MISTELBACH, SCHRICKER HAIDE

Schricker Haide bei Mistelbach, Niederösterreich

Schrick, niederösterreich, Brunnwald © Harald Hartmann

Wäldchen in dem das Schricker Bründl entspringt
Im Hintergrund die Pfarrkirche von Schrick
© Harald Hartmann, November 2007

Heilsames Brünnlein, seit 1672 eine Holzkapelle, daneben. Die Akten geben an, "seit unerdenklichen Zeiten" wäre ein Kreuz oder "Statua mit dem Bildnis Maria" neben einem Bründl hier gewesen. 1770 gibt ein weiterer Akt an, daß vor 98 Jahren bei dem Bründl eine Holzkapelle, errichtet worden wäre. 1708 und 1709 kommt die Gemeinde wiederholt um Bau einer Kapelle aus Stein ein, doch reichten die Mittel nicht, auch wurde der Bau wegen Schädigung eines Zuspruches der Pfarrkirche und wegen abergläubischer Benützung der Quelle abgelehnt. Man wollte den Neubau als Dank wegen des Schutzes vor den ungarischen Rebellen aufführen und ihn der Maria Assumpta weihen. 1770 kam man, da die Holzkapelle, schon ganz zusammengefallen war, neuerdings um den Bau einer Kapelle ein. Ein Guttäter hatte 1209 fl. gesammelt, bei dem Pfarrer von Pirawarth erlagen 385 fl. 49 Kr., ebenso bei dem Bründlvater 44 fl. 48 Kr., so daß der Bau gesichert war, um dessen Bewilligung (Bauplan liegt den Akten bei) der Pfarrer von Pirawarth bittet. Es scheint, daß er durchgeführt wurde. Es sollte kein Altar, nur ein Bild Christi mit dem Ursprung der Quelle aufgestellt werden, was jedoch alles in der josephinischen Zeit 1784 entfernt wurde. Heute nur Bildstöckel bei der Quelle, von einer mächtigen Linde überragt.

Schrick, Niederösterreich © Harald Hartmann

Schricker Bründl
Die Spuren der Fundamente von der Brunnenkapelle sind noch deutlich zu sehen
© Harald Hartmann, November 2007

Legende:

Der Hirtenbrunnen am Schricker Weg.

An einem heißen Sommertage, der mit sengender Glut die ausgetrockneten Fluren und Rebengelände zu verbrennen drohte, so daß jegliche Kreatur den langentbehrten köstlichen Regen herabsehnte, da schritt einst vor vielen hundert Jahren ein armer Händler durch eine dicht mit Staub bedeckte Dorfstraße. Mehr gebückt vom Alter, als durch den nicht gar umfangreichen Krämerkasten, den er am Rücken trug und in dem sich Knöpfe, Bänder, Zwirn und andere, für sonn-und regentägliche Flickstunden nützliche Utensilien befanden, schritt er müde dahin, und wer weiß, wie lange er schon gewandert sein mochte. Weit und breit winkte kein gastlich Dach, wie ausgestorben lagen die wenigen Häuser des Dorfes im glühenden Sonnenbrand. Seufzend ließ sich der Mann auf einer steinernen Stufe nieder, ein armselig Stücklein Brot verzehrend. Da lugte durch den wackeligen Bretterzaun .eines Hausgärtchens ein Bübchen und sein sonniges Auge verriet ein helles Köpfchen hinter gekraustem Lockenhaar. Weiß der Himmel, welche alte Muhme ihm zum besseren Verständnis das Bild vom barmherzigen Samariter erklärt hatte, kurz und gut, der Kleine betrachtet mit großen Augen den Alten, eilt dann fort und kommt mit einem sehr defekten irdenen Henkelkrug voll Wasser; schwer "schleppt der Kleine an seiner Last und fordert den armen Mann zum Trinken auf.

Da schimmert eine Träne der Rührung in den Augen des Mannes und mit einem herzlichen Vergelt's Gott tausendmal, Büabla", streichelt seine schwielige Hand den Scheitel des kleinen Jungen; man weiß nicht, was ihn mehr erquickt - der frische Trunk oder die Gutherzigkeit des kleinen Menschenkindes, die aufgeschrieben ward im Buche des Ewigen ...

