pinggau, vor allem aus Niederösterreich und dem Burgenland (die Draßmarkter schon seit 1771).

Seit etwa 1782 wünschte sich die Bevölkerung eine eigene Pfarre neben Friedberg, erst am 1. August 1968 wurde Pinggau zur Pfarre (Katastralgemeinden: Schaueregg, Steirisch-Tauchen, Rosenbichl, Baumgarten, Koglreith, Pichlhöf, Markt Pinggau, Wiesenhöf, Hoad, Brandstatt, Dirnegg, Tanzegg, Haideggendorf, Sinnersdorf, Sparbaregg) erhoben.

SAGEN.at dankt Pfarrer Mag. Christoph Grabner für die ausführlichen Informationen!

Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1956, Bd 4, S. 221.
Pfarrkirche "Maria Hasel", Pinggau, Stmk; Hg: Pfarramt Pinggau, 1972.
Pfarre und Wallfahrtsort Maria Hasel in Pinggau, Hg: Röm.-Kath. Pfarramt Pinggau anlässlich der Aktion Grüß Gott 2000.
Johann Schleich, Heilende Wasser, Graz 1997, S. 59 - 60.
[Link] Pfarre Pinggau, Wallfahrtsort Maria Hasel

Ergänzungen sind gerne willkommen!