SONNENRÖSCHEN (Helianthemum nummularium)

aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932

Kleiner Halbstrauch mit eiförmigen Blättern und gelben leicht abfallenden Blüten, ziemlich häufig an sonnigen Rainen, Waldrändern usw. wachsend. Das Sonnenröschen scheint nur im slawischen Aberglauben eine Rolle zu spielen. Wenn in der mährischen Walachei ein Haustier beschrien oder verzaubert war, reichte man ihm einen Absud vom Sonnenröschen, "zpatecni úrocnica", d. i. die Pflanze, die "rückwirkende Kraft" besitzt 1). Vgl. den Namen "Kumwedder" (Komm wieder) für die Schuppenwurz und die niederösterreichische Bezeichnung "Bring was wieder" (Bring mir's wieder, nämlich die verlorene Milch) für den Knollen-Knöterich (Polygonum viviparum). In Böhmen spielte das Sonnenröschen (devaternik) im Liebeszauber eine bedeutende Rolle. Wenn sich das Mädchen mit dem Absud der Pflanze neunmal abwäscht, so wird es sehr gesucht werden und viele Liebhaber bekommen 2). In Siebenbürgen wird, um die Wunde schnell zum Heilen zu bringen, ein Blatt des Sonnenröschens mit der glatten Seite (Oberseite) auf die Verletzung gelegt 3).

1) Zeitschrift für österreichische Volkskunde 13, 26.
2) Grohmann 208.
3) Schullerus Pflanzen 395.


Marzell.