Tamsweg, Kirche St. Leonhard, "Augenbründl"

St. Leonhard, Tamsweg, Bezirk Tamsweg, Salzburg

St. Leonhardskirche, zu der man schon 1424 und 1425 Grundschenkungen nachweisen kann, obwohl der jetzige Bau erst von 1430 bis 1433 durchgeführt wurde. Offenbar befand sich an ihrer Stätte bereits vorher, jedenfalls seit 1424 ein kleiner, vielleicht hölzerner Kultbau für den angeblich 1421 entdeckten Kultgegenstand; 1433 Kirchenweihe. Bei der Visitation von 1613 war die Kirche noch mit einer Eisenkette umgeben. Beim Kirchendienst waren auch Einsiedler tätig.

Tamsweg, Kirche St. Leonhard © Barbara Albert

Tamsweg, Kirche St. Leonhard
© Barbara Albert, 25. August 2009

Tamsweg, Kirche St. Leonhard, "Augenbründl" © Barbara Albert

Tamsweg, Kirche St. Leonhard, "Augenbründl"
© Barbara Albert, 25. August 2009

Legende:

Die Statue des hl. Leonhard, früher auf einem Altar in der Pfarrkirche, die in einer verschlossenen Kiste der Kirche von Tamsweg lag, begab sich 1421 nächtlicher Weile auf einem nahen Hügel und ließ dort auf einem Wacholderstrauch zwischen 2 Lärchen nieder. Obwohl die Statue in die Kirche zurückgebracht wurde, wiederholte sich dieser Vorgang noch zweimal, obschon man die Truhe, wo sie verwahrt war, von einem Schmid zuschmieden ließ und versiegelte. Daher nahm man dies als Zeichen, dass St. Leonhard eine eigene Kirche für sich haben wollte. Als dann die Kirche gebaut wurde, halfen zwei Ochsen mit, die aus einem uralten Stollen am Fuße des Berges herauskamen und nach Vollendung des Baues wieder verschwanden. Ebenso war der Tuffstein aus Schwarzenstein erschöpft, als die Kirche fertig war.


Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

A.- St. Leonhardskirche

Kultgegenstand: Statue des hl. Leonhard seit 1684 auf Hochaltar, ziemlich roh aus Holz geschnitzt, an der Rückseite verkohlt und auf einem Ast von Wacholder stehend (um 1420). — Beim Portal ein in Messing getriebener Handgriff, einen Löwenkopf vorstellend. Viele Frauen küssen diesen Kopf in der Meinung, von Geister- und Gespensterfurcht befreit zu bleiben. —

Tamsweg, Kirche St. Leonhard © Barbara Albert

Tamsweg, Kirche St. Leonhard
© Barbara Albert, 25. August 2009

Wallfahrtsmotiv: Vornehmlich Verehrung des Heiligen als Viehpatron, als „großer St. Leonhard" im Gegensatz zu dem „kleinen" in Murau. Jedoch auch stark als Befreier aus Gefangenschaft, besonders aus türkischer, verehrt. Sowohl von dem Ast des Wacholderstrauches, worauf die Statue steht, als von der Kiste, in die sie versperrt war, haben die Andächtigen Späne als Heilmittel herabgeschnitten. Gelegentlich wurden auch tote Kinder hergebracht, um sie durch ein Wunder taufen zu können.

