MAIWASSER



aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932


Wie der Mairegen (s. d.) und Maitau (s. d.), die bisweilen ungenau Maiwasser genannt werden, so hat jedes Maiwasser heilsame Kraft, besonders aber das am 1. Mai frühmorgens getrunkene Wasser 1). Das zu dieser Zeit vor Sonnenaufgang geschöpfte Wasser wird noch heute im Elsaß als heilkräftig, namentlich gegen Augenleiden, angesehen 2). In Frankreich gehörte im 16. Jh. Maiwasser zum Handwerkszeug des Zauberers 3). Dort ist es auch üblich, am 1. Mai zeitlich früh die Quellen zu besuchen, das Wasser zu trinken und zu tanzen 4), was auf alte Quellenverehrung und Quellenopfer zur Frühjahrszeit hinweist. Ausnahmsweise heißt es in Chotieschau in Westböhmen, daß man im Mai nicht viel Wasser trinken soll 5). Dabei handelt es sich wahrscheinlich um die Übertragung des Glaubens, daß im April (s. d.) das Wasser giftig ist, auf den Mai.

1) SchwVk. 11, 41; Hoffmann-Krayer 158.
2) Albers Das Jahr 210.
3) Gerhardt Franz. Novelle 131.
4) Sébillot Folk-Lore 2, 303.
5) John Westböhmen 76, 243.



Jungbauer.