Jahre waren vergangen; aus dem kleinen Büblein von damals war ein schmucker Knabe geworden, der mit Stolz die ihm anvertraute Herde alltäglich hinausführt auf die Gefilde von Obersulz und Umgebung, das er als seine Heimat liebt. Der alte Händler ist nicht mehr; auf einem stillen Dorffriedhof Schlesiens ruht er aus von seinen Wandertagen und ihm ist wohl im Gottesfrieden. Aber seine Seele harrt noch der Stunde, in welcher sein Vergelt's Gott" in Erfüllung gehen sollte. Weit ab von seinem Heimatsort entfernt, trieb unser Hirtenknabe seine Lämmlein, zerbrochen lag sein Wasserkrug auf ferner Straße und sein Durst war groß. Erst eine Stunde nach Mittag - und kein Gehöft zu sehen weit und breit, und nirgends Wasser. Was tun ? Die Herde heimwärts treiben? Nein, das ging nicht an; schon meint er umzukommen, immer heißer glüh'n die Sonnenstrahlen nieder und er stützt sich matt auf seinen Stock. War' es doch Abend schon", so seufzt er still für sich. Da plötzlich - wankt er oder bebt die Erde? Sein Stab sinkt ein, sein Fuß fühlt feucht - o Wunder! Hell rieselt Wasser aus dem Boden - Herr, du bist groß! Und nieder sinkt er zum Gebet - erquickt sind Hirt und Herde und staunend pilgern Hunderte hinaus, kaum daß sie es aus seinem Mund vernommen. So ward des Bübleins Samariterwerk vergolten: Und wenn's nur ein Trunk Wasser war' - ich will's vergelten, spricht der Herr!"

Nun beschatten mächtige Kastanien den Hirtenbrunnen am Wege zwischen Zistersdorf und Schrick, und unzählig sind die Wanderer, die sich schon an dem Silbergeriesel der einsamen Quelle gelabt und sich niedergelassen haben zu kurzer Rast unter dem Laubdach, dessen Blätterrauschen erzählt von vergangenen Tagen.


Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Heilquelle.

Die Quelle ist heute in einem Brunnen gefaßt. Ein Kreuz steht zur Erinnerung an das Bründlkirchlein. Der Zugang zum Bründl und der umliegende Platz werden von der Jägerschaft und freiwilligen Helfern in Ordnung gehalten und gepflegt.

Votivbild, Schrick, Niederösterreich © Harald Hartmann

Das Votivbild in der Pfarrkirche von Schrick, Niederösterreich
© Harald Hartmann, September 2008

Gemälde in der Pfarrkirche von Schrick, Christus mit dem Hirtenstab. Aus seiner Wunde spritzt Blut in einen auf dem Boden stehenden Kelch. Dahinter ein Hirt mit Schafen. Heute in der Pfarrkirche von Schrick aufbewahrt. -
Unter dem Gemälde stehen folgende Verse: "Ich Philipp Schalberger genannt, In Schrickh Vüchs Hirt wol bekannt, Fand 1672 auf der zuvor gewesten Hayd, Diß Haylsam Brünntlein mit Freud. Daß da Vor Hiz ich bald Verschmacht, Und zu Gott Umb Wasser pfrarbt, ging Wasser auf an dieser Statt, Drumb ich Dankhte Gottes Macht." - Angeblich hatte der Hirte seinen Stab in die Erde gestoßen, worauf das Wasser entquoll. -

Heilige Familie, Schrick, Niederösterreich © Harald Hartmann

Heilige Familie, ursprünglich in der Brunnenkapelle (um 1700) von Schrick, Niederösterreich
© Harald Hartmann, September 2008

Eine Figurengruppe, die sich ursprünglich in der Quellkapelle befand, befindet sich heute ebenfalls in der Pfarrkirchevon Schrick (Hl. Familie mit Hl.Joachim und Hl. Anna).

Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1955, Bd 2, S. 181
Carl Calliano, Der niederösterreichische Sagenschatz, Bd. V, Wien 1936
Recherche vor Ort

Ergänzungen sind gerne willkommen!