Tamsweg, Kirche St. Leonhard © Barbara Albert

Tamsweg, Kirche St. Leonhard
© Barbara Albert, 25. August 2009

Votive: Große Kerzen. Mächtige Votivkerze des 17. Jahrhunderts vom Grafen Kuenburg. Wachsfigur des Rud. v. Dyrnstein (um 1630) im Gewichte des Votanten (119 ½ Pf.), 1793 eingeschmolzen. Wachsvotive noch jetzt gebräuchlich, August 1936 standen 3 Tiere aus rotem Wachs auf dem Leonhardaltar. An Naturalien wurde im 17. und 18. Jahrhundert meist Flachs, manchmal 200 Pfund jährlich dargebracht. Auch das lebende Opfer findet sich noch im 17. Jahrhundert (Pferd, 1622; Kalb, 1644; Stier, 1666). Bedeutsam waren auch hier die Eisenvotive. Gefangene brachten das Eisen, mit dem sie gefesselt waren. Den ältesten Beleg bilden die Fesseln eines Gefangenen, der auf die Fürbitte des Heiligen hin in Bayern befreit wurde. Wahrscheinlich befand sich hier auch ein eiserner Würdinger, da wiederholt Schlosserrechnungen (1613, 1618, 1626) von dem „eisernen Mandl bei der Kirchentür" sprechen. Die übrigen Votive von Eisen, Tiere, Figuren, Hufeisen, Ketten usw. (Proben in Sammlung Kriss und in der Sakristei der Kirche), die heute nicht mehr gebräuchlich sind, müssen einst an Zahl beträchtlich gewesen sein. Schon 1540 wurden 6 Zentner verkauft und 1700 aber 489 Pfund einem Schlosser zur Anfertigung eines Gitters beim Hochaltar überwiesen. Noch 1794 wurden 48 Pfund Eisen, die von Unbekannten geopfert worden waren, verkauft. Eine interessante Holzfigur des Aug. Portner von Mauterndorf, der von 1537 bis 1541 bei den Türken gefangen lag und die ihn als Sklaven in Ketten darstellte, wurde leider ebenfalls im 18. Jahrhundert weggeräumt. Die Votivtafel dazu ist noch vorhanden. Zahlreiche Votivbilder des 17. und 18. Jahrhunderts (1647 — 1737) bedecken die Wände. Leider sind ihre Motive so gut wie unerforscht. Auf einem befindet sich die Darstellung einer Kümmernis.

Tamsweg, Kirche St. Leonhard © Barbara Albert

Tamsweg, Kirche St. Leonhard
© Barbara Albert, 25. August 2009

Wallfahrtszuzug: Einst starker Besuch aus Salzburg und den übrigen österr. Alpenländern, sowie aus Bayern, heute wohl nur auf Salzburg und Obersteiermark beschränkt. Votivglasfenster wurden z.B. aus Südkärnten, vom Brenner, Gmünd i. Kärnten und Wien gestiftet. 1477 ordnete ein Wiener-Neustädter eine Wallfahrt dorthin an und 1479 ein Linzer Bürger je 2 Wallfahrten nach Rom, Aachen, Maria-Zell, St. Wolfgang a. Abersee und St. Leonhard b. T., was für die Fernwirkung der Wallfahrt spricht. Bei der hier errichteten Bruderschaft befanden sich Mitglieder aus Niederösterreich, Tirol, Kärnten und selbst aus Savoyen. Auch Kaiser Friedrich III. gehörte ihr an. Sie zählte 4740 Namen. Zahlreiche Ablässe hoben die Wallfahrt (so 17. Juli 1460 von Papst Pius II.). Jetzt noch 7 Prozessionen. Hauptbesuch bis November.

Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1958, Bd 5, S. 210 - 211.

B.- Das "Augenbründl" am Leonhardsberg

Tamsweg, Kirche St. Leonhard, "Augenbründl" © Barbara Albert

Tamsweg, Kirche St. Leonhard, "Augenbründl"
© Barbara Albert, 25. August 2009

Am Waldrand hinter der Wallfahrtskirche St. Leonhard befindet sich die aus dem 17. Jh. stammende, hölzerne Augustinuskapelle. In dieser ist der Heilige Augustinus mit flammendem Herzen, die Heilige Notburga mit der Sichel und der Heilige Isidor mit dem Dreschflegel abgebildet Zwei goldene Säulen und die Holzschnitzerei geben der Kapelle ein schreinartiges Aussehen. Die Kapelle, welche sich auf einem schon bei der Errichtung ausgesuchten Kraftort mit positiver geomantischer Global-, Diagonal- und Wasserkreuzungszone befindet, wurde 1995 durch die Ortung einer rechtsdrehenden Wasserquelle und durch die Fassung dieser zu einer neuen Wallfahrtsstätte in Tamsweg.

Tamsweg, Kirche St. Leonhard, "Augenbründl" © Barbara Albert

Tamsweg, Kirche St. Leonhard, "Augenbründl"
© Barbara Albert, 25. August 2009

Dieses Wasser, im Volksmund auch „Augenstil-Wasser" genannt, hat durch seine rechtsdrehende Eigenschaft die Wirkung wie das Wasser von Lourdes. Es ist zeitlich unbegrenzt haltbar und die Menschen pilgern dorthin, um ihr „Augenleiden" zu lindern. In der Mystik symbolisiert das Wasser die Seele und die Augen gelten als Spiegelbild der Seele. Das Trinken des Wassers soll bei aufrichtigem Glauben Heilung für den ganzen Menschen ermöglichen. Der Heilige Augustinus als Schutzpatron der Kapelle wirkte im 4. Jh. als Prediger des wahren Glaubens. Zur Zeit des Unterganges des römischen Reiches suchten viele Menschen neue Wege, um den Sinn des Lebens zu erkennen, und fanden Hilfe durch die „wahre Lehre" des Heiligen Augustinus.

