LEUBNITZ-OSTRA, HEILIGER BORN

Dresden, Stadtteil Leubnitz-Neuostra, Sachsen

Im Dresdner Stadtteil Neuostra in der Nähe des ehemaligen Klostergeländes führt die Heiligenbornstraße zum "heiligen Born". Ein "Born" ist (in der Region) eine "eingefaßte Quelle". Die Quelle ist von stattlichen Eichen umgeben.

Das Wasser dieses Brunnens besitzt der Überlieferung nach eine große Heilkraft, schon im Mittelalter wurden viele Wallfahrten hierher unternommen.

Legende:

Einst sollen hier die Jungfrau Maria und der heilige Johannes erschienen sein. Nomaden, die zufällig an der Stelle rasteten, wurden durch dieses Wunder zum Christentum bekehrt und ließen sich taufen.

Die Zisterzienser-Nonnen sollen hier ein Klosterhaus gehabt haben und wollten das Wasser des Brunnens zum Baden benutzen. Alle Versuche, das Brunnenhaus und damit die Quelle zu überdachen, scheiterten, weil der Brunnen sogleich heftig aufschäumte und damit seine Überdachung zerstörte.

Im Dreißigjährigen Krieg hat man öfters eine Quellnixe beobachtet. Sie soll jeden, der das Wasser verunreinigte, bösen Geistern übergeben haben. Dagegen verwandelte sie frommen Leuten, die in der Johannisnacht Wasser schöpften, selbiges in Wein.

In der Neujahrsnacht soll um den Brunnen herum ein heller Schein erstrahlen und leises harmonisches Glockenläuten zu hören sein.


Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Um das Wasser ranken sich viele Zauberpraktiken, die in bestimmten Nächten wie der Neujahrs- und der Johannisnacht besonders wirkungsvoll sind. Bekannt ist zum Beispiel der Brauch des Osterwassers; es muß schweigend, unter stillem Gebet in der Osternacht aus einem fließenden Wasser geholt werden. Es verdirbt nicht, ist heilkräftig, hebt die Schönheit und findet bei Liebeszauber und Wahrsagung Anwendung. In der Ostermitternacht verwandelt sich das Wasser für einen Augenblick in Wein.

Der Brunnen spielte auch stadtgeschichtlich eine gewisse Rolle, da er lange Zeit in die Wasserversorgung von Dresden eingebunden war. Es heißt, August der Starke habe das Wasser so sehr geschätzt, daß er sich selbiges sogar bis nach Warschau bringen ließ.

Quelle: Frank Winkelmann, Die schwarzen Führer, Sachsen. Freiburg im Breisgau, 1997, S. 58 - 59. Ergänzt durch Hinweise von Jörg Becker aus Dresden (21.06.2007).

Ergänzungen sind gerne willkommen!