FRÜHLING

Was es mit dem ungeschorenen Widder auf sich hat


Oben: Ganz bestimmte Speisen und nach besonderen Rezepten gebackenes Brot gehören in einen österlichen Speisekorb, den man in die Kirche zur Weihe bringt.© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv
Rechts: Eierpecken ist auch in Tirol besonders bei Kindern ein beliebter Osterbrauch. © Elisabeth Gaggl


Opfertiere gibt es nicht nur in heidnischen Kulten oder im Alten Testament. Auch in einigen Tiroler Orten hat sich dieser religiöse Brauch erhalten. Am berühmtesten ist der "Virger Widder" in Osttirol, der früher in feierlicher Prozession durch das ganze Iseltal nach Lavant bei Lienz geführt wurde. Heute ist die Wallfahrtskirche von Obermauern das Ziel der alljährlich am Sonntag nach Ostern durchgeführten Widderprozession. Das Opfertier wird jahrelang gepflegt und gehegt, bleibt ungeschoren und wird zu seinem "großen Tag" liebevoll geschmückt.

Das gewiß auf alte Zeiten zurückgehende Widderopfer soll während einer Pestzeit des 17. Jahrhunderts neu gelobt worden sein. Vielfach wurde es als Dank für die gut überstandene Winterzeit mit ihren Lawinengefahren und Krankheiten angesehen. Heute werden die Opferwidder versteigert. Der Erlös kommt kirchlichen oder sozialen Zwecken zugute.

Matrei in Osttirol kennt wie das benachbarte Virgen den Brauch des Opferwidders.
Hier wird das gepflegte und schön geschmückte Tier gerade versteigert.
© Marktgemeinde Matrei/O., Bildarchiv