Die Kapelle wurde 1995 von der Mörtelsdorfer Dorfgemeinschaft renoviert und am 21. August 1995 eingeweiht. Im Kapellenbuch von 1821 steht geschrieben, „Die Mörtelsdorfer müssen die Kapelle Tag und Nacht bewachen", weshalb sich diese auch um die Augustinuskapelle liebevoll bemühen. „Mögen Pilger an diesem Ort der Kraft Gnade und Heilung für ihre Leiden finden."

Tamsweg, Kirche St. Leonhard, "Augenbründl" © Barbara Albert

Tamsweg, Kirche St. Leonhard, "Augenbründl"
© Barbara Albert, 25. August 2009


C.- Wanderwerg zwei geheimnisvolle Helfer

Wenn man den steilen Leonhardsberg hin ansteigt, so ist links, bevor man zur Wallfahrtskirche kommt, neben dem Weg eine höhlenartige Öffnung zu sehen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen alten Bergstollen.

„Als die St Leonhards-Kirche gebaut wurde, kamen aus diesem Loch der Sage nach zwei große schwarze Ochsen heraus. Sie arbeiteten den ganzen Tag ohne Rast und zogen die schwersten Lasten zum Kirchenbau heran. Des Abends, nach vollbrachtem Tagewerk, verschwanden sie wieder in dem Loch, um am nächsten Morgen wiederzukommen. Dies geschah so lange, bis die Kirche vollendet war. Danach sah man sie nie wieder“.

Das sagenumwobene  „Ochsenloch" stammt aus der Zeit der Lungauer Bergbaublüte. Im Jahr 1584 sind beispielsweise ein Goldbergwerk und eine Goldwaschanlage am Schwarzenberg beschrieben. Die Namen „Goldbrunnock" oder „Goldbründl" weisen auf die Nutzung des Wassers bei der Goldwäsche hin.

Lied: Mutter Gottes vom Gnadenbrünnlein
(Melodie; O Maria Gnadenvolle)

1. Mutter Gottes, Born der Liebe, auf dem Arm das Jesuskind. / Seiner Hand das Gnadenbrünnlein jedem, der's begehrt, entspringt. / Heilend fließt der Gnadenstrom / hin zur Mutter von dem Sohn, / in den Brunnen, in den Brunnen / durch Dich, uns're Mittlerin.
2. Mutter Gottes, Quell der Gnaden, Zuflucht aller Sünder bist. / Föhre sie zu Deinem Sohne, der der Gnadenbrunnen ist. / Er gewährt der Heilung Gnad / durch die Quellen, die Er gab; / die mit Tränen, die mit Tränen / Mutter Dein geheiligt sind.
3. Mutter Gottes, Born der Liebe, Du bringst uns das Heil der Welt. / Jesus, der den Leib, die Seele vor Vergiftung rein erhält. / Wie die Taufe neu gebiert, /aus der Sünd' zum Heile führt, / so ein Tropfen, so ein Tropfen / alles, was verseucht ist, heilt.
4. Born der Liebe, Quell der Gnaden, Heil der Kranken, Trost in Not! / Uns're Rettung schwerer Zeiten, wenn der Feind uns hart bedroht. / Durch des Wassers Kraft und Licht heilt der Herr, was uns gebricht. / Drum vertrauet, drum vertrauet / Jesus und der Mutter Macht.

Wegbeschreibung:

Die Wallfahrtskirche St. Leonhard ist in Tamsweg sehr gut ausgeschildert und man sieht das am Berghang stehende Kirchlein schon von weitem. Bei der Kirche ist der Wanderweg "Arnoweg" angeschrieben, dem Weg folgend kommt man nach 3min zum Augenbründl und der winzigen Augustinerkapelle.

Quelle: Erklärungstafeln vor Ort; Recherche vor Ort: Barbara Albert, 25. August 2009.

Ergänzungen sind gerne willkommen!